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Der amerikanische Krimi- und Detektivfilm der 40er und 50er Jahre wurde geprägt durch düstere Bilder und tiefe Schatten. Der Blickwinkel ist pessimistisch und zeigt die Welt wie sie ist - relistisch und ungeschönt. Protagonisten wie Humphrey Bogart und andere harte Männer schlendern im Trenchcoat und mit Hut, sowie einer Kippe im Mundwinkel durch dunkle Gassen amerikanischer Städte. Mysteriöse Frauen und unschuldige Vamps treiben ihr Unwesen, desillusionierte Menschen, die an nichts mehr glauben, außer an Geld und sich selbst. Literarische Vorlagen lieferten vor allem Autoren wie Hammett, oder…mehr

Produktbeschreibung
Der amerikanische Krimi- und Detektivfilm der 40er und 50er Jahre wurde geprägt durch düstere Bilder und tiefe Schatten. Der Blickwinkel ist pessimistisch und zeigt die Welt wie sie ist - relistisch und ungeschönt. Protagonisten wie Humphrey Bogart und andere harte Männer schlendern im Trenchcoat und mit Hut, sowie einer Kippe im Mundwinkel durch dunkle Gassen amerikanischer Städte. Mysteriöse Frauen und unschuldige Vamps treiben ihr Unwesen, desillusionierte Menschen, die an nichts mehr glauben, außer an Geld und sich selbst. Literarische Vorlagen lieferten vor allem Autoren wie Hammett, oder Chandler. "Film Noir" gibt einen umfassenden Überblick über alle wichtigen Filme dieses Genres.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2012

Als Hollywood noch schwarzmalen konnte

Am Anfang standen - ja, wer eigentlich? Die flackernden Bilder des deutschen Expressionismus im Film, bei Fritz Lang und Fritz Murnau? Oder die Kriminalromane der "Schwarzen Serie", von W.R. Burnett ("Little Cesar") und James M. Cain ("Double Indemnity") bis Cornell Woolrich ("Phantom Lady"), in denen das organisierte Verbrechen auftrat, abgebrühte Privatermittler und Fälle, die nicht mehr durch Nachdenken gelöst werden konnten? War es die amerikanische Depression der dreißiger Jahre? Oder wurde der "Film noir" erst zur Epoche und zu einer Gattung durch den Blick der französischen Kritiker, die ihn nach 1945 so zu nennen begannen?

Eigentlich egal, das Genre selbst, in dem zwischen 1930 und 1960 Filme wie "Der Malteser Falke", "Im Netz der Leidenschaften", "Tote schlafen fest" oder "Im Zeichen des Bösen" gedreht wurden, stellte ja auch nie Ursprungsfragen. Seine Figuren haben zwar stets schon ziemlich viel Vergangenheit, wenn der Film beginnt, sie sind von irgendwo weggelaufen, haben etwas ausgefressen, sind irgendwo gestrandet, um in eine unglückliche Verkettung von Ereignissen einzutreten. Ständig gibt es Rückblenden. Aber weil die Vergangenheit hinter ihnen her ist, kann sie auch nicht geklärt werden.

Sigmund Freud, oder das, was in Amerika von ihm angekommen war, schreibt an den Drehbüchern mit, doch wenn man von Hitchcocks "Ich kämpfe um dich" (1945) mit Ingrid Bergman absieht, ist das Verbrechen, um das es meistens geht, kein Rätselspiel. Nicht einmal wenn die Täter geschnappt werden, scheint das Problem beseitigt, für das sie standen.

Unschuldige Figuren gibt es im Film noir nicht, eigentlich sind alle korrupt. Ihre Charakterfehler passen stets genau zueinander. Typischer Dialog: "Phyllis: ,Wir sind beide verdorben.' Walter: ,Nur, dass du verdorbener bist. Tschüs, Baby.' Sie erschießen sich gegenseitig." Außerhalb der Liebe herrscht mehr oder weniger Fatalismus, in der Liebe auch. Bei niedriger Kamera und gedämpftem Licht beweisen die Figuren, dass das Leben eine Falle ist. "Das ist doch Schwarzmalerei!" Ja, genau. Es wirkt fast, als habe die Filmkunst, kurz bevor der Farbfilm üblich wurde, noch einmal zu zeigen versucht, was man am alten Material hatte: Schatten.

Der Bildband von Alain Silver und James Ursini war lange vergriffen, zum fünfundzwanzigjährigen Bestehen des Verlages ist er wiederaufgelegt worden. Er ist eine Einladung, sich diese Filme (noch einmal) anzuschauen, mehr als ein gelehrte Abhandlung über das Genre. Die Autoren drängen dem Leser auch keine tiefsinnigen Deutungen auf. Es werden Leitmotive des Genres illustriert, exemplarische Werke nacherzählt, die wichtigsten Regisseure - beispielsweise Nicholas Ray, Robert Siodmak, Billy Wilder - porträtiert, alles natürlich in weißer Schrift auf schwarzem Papier. Die Bildauswahl ist großartig, der Band enthält eine Chronik und eine Bibliographie zum Weiterlesen, am besten sind die vielen Bilder von den "Sets".

JÜRGEN KAUBE

Alain Silver & James Ursini: "Film Noir".

Hrsg. v. Paul Duncan. Aus dem Englischen von Thomas J. Kinne. Taschen Verlag, Köln 2012. 192 S., geb., 14,99 Dollar.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Zum Teil nie gesehenes Material ist Rezensent Michael Althen zufolge in diesem erschwinglichen Filmbuch versammelt. Es ist seiner Ansicht nach so reich illustriert, dass er die Texte nur noch als "Dreingabe" verstanden hat. Die Fotos seien sinnfälligerweise auf schwarzem Grund reproduziert. Als Schauplätze beschreibt Althen "nächtliche Städte, nasser Asphalt, düstere Korridore, verlassene Fabrikanlagen... verrauchte Hinterzimmer" - eine Welt, in der es nicht mal dann Tag werde, wenn die Sonne scheint. Auch die im Buch abgebildeten Helden haben in ihrem Scheitern nie mehr solche Eleganz an den Tag gelegt, wie in den Bildern des Film Noir, deren Schatten der Rezensent so präzise ausgemessen findet, "dass sie wie Blei an den Füssen der traurigen Helden zu hängen scheinen".

© Perlentaucher Medien GmbH