Natürlich ließe sich auch einfach sagen, die Schale sei schlicht. Doch Günter Figals Essay ist gleichermaßen eine Meditation über ein Ding als auch über die Einfachheit selbst. Der Gegenstand, an dem sich der Philosoph bei seinen Überlegungen orientiert, ist eine Schale der international renommierten Keramikerin Young-Jae Lee. Die Schale ist gut zehn Zentimeter hoch, hat einen Durchmesser von 17 Zentimeter und eine graublasse Glasur. Der Umschlag dieses Buches ist so konzipiert, dass man sich die Schale beim Lesen ständig vor Augen halten kann. Seit 1978 leitet die Koreanerin die Keramische Werkstatt Magarethenhöhe in Essen. Young-Jae Lee, die der keramischen Tradition ihres Heimatlandes und zugleich der Idee des Bauhauses verpflichtet ist, schafft an der Töpferscheibe Gefäße, die benutzbar und zugleich Kunstgegenstände sind. Günter Figal beschreibt die Schale und klärt zugleich den Begriff der Einfachheit. Diese Denkbewegung führt über die fragwürdige Unterscheidung von Kunst und Kunsthandwerk hinaus. Sie führt zum Wesen eines schönen Gegenstandes, der keine Sprache braucht, um zu erscheinen, denn er ist einfach und dabei auf intensive Weise da. Figal bedenkt in seinem Essay Fragen des Raumes und der räumlichen Dinge und führt dabei vor, wie das Einfache das Schwierigste und zugleich das am meisten Einleuchtende sein kann.
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