Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Université de Fribourg - Universität Freiburg (Schweiz), Sprache: Deutsch, Abstract: Wie zeigt sich dieses "Dorf im Untergang"? Die vorliegende literaturwissenschaftliche Arbeit geht dieser Frage nach. Während die Figurenanalyse in der Literaturwissenschaft seit langer Zeit große Aufmerksamkeit genießt, steht seit dem "Spatial Turn" die Frage nach der Rolle des Raumes vermehrt im Fokus vieler literaturwissenschaftlicher Arbeiten. Um die Frage zu beantworten, ob und wie das (literarische) Dorf in Arno Camenischs Ustrinkata mit dem Untergang konfrontiert ist, ist es sinnvoll, Figuren- und Raumebene gleichermaßen ins Blickfeld zu nehmen. Schließlich sind es die Figuren, die sich im Raum bewegen. Und ist nicht das Dorf ein Raum von besonderem Interesse? Ebenso interessant wie die Frage, wie das Individuum einen Raum wahrnimmt ist die Frage, wie dieser Raum zu charakterisieren ist. Das Verlassen von Räumen, sogenannte Grenzüberschreitungen, sind zentral für die Handlung vieler literarischer Texte. Auch Ustrinkata lebt vom Überschreiten, oder zumindest touchieren, von räumlichen Grenzen - selbst wenn dies nur auf der Erzählebene der Figuren passiert. In einem ersten Schritt wird ein Blick zurück gewagt: das Dorf bewegt sich in einer langen literarischen Tradition und genießt in der deutschen Literatur einen besonderen Stellenwert. Besonders im 19. Jahrhundert, zur Zeit der Dorfgeschichte und des Heimatromans, kann von einer Blütezeit des Dorfes in der Literatur gesprochen werden. Doch auch in der Gegenwartsliteratur ist das Dorf immer wieder Schauplatz und Zentrum der Handlung. In einem zweiten Schritt wird ein kurzer Einblick in die literarischen Raumtheorie(n) und Figurenanalyse gegeben. Schwerpunkte bilden dabei die Erkenntnisse Jurij Lotmans (Raumsemantik) sowie die figurenspezifischen Analyseinstrumente nach Tilmann Köppe und Tom Kindt. Um der Frage nachzugehen, wie sich das "Dorf im Untergang" auf Raum- und Figurenebene zeigt, wird im Hauptteil versucht, theoretische Erkenntnisse und Textstellen in Relation zu bringen und in dieser Form zu ergründen, mit was für einem Dorf wir es hier eigentlich zu tun haben. Wie unterscheidet sich das Dorf der Gegenwartsliteratur zum Dorf in der Heimatliteratur? Wie ist die Wahrnehmung der Figuren? In welchen Räumen bewegen sie sich? Kann man überhaupt von einem "Untergang" sprechen? Welche Aspekte sprechen dafür? Dies sind die Leitfragen der vorliegenden Arbeit, welche am Ende in der Zusammenfassung noch einmal aufgegriffen und zu beantworten versucht werden.
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