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Diese Arbeit untersucht autobiographische Romane, für deren Poetologie die Katastrophe der Shoah konstitutiv ist. Alle analysierten Schreibprojekte fokussieren den ästhetischen Fiktionalitätscharakter des Schreibens und setzen sich so binnenliterarisch von literarischen Verfahren ab, die durch ihre Rhetorik Effekte von Authentizität zu erzeugen suchen. Die komplexen Strategien autobiographischen Schreibens bei Danilo Kiš, Georges Perec, Raymond Federman, Hanna Krall sowie Georges-Arthur Goldschmidt reichen von postmoderner poetologischer Reflexion bis hin zu Versuchen fragmentierten…mehr

Produktbeschreibung
Diese Arbeit untersucht autobiographische Romane, für deren Poetologie die Katastrophe der Shoah konstitutiv ist. Alle analysierten Schreibprojekte fokussieren den ästhetischen Fiktionalitätscharakter des Schreibens und setzen sich so binnenliterarisch von literarischen Verfahren ab, die durch ihre Rhetorik Effekte von Authentizität zu erzeugen suchen. Die komplexen Strategien autobiographischen Schreibens bei Danilo Kiš, Georges Perec, Raymond Federman, Hanna Krall sowie Georges-Arthur Goldschmidt reichen von postmoderner poetologischer Reflexion bis hin zu Versuchen fragmentierten historischen Erzählens. In genauen Lektüren wird aufgezeigt, dass die autobiographischen Schreibprojekte Erinnerungsarbeit in einer Reflexion sprachlicher Ausdrucksformen prozessieren. Die Voraussetzung einer Lebensgeschichte, die sich der erinnernden Vergegenwärtigung entzieht, wird zum Einsatzpunkt des autobiographischen Schreibens, wobei der Erfindung eine konstitutive Rolle in der Textproduktion zugeschrieben wird. In den Analysen dieses Buches wird herausgearbeitet, wie die Bedingungen autobiographischen Schreibens mit der Erinnerungsproblematik und der kollektiven Erfahrung der Verfolgung und Vernichtung korreliert sind; zentral ist dabei auch die Frage, welche Rolle die einzelnen AutorInnen dem 'Judesein' und der Erfahrung des Antisemitismus in ihren Texten zuweisen.

Inhalt:
1 Einleitung
1.1 Zeugnis und Erinnerungsprozess: Die Integrität des Autors
1.2 Authentizität versus Konstruktion: "Postfaktische" Shoah-Literatur
1.3 Traumatische Bilder versus Prozess der Sprache
1.3.1 Erinnerung als sprachliche Konstruktion
1.3.2 Imagination als Anwesenheit des Abwesenden
1.4. Autobiographie und Narrativität der Historiographie
1.5 Fiktionalisierung der modernen Autobiographie
1.6 "Fiktion aus dem Wirklichen"
2 Danilo Kiš: Garten, Asche
2.1 Autonome Poetik: Synthese von Dokument und Phantasie
2.2 Aufbrechen der autobiographischen Form
2.3 Strategien gegen den Tod: Der Faden der Erzählung und das Reisen
2.4 Autobiographie als Epitaph: Die Figur des Vaters
2.5 Poetische Genealogie
2.6 Geschichte des Vaters als inverse Typologie
2.7 Der Fahrplan des Vaters als Enzyklopädie
2.8 Enzyklopädie und Epitaph
3 Georges Perec: W oder die Kindheitserinnerung
3.1 Alternieren von Erinnerung und Fiktion
3.1.1 Die Leerstelle im Zentrum als Definition jüdischer Herkunft
3.2 Zerstörung von Gedächtnis
3.2.1 Amalgamierung von Zeitgeschichte und persönlicher Erinnerung
3.2.2 Stereotype versus bedeutsame Erinnerung
3.2.3 Verschiedene Textstufen der Erinnerung
3.3 Strategien der Substitution
3.3.1 Deckerinnerungen
3.3.2 Leseerinnerungen als "wiedergefundene Verwandtschaft"
3.4 Mnemotechnik: Relation von W und Kindheit
4 Raymond Federmans autobiographisches Projekt
4.1 Postmodernes Schreiben und Shoah
4.2 'Surfiction' als Selektion und Auslöschung
4.3 Avantgarde und Autobiographie
4.4 Die Stimme im Schrank
4.4.1 Die Utopie der Stimme und das Plagiat
4.5 Betrifft: Sarahs Cousin
4.5.1 Melodramatisches Formexperiment
5 Hanna Krall: Die Untermieterin
5.1 Lebensgeschichten im Kontext der polnischen und jüdischen Geschichte
5.2 Erzählmuster von Lebensläufen
5.3 Duplizität der Narrationen
5.3.1 Ästhetische Differenz: hell und schwarz
5.3.2 Verdopplung der Erzählfigur: Marta und Maria
5.3.3 Major Krall und Bernard R.: Der heroische und der ambivalente Held
5.3.4 Relation von Polen und Juden
6 Georges-Arthur Goldschmidt: Die Absonderung
6.1 Programmatische Zweisprachigkeit
6.2 Abwehr der Erinnerung: Körperwahrnehmung und Landschaftsbeschreibung
6.2.1 Topographische Erinnerung
6.2.2 Die Konstruktion des 'jüdischen Körpers'
6.3 Freud und die deutsche Sprache: Sexualität und Politik
7 Der Text der Erinnerung
Literatur
Autorenporträt
Susanne Düwell studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Bonn und Berlin. Von 1997 bis 2002 wissenschaftliche Hilfskraft bzw. Mitarbeiterin an der Universität Bonn und Lehrbeauftragte an der Universität Koblenz-Landau. Promotion in Bonn 2003. Zur Zeit Stipendiatin der Minerva-Stiftung. Arbeitsschwerpunkte sind deutschsprachige Gegenwartsliteratur und Holocaust-Literatur.