Finnland. Da denkt jeder an Seen, Sauna, Mücken und Elche. Und eine verteufelt schwere Sprache. Aber wer sind die Menschen dort? Verschrobene Einzelgänger? Trinkfest und sangestüchtig? Bernd Gieseking bekommt einen Crashkurs. Weil sein Bruder sich in eine Finnin verliebt hat und seine Eltern ihn in seiner neuen Heimat besuchen wollen, bricht er zu einer Familienreise mit alten Eltern auf und fährt von Kutenhausen nach Lahti. Und das ist so skurril wie alltäglich, das ist aberwitzig und melancholisch schön. Die Geschichte auch eines Findens und sich Wiederfindens, wunderbar humorig und witzig erzählt von einem Routinier des Komischen, der aber eben auch durch alles durch muss: Karaoke und Sauna, Eltern und Elch, Wodka und Wald. Eine authentische Geschichte vom Reisen zu Rentieren - 3.800 km purer Lesespaß.
»Ich mache in meinem langen Leben zunehmend die Erfahrung, dass man von Bernd Gieseking unbesehen alles lesen kann.« Harry Rowohlt
»Ich mache in meinem langen Leben zunehmend die Erfahrung, dass man von Bernd Gieseking unbesehen alles lesen kann.« Harry Rowohlt
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.02.2013Die Eltern im Rücken
Ein Mann, Anfang fünfzig, fährt nach Finnland, gemeinsam mit seinen Eltern. Die wollen dort den anderen Sohn besuchen, sind noch reisefreudig, aber schaffen die lange Tour nicht allein. Also macht sich Bernd Gieseking, Kabarettist und Texter, "mit den Eltern auf dem Rücksitz ins Land der Rentiere". Das Buch fängt unterhaltsam an. Gieseking, der auch für die humoristische "Wahrheit"-Seite der "taz" schreibt, wundert sich zu Beginn am meisten über sich und diese Familientour. Der schnoddrige Ton, der offensichtlich den Umgang der Ostwestfalen untereinander bestimmt, vermeidet Sentimentalitäten. Als Fan von Kaurismäki freut er sich auf das Land, "wo man schweigt, schwer mütet und trinkt". Gut bleibt das Buch, wo Gieseking staunt. Alle finnischen Absonderlichkeiten, von Sauna über Tango bis zum Mökki, dem Ferienhaus, gefallen ihm, und er schreibt offen und mit Neugierde. Das liest sich flott, wenn auch andere über all diese Dinge schon viel geschrieben haben. Langatmig wird es, wenn Giesking Reiseführer-Informationen einwebt und von Skischanzen, Stadien und Leichtathletikwettkämpfen erzählt. Und nicht jeder Kommentar von Ilse und Hermann, den Eltern, hätte wiedergegeben werden müssen. Da doch sowohl der Finne als auch der Ostwestfale gerne schweigt - "Man muss die Welt auch mal in Ruhe lassen können" -, verwundert dieses zu dick gewordene Buch. Straffer formuliert, würden Giesekings Beobachtungen nicht so schnell in der Weite der finnischen Landschaft verschwinden.
bär.
"Finne dich selbst! Mit den Eltern auf dem Rücksitz ins Land der Rentiere" von Bernd Gieseking. Fischer Verlag, Frankfurt 2012. 304 Seiten. Broschiert, 9,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Mann, Anfang fünfzig, fährt nach Finnland, gemeinsam mit seinen Eltern. Die wollen dort den anderen Sohn besuchen, sind noch reisefreudig, aber schaffen die lange Tour nicht allein. Also macht sich Bernd Gieseking, Kabarettist und Texter, "mit den Eltern auf dem Rücksitz ins Land der Rentiere". Das Buch fängt unterhaltsam an. Gieseking, der auch für die humoristische "Wahrheit"-Seite der "taz" schreibt, wundert sich zu Beginn am meisten über sich und diese Familientour. Der schnoddrige Ton, der offensichtlich den Umgang der Ostwestfalen untereinander bestimmt, vermeidet Sentimentalitäten. Als Fan von Kaurismäki freut er sich auf das Land, "wo man schweigt, schwer mütet und trinkt". Gut bleibt das Buch, wo Gieseking staunt. Alle finnischen Absonderlichkeiten, von Sauna über Tango bis zum Mökki, dem Ferienhaus, gefallen ihm, und er schreibt offen und mit Neugierde. Das liest sich flott, wenn auch andere über all diese Dinge schon viel geschrieben haben. Langatmig wird es, wenn Giesking Reiseführer-Informationen einwebt und von Skischanzen, Stadien und Leichtathletikwettkämpfen erzählt. Und nicht jeder Kommentar von Ilse und Hermann, den Eltern, hätte wiedergegeben werden müssen. Da doch sowohl der Finne als auch der Ostwestfale gerne schweigt - "Man muss die Welt auch mal in Ruhe lassen können" -, verwundert dieses zu dick gewordene Buch. Straffer formuliert, würden Giesekings Beobachtungen nicht so schnell in der Weite der finnischen Landschaft verschwinden.
bär.
"Finne dich selbst! Mit den Eltern auf dem Rücksitz ins Land der Rentiere" von Bernd Gieseking. Fischer Verlag, Frankfurt 2012. 304 Seiten. Broschiert, 9,99 Euro.
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Ein Roadtrip mit Blaubeerkuchen und wilden Kerlen, die beim Karaokesingen melancholisch werden. Geo Saison 20121001