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Für die 4. Auflage sind die Filmklassiker wiederum aktualisiert und um die besten neuen Filme der letzten Jahre ergänzt worden: beim Publikum und der Oscar-Jury erfolgreiche Filme wie Gladiator, Moulin Rouge oder 8 Frauen finden sich ausführlich besprochen, aber auch europäische, amerikanische und japanische Filme eher abseits des Mainstream wie Romance und Intimacy, Memento, Yi Yi und andere. Neue Erkenntnisse der Filmwissenschaft führten auch zu Ergänzungen und Umstellungen in Band 1.

Produktbeschreibung
Für die 4. Auflage sind die Filmklassiker wiederum aktualisiert und um die besten neuen Filme der letzten Jahre ergänzt worden: beim Publikum und der Oscar-Jury erfolgreiche Filme wie Gladiator, Moulin Rouge oder 8 Frauen finden sich ausführlich besprochen, aber auch europäische, amerikanische und japanische Filme eher abseits des Mainstream wie Romance und Intimacy, Memento, Yi Yi und andere. Neue Erkenntnisse der Filmwissenschaft führten auch zu Ergänzungen und Umstellungen in Band 1.
Rezensionen
Zum Teil lassen sich die Autoren anhand rezeptionsgeschichtlicher Dokumente auf individuelle Interpretationen ein, zum Teil nähern sie sich in essayistischer Weise dem Kunstcharakter des einzelnen Films - ohne darüber die sachlichen Mitteilungen zu versäumen oder die historische Distanz zu vergessen. Zürichsee-Zeitung

Im Ganzen besehen handelt es sich um eine vorbildliche Edition. Die Inhaltsbeschreibungen zu den rund 500 Filmen, die hier als Klassiker ihres Genres in die Sammlung Eingang gefunden haben, sind meist mehr als erschöpfend. Die Kommentare beleuchten darüber hinaus die wesentlichen produktions- und rezeptionsgeschichtlichen sowie ästhetischen Aspekte der in Frage stehenden Werke. Germanistik

Das von Thomas Koebner herausgegebene Lexikon stellt fast 500 bedeutende Filme chronologisch vor. Es gehört für mich zu den intelligentesten und zugleich am besten geschriebenen Kinobüchern seit langem. "Filmklassiker" könnte, mit seinen hilfreichen Registern und Bibliographien, ein cineastisches Gegenstück zu Kindlers Literatur-Lexikon werden: selbst ein Klassiker. Uwe Wittstock, Kölner Stadtanzeiger

Diese Kassette ist eine wunderbare Enzyklopädie der großen Kinokunst, die dem Leser ausführliche und fachlich fundierte Informationen, detaillierte Beschreibungen der Sujets, aber auch kenntnisreiche ästhetische Analysen bietet. So mancher Beitrag hat durchaus das Format eines kleinen Essays. Und nicht zuletzt kann man sich durch die über 2000 Seiten dieser vier Pocket-Bändchen genüsslich wie durch einen spannenden Roman durchlesen, vorbei an den Meilensteinen der Filmgeschichte. Mannheimer Morgen

Ein sehr gutes Nachschlagewerk für Freunde der gepflegten Filmkunst. Heilbronner Stimme

Die Filme, die hier stehen, sollte man sich nicht entgehen lassen. Badische Neueste Nachrichten

Das 1995 erstmals erschienene und jetzt in vierter Auflage vorliegende Buch hat selbst das Zeug dazu, ein Klassiker zu werden. Frankenpost

Die vier Bände sind im klassischen Reclam-Format, ausgiebigst!!! bebildert und nicht nur den Spezialisten zu empfehlen. Die Auswahl der vorgestellten Filme reicht chronologisch von 1913 bis 1999, es wurden sowohl anspruchsvolle, wie auch sogenannte Zeitgeist-Filme berücksichtigt, das Augenmerk liegt auf Produktionen, die in Europa zu sehen waren/sind. Zu jedem Film liegt eine ausführliche Besprechung vor, das Jahr der Uraufführung, sowie die Länge und die Autoren von Buch und Musik werden berücksichtigt. Natürlich fehlen auch nicht Regisseure, Kameraleute und die bedeutendsten Darsteller. Also auf zur Zeitreise! Dr. Mabuse - Der Schatz der Sierra Madre - 2001: Odyssee im Weltraum - Der Stadtneurotiker, oder Matrix - es gibt viel zu entdecken oder wiederzuentdecken. eclipsed - Rock-Magazin
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.12.1995

