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Autorenporträt
Ansgar Belke, Dieter Bender und Frank Daumann
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.08.1999

Regeln für internationale Finanzplätze?
Konsequenzen aus dem Wandel der Kapitalmärkte

Karl-Hans Hartwig/H. Jörg Thieme (Herausgeber): Finanzmärkte. Funktionsweise, Integrationseffekte und ordnungspolitische Konsequenzen. Schriften zu Ordnungsfragen der Wirtschaft, Verlag Lucius & Lucius, Stuttgart 1999, 547 Seiten, 79 DM.

Das Geschehen auf den internationalen Finanzmärkten ist in den vergangenen Jahren noch komplexer und undurchsichtiger geworden. Die Folgen des Wandels auf diesen Märkten zeigen sich für jedermann sichtbar nicht nur in erhöhten Kursschwankungen an den Aktienmärkten, sondern auch in Finanzkrisen in den Ökonomien der aufstrebenden Länder, die auch die Kapitalmärkte der großen Industrienationen ins Wanken bringen. Die Verhältnisse auf den Geld- und Kapitalmärkten haben sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert und stellen die Akteure an diesen Märkten vor neue Aufgaben: Die zunehmende Liberalisierung der Kapitalmärkte und des grenzüberschreitenden Warenverkehrs, die Entwicklung neuer Finanzinstrumente und die Europäische Währungsunion haben die Rahmenbedingungen an den internationalen Finanzmärkten grundlegend verändert. Daher ist es sinnvoll, den existierenden Ordnungsrahmen einer Bestandsaufnahme zu unterwerfen und auf seine Reformbedürftigkeit und -fähigkeit hin zu untersuchen. Dieser Aufgabe widmen sich die Autoren, die in diesem Buch versammelt sind.

Im ersten Abschnitt des Buches werden grundlegende Zusammenhänge und Mechanismen auf Finanzmärkten diskutiert. Erörtert werden die historische Entwicklung der europäischen Finanzmärkte, die Funktionen und Organisationsweise des Bankensystems, der Einsatz derivativer Finanzinstrumente zum Management von Aktienrisiken, Theorien zur Erwartungsbildung auf Finanzmärkten und der Einfluss der verschiedenen Formen von Arbitrage auf die Preisbildung auf Finanzmärkten und ihre gesamtwirtschaftliche Bedeutung. Das scheinbar anonyme, undurchschaubare Geschehen an den Finanzmärkten wird auf den Boden der wissenschaftlichen Tatsachen geholt.

Im zweiten Abschnitt liegt die Betonung auf der Europäischen Währungsunion (EWU); der direkte Bezug zu den Finanzmärkten tritt oftmals in den Hintergrund. So wird darüber diskutiert, inwiefern historische Währungsunionen als Vorbild für die EWU dienen können und ob Europa einen optimalen Währungsraum darstellt. Weiter finden sich Überlegungen zur Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und zu den Zusammenhängen zwischen Geldpolitik und Arbeitsmarktreformen in der Währungsunion. Einen engeren Bezug zu Finanzmärkten finden Dieter Bender und Norbert Lamar, die sich in ihrem Beitrag mit der Frage beschäftigen, inwieweit die schon im Vorfeld der Währungsunion verwirklichte Liberalisierung der Kapitalmärkte Folgen für die Kapitalmobilität in Europa hat. Zu diesem Zwecke unterscheiden sie zwischen einem Länderrisiko und einem Währungsrisiko. Ihre Analyse ergibt, dass die Kapitalmärkte einzelner Staaten der EWU nach wie vor durch das Vorliegen von Länderrisiko- oder Währungsrisikoprämien gekennzeichnet sind, auch wenn das nicht immer unmittelbar anhand der Unterschiede in den realen Zinssätzen zu erkennen ist. Die Konvergenz der Realzinsen in der EWU ist damit ihrer Ansicht nach als Indikator für die Erwartung eines EWU-Beitrittes nicht aussagekräftig.

Am Ende des Buches finden sich Überlegungen zur ordnungspolitischen Zukunft der Finanzmärkte. Wesentlich ist dabei die Frage nach der Zukunft des Zahlungsverkehrs: Elektronisches Geld und kartengestützte Zahlungssysteme dringen vor und bedrohen das Geldmonopol der Zentralbanken. Hierzu findet sich ein Überblick über die in der Theorie kursierenden Ideen wettbewerblicher Währungsordnungssysteme und Überlegungen zu den Folgen des Vordringens elektronischer Zahlungsmittel für die staatlichen monetären Autoritäten. In den Beiträgen wird deutlich, dass man im Zuge der Veränderung der Zahlungsgewohnheiten und -technologien verstärkt über alternative Geldordnungen nachdenken sollte. Weitere Beiträge sind der Notwendigkeit einer Regulierung des Insiderhandels, der Unternehmenskontrolle auf Kapitalmärkten und den Zusammenhängen zwischen Güter- und Finanzmärkten gewidmet. Die Frage, wie der ordnungspolitische Rahmen internationaler Finanzmärkte aussehen sollte, wird im letzten Beitrag angesprochen. Hier hätte man eine umfangreichere Diskussion führen und weitere Fragen stellen können: Was sind die Ursachen der internationalen Finanzkrisen in den vergangenen Jahren? Welche Rolle spielen Kapitalbewegungen und Finanzinnovationen in diesem Zusammenhang? Welche Aufgabe sollten internationale Organisationen wie der Internationale Währungsfonds oder die Weltbank übernehmen?

HANNO BECK

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