Having done the longest day in literature with his monumental Ulysses (1922), James Joyce set himself an even greater challenge for his next book -- the night. "A nocturnal state.... That is what I want to convey: what goes on in a dream, during a dream." The work, which would exhaust two decades of his life and the odd resources of some sixty languages, culminated with the 1939 publication of Joyce's final and most revolutionary work, Finnegans Wake. A story with no real beginning or end (it ends in the middle of a sentence and begins in the middle of the same sentence), this "book of Doublends Jined" is as remarkable for its prose as for its circular structure. Written in a fantastic dream-language, forged from polyglot puns and portmanteau words, the Wake features some of Joyce's most hilarious characters: the Irish barkeep Humphrey Chimpden Earwicker, Shem the Penman, Shaun the Postman, and Anna Livia Plurabelle. Sixty years after its publication, it remains in Anthony Burgess's words, "a great comic vision, one of the few books of the world that can make us laugh aloud on nearly every page."
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.02.2012Katzenjammer
1936 schrieb James Joyce eine Kindergeschichte für seinen Enkel Stephen. Aus der als Brief abgefassten Erzählung ist nun ein hochpreisiges Buch geworden – das sorgt für Streit
Im Spätsommer 1936 – in Spanien war der Bürgerkrieg ausgebrochen und in Berlin fanden die Olympischen Spiele statt – reiste das Ehepaar James und Nora Joyce nach Dänemark. Unweigerlich sammelte Joyce ein paar seltsam klingende dänische Wörter ein für sein unendliches, unvollendetes Sprachwundertütenwerk, das drei Jahre später als „Finnegans Wake“ erschien. Joyce war aber nicht bloß unermüdlicher Wortmetz, sondern inzwischen auch ein stolzer Großvater, denn sein Sohn Giorgio hatte ihm den Enkel Stephen beschert. Joyce schrieb dem Vierjährigen einen langen Brief, in dem er vom Teufel erzählte, der eine Brücke über die Loire baute, und was eine Katze damit zu tun hatte. Sein Französisch sei schlecht gewesen, meldete er vom Teufel; manche meinten sogar einen starken Dubliner Akzent heraus-zuhören. Ob die Geschichte gefiele, fragte der Opa den Enkel, und schickte ihm vier Wochen später einen weiteren Brief mit einer neuen, die von den Katzen in Kopenhagen handelte.
„The Cats of Copenhagen“ ist einer der wenigen bisher noch unveröffentlichten Texte von James Joyce, und er hat mit dem schwer verrätselten Werk des großen Joyce ebenso wenig zu tun wie die bereits bekannte über die Katze und den Teufel. Seit ein paar Tagen ist sie für den Liebhaber, der die Ausgabe von dreihundert schlanken Euro nicht scheut, in bibliophiler Gestalt zu haben. (Für den noch besser gewappelten Connaisseur käme auch die etwas luxuriösere Ausgabe für zwölfhundert Euro in Frage.) Die in Dublin beheimatete Ithys Press verrät nicht viel vom Inhalt, lässt aber durch die Verlegerin Anastasia Herbert erklären, es handle sich um ein „wahres Kleinod“, es offenbare sich darin „Joyce’ eher heitere Seite, sein Humor – den man tatsächlich seltsam oder sogar absurd nennen“ könne.
Nun hat bisher niemand an Joyce’ Humor gezweifelt – sein „Ulysses“ ist ein einziges Sprachspiel, „Finnegans Wake“ ein gigantischer Witz –, doch als Kinderbuchautor ist Joyce eher eine unbekannte Größe geblieben. Wohl sang er mit seinem Sohn Giorgio begeistert die Arien der italienischen Oper, und er wird auch den Enkel gelegentlich auf den Knien gewiegt haben, aber sein Genius äußerte sich doch mehr in den Büchern. Nach Auskunft der Verlegerin hat er in diesem apokryphen Werklein aber einen echten „Anti-Establishment-Text“ abgeliefert, der „Vernunft, Individualität und die Willensfreiheit“ propagiere.
Das ist gewiss sehr schön, doch scheint die Willensfreiheit und die Individualität die Verlegerin vor allem für sich selber und ihr entschlossenes Vorgehen zu beanspruchen. (Ithys heißt im Griechischen „aufrecht“ und ist, was den der höheren Zote keineswegs abgeneigten Joyce bestimmt gefreut hätte, mit dem mächtigen Phallus konnotiert.) Am 31. Dezember 2011 ist in Europa das Urheberrecht für James Joyce ausgelaufen. Wer will, kann ihn jetzt honorarfrei drucken. Ob sich diese neue Freiheit jedoch auch auf Texte aus dem Nachlass, und seien sie noch so schmächtig, bezieht, ist rechtlich umstritten. Der Brief, der mit Hilfe des Buchkünstlers Michael Caine und des Illustrators Casey Sorrow zum extravaganten Kinderbuch mutiert ist, wurde der Zürcher James-Joyce-Stiftung 2006 von Hans Jahnke geschenkt, dem Sohn von Giorgios zweiter Frau. Die Stiftung wurde jedoch vor der Veröffentlichung nicht konsultiert und reagiert deshalb empört. Fritz Senn, der Doyen der Joyce-Forscher, fühlt sich „nicht bloß übergangen, sondern hereingelegt“, wie er dem Guardian sagte. Anastasia Herbert, selber eine nicht unbekannte Joycianerin, schlägt mit deutlichen Worten zurück. Sie nennt die Zürcher Ansprüche „lächerlich“ und spricht davon, die Veröffentlichungsfreiheit und natürlich die Kunst befördern zu wollen. Bei dem schönen Preis für das schöne Buch kein schlechter Anspruch.