Klassiker sind Überlebende
Der Kampf um Vollständigkeit: Fünfhundert Opern, fünfhundert Filme / Von Wilfried Wiegand

Keinem Opernführer, Schauspielführer, Operettenführer oder Filmführer gelingt es, die Hydra namens Spielplan zu bändigen. Unentwegt werden nicht nur neue Werke produziert, sondern auch alte wiederentdeckt. Es gibt keinen gültigen Spielplan, und sobald die Illusion eines solchen auftaucht, findet sich gewiß eine Provinzbühne oder die Retrospektive eines Filmfestivals, die provozierend mit irgendeiner Ausgrabung aufwartet und den vermeintlichen Kanon klassischer Werke in Frage stellt. Je umfangreicher der Programmführer, desto weniger Enttäuschungen bereitet er. Aber das Grundübel der Unvollständigkeit vermag kein noch so großer Umfang aus der Welt zu schaffen.

Mit fünfhundert Werken, meint man, müßte es dem "Harenberg Opernführer" einigermaßen gelungen sein, das Monstrum Spielplan zu zähmen. Mit Bürokratenfleiß sind darin auch Premieren der letzten Jahre verzeichnet, bis hin zu Alfred Schnittkes "Historia von D. Johann Fausten", uraufgeführt in Hamburg am 22. Juni 1995. Trotzdem stößt man schnell auf Ausgelassenes. So fehlt von Bernstein die "West Side Story", weil das keine Oper, sondern ein Musical sei. Anderes wird in den Kanon nicht aufgenommen, weil es als Operette zu gelten habe. Von Johann Strauß gibt es also nur "Die Fledermaus", von Jacques Offenbach nur "Hoffmanns Erzählungen". Das ist in allen Opernführern so üblich, um so bedauerlicher bleibt es, daß auch dieser brav den Konventionen folgt. Denn selbst wenn die Abgrenzung von Oper und Operette im Reich der Theorie richtig sein mag, so ist sie für den Benutzer unpraktisch. Denn Opern, Operetten und Musicals werden normalerweise im selben Haus gespielt, sind auf demselben Spielplan angezeigt. Man stelle sich einmal vor, ein Filmführer würde Unterhaltungsfilme ausklammern.

Aber selbst innerhalb dieser Grenzen ist der "Harenberg" nicht komplett. Von vierunddreißig erwähnten Händel-Opern werden zehn besprochen, von fünfzehn Opern Haydns sieben. Das ist nicht etwa wenig. Der sehr seriöse Opernführer von Csampai/Holland mit seinen insgesamt etwa zweihundertzwanzig Besprechungen hatte 1990 nur fünf Opern von Händel und drei von Haydn gewürdigt. Aber auch der doppelt so umfangreiche Harenberg-Führer läßt sich mühelos durch Wiederentdecktes überholen.

Dennoch haben es die Herausgeber von Opernführern, Operettenführern und Schauspielführern leichter als die Autoren der Romanführer oder gar der Filmführer. Theater und vor allem Opernhäuser sind schwerfällige Maschinen, das Publikum nicht weniger Häuser ist konservativ, und so bieten die Spielpläne wenig Abwechslung. Neue Werke und Ausgrabungen von Vergessenem sind Randphänomene, gemessen an der Übermacht der Klassiker auf dem Spielplan. Theater und Opernhäuser sind längst zu Institutionen des Historismus geworden. Wie ganz anders ist das bei der Literatur oder beim Film. Hier ist das Publikum jung und führt sich vor allem das Neue als erregende Unterhaltung zu Gemüt. Filmfirmen und Verlage reagieren schnell und vollziehen jeden Schwenk des Zeitgeistes beflissen mit. Das Aktuelle ist die Hauptsache, der Historismus, die Pflege der Klassiker, die Nebensache. Geschmeidig wandelt sich der Geschmack und paßt sich dem schwankenden Zeitgeist an. Ein neuer Roman, ein neuer Film kann sensationelle Wirkungen haben und auch den Blick auf die Klassiker verändern, der ganze Geschmack des Lesepublikums und der Kinogänger wird dadurch neu programmiert, unter Umständen aber ist nach ein paar Monaten der ganze Modespuk schon wieder vorbei. Was ist hier noch klassisch?

