Deutschland, vielleicht schon sehr bald: Die meisten Deutschen mit fremden Wurzeln wurden aus ihren Wohnungen geholt; in Übergangslagern warten sie, dass irgendein fremdes Land sie aufnehmen wird. So auch in der geräumten Stadt Finsterwalde, wo Tausende Schwarze kaserniert wurden. Unter ihnen Marie mit ihren beiden Kindern. Die Devise heißt Überleben. Da geht das Gerücht, drei schwarze Kinder seien in Berlin zurückgeblieben. Marie beschließt, die drei vor dem sicheren Tod zu retten. In ihrer Berliner Wohnung findet derweil der neue Mieter Theo Spuren der früheren Besitzerin. Gegen alle Verbote macht er sich auf die Suche nach Marie.
buecher-magazin.deWie der letzte Roman von Max Annas ist auch "Finsterwalde" im Migrantenmilieu angesiedelt. Die EU ist zerfallen. Auch in Deutschland sind die neuen Rechten an der Macht. Menschen, die nicht aus Europa stammen, sind in neuen Ghettos interniert; europäische Fachkräfte wie die griechische Ärztin Eleni sind zwar willkommen, werden aber strikt kontrolliert. Die Handlung wechselt zwischen einem Lager für Afrikaner in Finsterwalde und Berlin, wo Elenis Mann Theo herauszufinden versucht, was aus ihrer Vorgängerin geworden ist. Die lebt inzwischen in jenem Lager und ist auch auf der Suche - nach drei farbigen Kindern, die in Berlin in einem Versteck zurückgeblieben sind, dem sie aus eigener Kraft nicht entkommen können. Gewalt herrscht an beiden Schauplätzen, und selbst der Polizeistaat scheint dies nicht verhindern zu können. Oder will er es gar nicht? Max Annas schickt seine Gestalten auf eine Achterbahnfahrt zwischen den beklemmenden Abgründen einer politischen Dystopie und klassischen Suspense-Szenen, in denen eine simple Bahnfahrt oder ein Waldspaziergang zum atemberaubenden Wagnis wird. "Finsterwalde" lenkt unseren Blick auf eine gar nicht so ferne, gar nicht so unwahrscheinliche Zukunft, in der Rechte und Regeln, die wir für selbstverständlich halten, nicht mehr gelten.
© BÜCHERmagazin, Ulrich Baron (ub)
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Dem Berliner Autor ist eine faszinierende Dystopie gelungen. Werner van Bebber Der Tagesspiegel 20181011
Wie der letzte Roman von Max Annas ist auch "Finsterwalde" im Migrantenmilieu angesiedelt. Die EU ist zerfallen. Auch in Deutschland sind die neuen Rechten an der Macht. Menschen, die nicht aus Europa stammen, sind in neuen Ghettos interniert; europäische Fachkräfte wie die griechische Ärztin Eleni sind zwar willkommen, werden aber strikt kontrolliert. Die Handlung wechselt zwischen einem Lager für Afrikaner in Finsterwalde und Berlin, wo Elenis Mann Theo herauszufinden versucht, was aus ihrer Vorgängerin geworden ist. Die lebt inzwischen in jenem Lager und ist auch auf der Suche - nach drei farbigen Kindern, die in Berlin in einem Versteck zurückgeblieben sind, dem sie aus eigener Kraft nicht entkommen können. Gewalt herrscht an beiden Schauplätzen, und selbst der Polizeistaat scheint dies nicht verhindern zu können. Oder will er es gar nicht? Max Annas schickt seine Gestalten auf eine Achterbahnfahrt zwischen den beklemmenden Abgründen einer politischen Dystopie und klassischen Suspense-Szenen, in denen eine simple Bahnfahrt oder ein Waldspaziergang zum atemberaubenden Wagnis wird. "Finsterwalde" lenkt unseren Blick auf eine gar nicht so ferne, gar nicht so unwahrscheinliche Zukunft, in der Rechte und Regeln, die wir für selbstverständlich halten, nicht mehr gelten.