Jetzt fehlt nur noch die Intervention des streitlustigen Enkels Stephen Joyce, an den der Brief von 1936 gerichtet war. Ob ihm die Geschichte gefällt?
WILLI WINKLER
James Joyce im Kreise seiner Familie 1934 in Paris. Als Weltkind in der Mitten der Briefadressat, Enkel Stephen. Foto: Bettmann/CORBIS
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1936 schrieb James Joyce eine Kindergeschichte für seinen Enkel Stephen. Aus der als Brief abgefassten Erzählung ist nun ein hochpreisiges Buch geworden – das sorgt für Streit
Im Spätsommer 1936 – in Spanien war der Bürgerkrieg ausgebrochen und in Berlin fanden die Olympischen Spiele statt – reiste das Ehepaar James und Nora Joyce nach Dänemark. Unweigerlich sammelte Joyce ein paar seltsam klingende dänische Wörter ein für sein unendliches, unvollendetes Sprachwundertütenwerk, das drei Jahre später als „Finnegans Wake“ erschien. Joyce war aber nicht bloß unermüdlicher Wortmetz, sondern inzwischen auch ein stolzer Großvater, denn sein Sohn Giorgio hatte ihm den Enkel Stephen beschert. Joyce schrieb dem Vierjährigen einen langen Brief, in dem er vom Teufel erzählte, der eine Brücke über die Loire baute, und was eine Katze damit zu tun hatte. Sein Französisch sei schlecht gewesen, meldete er vom Teufel; manche meinten sogar einen starken Dubliner Akzent heraus-zuhören. Ob die Geschichte gefiele, fragte der Opa den Enkel, und schickte ihm vier Wochen später einen weiteren Brief mit einer neuen, die von den Katzen in Kopenhagen handelte.
„The Cats of Copenhagen“ ist einer der wenigen bisher noch unveröffentlichten Texte von James Joyce, und er hat mit dem schwer verrätselten Werk des großen Joyce ebenso wenig zu tun wie die bereits bekannte über die Katze und den Teufel. Seit ein paar Tagen ist sie für den Liebhaber, der die Ausgabe von dreihundert schlanken Euro nicht scheut, in bibliophiler Gestalt zu haben. (Für den noch besser gewappelten Connaisseur käme auch die etwas luxuriösere Ausgabe für zwölfhundert Euro in Frage.) Die in Dublin beheimatete Ithys Press verrät nicht viel vom Inhalt, lässt aber durch die Verlegerin Anastasia Herbert erklären, es handle sich um ein „wahres Kleinod“, es offenbare sich darin „Joyce’ eher heitere Seite, sein Humor – den man tatsächlich seltsam oder sogar absurd nennen“ könne.
Nun hat bisher niemand an Joyce’ Humor gezweifelt – sein „Ulysses“ ist ein einziges Sprachspiel, „Finnegans Wake“ ein gigantischer Witz –, doch als Kinderbuchautor ist Joyce eher eine unbekannte Größe geblieben. Wohl sang er mit seinem Sohn Giorgio begeistert die Arien der italienischen Oper, und er wird auch den Enkel gelegentlich auf den Knien gewiegt haben, aber sein Genius äußerte sich doch mehr in den Büchern. Nach Auskunft der Verlegerin hat er in diesem apokryphen Werklein aber einen echten „Anti-Establishment-Text“ abgeliefert, der „Vernunft, Individualität und die Willensfreiheit“ propagiere.
Das ist gewiss sehr schön, doch scheint die Willensfreiheit und die Individualität die Verlegerin vor allem für sich selber und ihr entschlossenes Vorgehen zu beanspruchen. (Ithys heißt im Griechischen „aufrecht“ und ist, was den der höheren Zote keineswegs abgeneigten Joyce bestimmt gefreut hätte, mit dem mächtigen Phallus konnotiert.) Am 31. Dezember 2011 ist in Europa das Urheberrecht für James Joyce ausgelaufen. Wer will, kann ihn jetzt honorarfrei drucken. Ob sich diese neue Freiheit jedoch auch auf Texte aus dem Nachlass, und seien sie noch so schmächtig, bezieht, ist rechtlich umstritten. Der Brief, der mit Hilfe des Buchkünstlers Michael Caine und des Illustrators Casey Sorrow zum extravaganten Kinderbuch mutiert ist, wurde der Zürcher James-Joyce-Stiftung 2006 von Hans Jahnke geschenkt, dem Sohn von Giorgios zweiter Frau. Die Stiftung wurde jedoch vor der Veröffentlichung nicht konsultiert und reagiert deshalb empört. Fritz Senn, der Doyen der Joyce-Forscher, fühlt sich „nicht bloß übergangen, sondern hereingelegt“, wie er dem Guardian sagte. Anastasia Herbert, selber eine nicht unbekannte Joycianerin, schlägt mit deutlichen Worten zurück. Sie nennt die Zürcher Ansprüche „lächerlich“ und spricht davon, die Veröffentlichungsfreiheit und natürlich die Kunst befördern zu wollen. Bei dem schönen Preis für das schöne Buch kein schlechter Anspruch.
Jetzt fehlt nur noch die Intervention des streitlustigen Enkels Stephen Joyce, an den der Brief von 1936 gerichtet war. Ob ihm die Geschichte gefällt?
WILLI WINKLER
James Joyce im Kreise seiner Familie 1934 in Paris. Als Weltkind in der Mitten der Briefadressat, Enkel Stephen. Foto: Bettmann/CORBIS
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