Der Reclam-Verlag versucht eine Antwort: Fast fünfhundert Filme, so behauptet er, seien "Filmklassiker". Man nimmt die vier drallen Bändchen mit ihrem attraktiven Design gern in die Hand, und das Niveau der Besprechungen macht auch stundenlanges Schmökern zum Gewinn. Alles wäre in Ordnung, wenn das Buch heißen würde: "Filme, die uns gefallen haben und die man sich wieder ansehen kann". Aber so heißt es eben nicht, und so stellt man sich denn doch die Frage: Kann es fünfhundert klassische Filme geben?

Anspruch auf den Klassikertitel haben am ehesten alte Werke - nicht weil früher alles besser gewesen wäre, sondern weil sie sich im Feuersturm des Geschmackswandels schon bewährt haben. Klassiker sind Überlebende, deshalb werden sie bewundert. Insofern braucht sich Harenbergs Opernführer um die Frage, was klassisch ist, nicht zu kümmern, da der Grundbestand der Opernspielpläne ohnehin den Überlebenden gewidmet ist. Im normalen Kino aber gibt es keinen Grundbestand, im wiederholungsfreudigen Fernsehen schon eher und in den Programmkinos mit ihren modischen "Kultfilmen" am ehesten. Aber das sind nicht Klassiker, sondern Bestseller für ein Spezialitätenpublikum.

An ein jugendliches Kultfilm-Publikum ist der Führer vornehmlich gerichtet. Die eigentlichen Klassiker werden knapp gehalten. Der erste Band endet 1946, der zweite 1964, damit ist gewissermaßen die Epoche der alten Meister zu Ende. Band 3 setzt ein mit "Le Bonheur", "Der Pfandleiher", "Ekel" und "Der gewisse Kniff". Man sieht schon, das ist die Welt der Beatles, der Pille, der Pop-art und der Achtundsechziger. Aus der Sicht der heutigen Jugend beginnt mit Band 3 die Zeit ihrer Väter. Immerhin, trotz dieser Perspektive wurden fünfzig Stummfilme aufgenommen, und die Hitliste der Regisseure hält mancher Nachprüfung stand. Angeführt wird sie von Buñuel mit neun Filmen, gefolgt von Hitchcock (8), Chaplin (7), Renoir (7), dann kommen Bergman, Fellini, Godard, Huston, Truffaut und Welles mit jeweils sechs, Ford, Kubrick, Lang und Spielberg mit fünf Filmen. Auch die neununddreißig Regisseure, von denen drei oder vier Filme besprochen werden, sind gut ausgewählt. Man mag sich fragen, ob Forman, Wenders, Roeg solche Heraushebung verdienen, aber im Prinzip scheint die Auswahl gelungen.

Sie wirkt weniger überzeugend, sobald man bemerkt, wie viele Große sich mit einer oder zwei Nennungen abfinden müssen: Chabrol (2), Clair (2), Eisenstein (2), Kazan (2), Ozu (2), Pudowkin (2), Dreyer (1), Mizoguchi (1), daß einige gar nicht vorkommen, allen voran Busby Berkeley und Eric Rohmer. Andererseits bereitet es ein gewisses Vergnügen, geheime Schätze zu kennen, die offenbar selbst dem fast fünfzigköpfigen Mitarbeiterteam dieses Lexikons unbekannt geblieben sind: Franjus "Le sang des bêtes", Pudowkins "Mutter", Kazans "America, America", Sam Woods "King's Row", Capras "The Miracle Woman", schließlich der Größte von allen, Carl Theodor Dreyer, von dem man "Gertrud", "Vampyr", "Ordet" und "Dies Irae" vergebens sucht. Das sind keine beliebigen Filme, wenngleich man über fast jeden diskutieren kann. Über "Gertrud" kann man es nicht, er gehört zu jenen wenigen Werken, in denen ein Künstler an die Grenzen dessen gelangt ist, was sich in seinem Medium überhaupt ausdrücken läßt. "Gertrud" auszulassen ist so, als fehlte in einem Gemäldeführer die Sixtina.

