Die Verbindung von Sprache und fiqh zeigt sich insofern klar, als die Normen (ahkam) im theologisch-rechtlichen Kontext u.a. direkt von den arabischen Überlieferungstexten des Koran und der Sunna ergründet werden. Die Lehren tafsir, fiqh bzw. usul al-fiqh spielen hier eine wichtige Rolle. Im vorliegenden Buch wird das Thema fiqh und Hermeneutik im klassischen Islam thematisiert, indem das Spannungsfeld von Normenlehre und Sprache anhand der Werke des Universalgelehrten Ibn Qutaiba (gest. 276/899) erforscht wird. In seinem Konzept zur Texthermeneutik, vor allem in Bezug auf die schwerverständlichen Texte des Koran und der Sunna, betont Ibn Qutaiba das Verhältnis von Sprache, adab und fiqh und appelliert für einen interdisziplinären sprachlich-theologisch Zugang. In diesem Konzept konzentriert er sich auf den Umgang mit der textuellen Ambiguität als Herausforderung der usul-Lehre und legt Wert auf die Lehren arib, muskil und mu talif, die im islamisch-rechtlichen Diskurs auf das Verstehen schwerverständlicher und scheinbar widersprüchlicher Passagen abzielen.