Eine beklemmende Zukunftsvision für unser Land - von einem Meister des politischen Kriminalromans
So könnte es kommen, vielleicht schon sehr bald: Die EU gibt es nicht mehr. Überall in Europa haben Nationalisten und Fremdenfeinde das Sagen. Leute ohne deutschen Pass werden aus ihren Wohnungen abgeholt, Staatsbürgerschaften aufgekündigt. Die meisten Deutschen mit fremden Wurzeln befinden sich in Übergangslagern, sie hoffen auf eine internationale Lösung, ein Abkommen mit einem Land, das sie aufnehmen wird. Doch auch die korruptesten Regimes weigern sich. Zu schlecht integrierbar, heißt es. Was sie meinen ist: zu viel aufrührerisches Potential.
In Finsterwalde, einer geräumten Provinzstadt, hat man Tausende Schwarze kaserniert. Unter ihnen Marie mit ihren beiden Kindern. Die Versorgung ist spärlich, die Grenzzäune sind streng bewacht, Strukturen müssen erst noch geschaffen werden. Die Devise heißt Überleben. Da geht das Gerücht, in Berlin seien drei schwarze Kinder zurückgeblieben, vergessen von allen. Marie beschließt, einen Weg aus dem Lager zu finden, um die drei vor dem sicheren Tod zu retten.
Parallel dazu erzählt der Roman von einem griechischen Paar, angeworben wie viele andere, um die Lücken auf dem Arbeitsmarkt zu füllen. Die Ärztin Eleni bekommt eine verwaiste Praxis in Berlin zugewiesen. Theo findet Spuren der früheren Besitzerin - Marie - und macht sich gegen alle Verbote auf die Suche nach ihr.
So könnte es kommen, vielleicht schon sehr bald: Die EU gibt es nicht mehr. Überall in Europa haben Nationalisten und Fremdenfeinde das Sagen. Leute ohne deutschen Pass werden aus ihren Wohnungen abgeholt, Staatsbürgerschaften aufgekündigt. Die meisten Deutschen mit fremden Wurzeln befinden sich in Übergangslagern, sie hoffen auf eine internationale Lösung, ein Abkommen mit einem Land, das sie aufnehmen wird. Doch auch die korruptesten Regimes weigern sich. Zu schlecht integrierbar, heißt es. Was sie meinen ist: zu viel aufrührerisches Potential.
In Finsterwalde, einer geräumten Provinzstadt, hat man Tausende Schwarze kaserniert. Unter ihnen Marie mit ihren beiden Kindern. Die Versorgung ist spärlich, die Grenzzäune sind streng bewacht, Strukturen müssen erst noch geschaffen werden. Die Devise heißt Überleben. Da geht das Gerücht, in Berlin seien drei schwarze Kinder zurückgeblieben, vergessen von allen. Marie beschließt, einen Weg aus dem Lager zu finden, um die drei vor dem sicheren Tod zu retten.
Parallel dazu erzählt der Roman von einem griechischen Paar, angeworben wie viele andere, um die Lücken auf dem Arbeitsmarkt zu füllen. Die Ärztin Eleni bekommt eine verwaiste Praxis in Berlin zugewiesen. Theo findet Spuren der früheren Besitzerin - Marie - und macht sich gegen alle Verbote auf die Suche nach ihr.
buecher-magazin.deWie der letzte Roman von Max Annas ist auch "Finsterwalde" im Migrantenmilieu angesiedelt. Die EU ist zerfallen. Auch in Deutschland sind die neuen Rechten an der Macht. Menschen, die nicht aus Europa stammen, sind in neuen Ghettos interniert; europäische Fachkräfte wie die griechische Ärztin Eleni sind zwar willkommen, werden aber strikt kontrolliert. Die Handlung wechselt zwischen einem Lager für Afrikaner in Finsterwalde und Berlin, wo Elenis Mann Theo herauszufinden versucht, was aus ihrer Vorgängerin geworden ist. Die lebt inzwischen in jenem Lager und ist auch auf der Suche - nach drei farbigen Kindern, die in Berlin in einem Versteck zurückgeblieben sind, dem sie aus eigener Kraft nicht entkommen können. Gewalt herrscht an beiden Schauplätzen, und selbst der Polizeistaat scheint dies nicht verhindern zu können. Oder will er es gar nicht? Max Annas schickt seine Gestalten auf eine Achterbahnfahrt zwischen den beklemmenden Abgründen einer politischen Dystopie und klassischen Suspense-Szenen, in denen eine simple Bahnfahrt oder ein Waldspaziergang zum atemberaubenden Wagnis wird. "Finsterwalde" lenkt unseren Blick auf eine gar nicht so ferne, gar nicht so unwahrscheinliche Zukunft, in der Rechte und Regeln, die wir für selbstverständlich halten, nicht mehr gelten.
© BÜCHERmagazin, Ulrich Baron (ub)
© BÜCHERmagazin, Ulrich Baron (ub)
Finsterwalde ist ein sehr smart geplotteter und dramatisierter Thriller, der in Hochgeschwindigkeit exzellent mit den Mitteln des Genres operiert - und ein kontroverser Polit-Roman zur Zeit, der mit immenser Energie am Nerv der Dinge bohrt, die nicht bloß die Zukunft, sondern auch die Gegenwart in Deutschland derzeit eben alles andere als licht und freundlich scheinen lassen. Der Plan, den Max Annas wohl hatte, als er sich diesen Roman ausdachte, er geht auf, in vielfacher Hinsicht. WDR
Wie der letzte Roman von Max Annas ist auch "Finsterwalde" im Migrantenmilieu angesiedelt. Die EU ist zerfallen. Auch in Deutschland sind die neuen Rechten an der Macht. Menschen, die nicht aus Europa stammen, sind in neuen Ghettos interniert; europäische Fachkräfte wie die griechische Ärztin Eleni sind zwar willkommen, werden aber strikt kontrolliert. Die Handlung wechselt zwischen einem Lager für Afrikaner in Finsterwalde und Berlin, wo Elenis Mann Theo herauszufinden versucht, was aus ihrer Vorgängerin geworden ist. Die lebt inzwischen in jenem Lager und ist auch auf der Suche - nach drei farbigen Kindern, die in Berlin in einem Versteck zurückgeblieben sind, dem sie aus eigener Kraft nicht entkommen können. Gewalt herrscht an beiden Schauplätzen, und selbst der Polizeistaat scheint dies nicht verhindern zu können. Oder will er es gar nicht? Max Annas schickt seine Gestalten auf eine Achterbahnfahrt zwischen den beklemmenden Abgründen einer politischen Dystopie und klassischen Suspense-Szenen, in denen eine simple Bahnfahrt oder ein Waldspaziergang zum atemberaubenden Wagnis wird. "Finsterwalde" lenkt unseren Blick auf eine gar nicht so ferne, gar nicht so unwahrscheinliche Zukunft, in der Rechte und Regeln, die wir für selbstverständlich halten, nicht mehr gelten.
Dem Berliner Autor ist eine faszinierende Dystopie gelungen. Werner van Bebber Der Tagesspiegel 20181011