Dafür werden wir auf dem neuesten Stand des Kultfilm-Kanons gehalten. "Wild At Heart", "Der mit dem Wolf tanzt", "Das Schweigen der Lämmer", "Barton Fink", "Rote Laterne", "My Private Idaho", "Die Liebenden von Pont-Neuf", "Das Piano", "Schindlers Liste", "Pulp Fiction" - das sind zehn von den dreiundzwanzig Filmen seit 1990, die unter die Filmklassiker aufgenommen sind. Wie viele davon werden in ein paar Jahren noch interessieren? In Harenbergs Opernführer werden fünfzehn Opern verzeichnet, die seit 1990 uraufgeführt wurden. Drei stammen von Schnittke, die anderen sind von Henze, Bose von Bibalo, Müller-Siemens, Adams, Trojahn, Rihm, Dinecscu, Reimann, Zender, Hummel und Glass. Wie viele davon werden überleben? Zwei, drei, gar keine? Auf jeden Fall werden es mehr Filme als Opern sein. Die inflationär gewordene Behauptung, der Film sei die eigentliche Kunst unseres Jahrhunderts, ist eben doch keine Phrase. Gerade weil der Film ein ästhetischer Parasit ist, gedeiht er so gut. Er hat das Theater, den Roman und auch die Oper bestohlen, und diese, machen wir uns nichts vor, haben dabei viel von der Wirkung eingebüßt, die sie jahrhundertelang ausübten.

Der "Harenberg Opernführer" ist auf einem populären Niveau knapp und informativ, er wirkt sympathisch durch seinen heroischen Drang zur Komplettheit. Er verzeichnet ebenfalls fünfhundert Werke, von denen die Hälfte in den drei Jahrhunderten vor unserem entstanden sind. Weitere Werke ließen sich allenfalls vor 1900 aufspüren. Wie viele Opern jedoch mag es geben, die in unserem Jahrhundert entstanden sind und die eigentlich hier noch hätten berücksichtigt werden können? Zehn oder zwanzig? Vielleicht sogar fünfzig? Auf jeden Fall keine hundert oder zweihundert. Aber man findet ohne Mühe noch einmal fünfhundert Filme auf dem Niveau derjenigen, die in den vier Reclam-Bänden verzeichnet sind. Die Produktivität des Films ist atemberaubend, wenn man sie an den traditionellen Bühnenkünsten mißt. Den Appell, der Leser des Opernführers möge eine auf das Buch abgestimmte CD-Kassette erwerben, kann er übrigens getrost überlesen, das Buch läßt sich auch allein benutzen.

Die vier Bändchen "Filmklassiker" des Verlages Reclam erfreuen durch kluge Kommentierung und provozieren durch eine "junge" Auswahl. Der Charme beider Bücher ist ihr Bekenntnis zur Gegenwart. Auch wenn man es besser zu wissen meint, ist man sympathisch angerührt vom Engagement für die Kunst unserer Zeit. Beide Bücher kommen als Konsumhilfe daher und eignen sich, wenn man sie gegen den Strich liest, glänzend zur nachdenklichen Lektüre. Was ist klassisch? Was wird bleiben? Und gibt es insgeheim nicht auch in unserem Jahrhundert, was die Intellektuellen der Renaissance so beschäftigt hatte: einen Wettstreit der Künste?

"Harenberg Opernführer". Der Schlüssel zu 500 Opern, ihrer Handlung und Geschichte. Verlag Harenberg Kommunikation, Dortmund 1995. 1182 S., zahlr. Abb., geb., 98,- DM.

Thomas Koebner/Kerstin-Luise Neumann (Hg.): "Filmklassiker". Verlag Philipp Reclam, Stuttgart 1995. 4 Bde., zusammen 2208 S., zahlr. Abb., kart., 68,- DM.

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