§With extraordinary access to the Trump White House, Michael Wolff tells the inside story of the most controversial presidency of our time.
The first nine months of Donald Trump's term were stormy, outrageous - and absolutely mesmerising. Now, thanks to his deep access to the West Wing, bestselling author Michael Wolff tells the riveting story of how Trump launched a tenure as volatile and fiery as the man himself.
In this explosive book, Wolff provides a wealth of new details about the chaos in the Oval Office. Among the revelations:
- What President Trump's staff really thinks of him
- What inspired Trump to claim he was wire-tapped by President Obama
- Why FBI director James Comey was really fired
- Why chief strategist Steve Bannon and Trump's son-in-law Jared Kushner couldn't be in the same room
- Who is really directing the Trump administration's strategy in the wake of Bannon's firing
- What the secret to communicating with Trump is
- What the Trump administration has in common with the movie The Producers
Never before has a presidency so divided the American people. Brilliantly reported and astoundingly fresh, Michael Wolff's Fire and Fury shows us how and why Donald Trump has become the king of discord and disunion.
The first nine months of Donald Trump's term were stormy, outrageous - and absolutely mesmerising. Now, thanks to his deep access to the West Wing, bestselling author Michael Wolff tells the riveting story of how Trump launched a tenure as volatile and fiery as the man himself.
In this explosive book, Wolff provides a wealth of new details about the chaos in the Oval Office. Among the revelations:
- What President Trump's staff really thinks of him
- What inspired Trump to claim he was wire-tapped by President Obama
- Why FBI director James Comey was really fired
- Why chief strategist Steve Bannon and Trump's son-in-law Jared Kushner couldn't be in the same room
- Who is really directing the Trump administration's strategy in the wake of Bannon's firing
- What the secret to communicating with Trump is
- What the Trump administration has in common with the movie The Producers
Never before has a presidency so divided the American people. Brilliantly reported and astoundingly fresh, Michael Wolff's Fire and Fury shows us how and why Donald Trump has become the king of discord and disunion.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.01.2018Mann ohne brauchbare Eigenschaften
Michael Wolff über Donald Trump als funktionalen Halbanalphabeten
Donald Trumps Präsidentschaft verhält sich zum herkömmlichen Washingtoner Betrieb wie Hundejahre zu Menschenjahren. Der Publizist Michael Wolff hastet auf seinem "Insider"-Bericht aus dem Weißen Haus nur durch die ersten sieben Monate. Gemessen an der Menge von Aufregern und Affären, nimmt sein Buch es aber mit Werken auf, die auf ganze Präsidentschaften zurückblicken: Die Amtseinführung mit den imaginierten Massen; die Einreiseverbote; der Rauswurf von Sicherheitsberater Flynn nach 24 Tagen; der Abhör-Vorwurf an Obama; das Scheitern der Gesundheitsreform in mehreren Akten; der Syrien-Luftangriff; der Rauswurf von FBI-Chef Comey und die Ernennung eines Sonderstaatsanwalts; der groteske Hofstaat in Riad; die Kündigung des Pariser Klimaabkommens; der Aufstieg und Fall des Kommunikationsdirektors Anthony Scaramucci binnen zehn Tagen; die Rücktritte von Sprecher Spicer und Stabschef Priebus; die spontane Feuer-und-Zorn-Drohung an Nordkorea; der Rechtsradikalen-Aufmarsch in Charlottesville; der polternde Abgang vom Chefstrategen Steve Bannon.
In einer Fortsetzung müsste Wolffs "Fire and Fury" selbst als Aufreger behandelt werden. Doch die dürfte es nicht geben, denn den "semiständigen Sitz auf einem Sofa im Westflügel des Weißen Haus", den sich Wolff erschlichen hatte, musste er vor Monaten aufgeben. Seine Erzählung krankt daran, dass sie endet, als mit Stabschef John Kelly eine neue Zeitrechnung beginnt. Wolff schildert ein Chaos-Dreieck, das in dieser Form nicht mehr existiert. Der politische Brandstifter Bannon, Trumps Business-fixierter Schwiegersohn Jared Kushner und der Technokrat Priebus bekriegten und lähmten einander. Andererseits kommt es auf den Mann im Zentrum an. Donald Trump habe nicht verstanden, "warum er nicht alles haben konnte: Er wollte Sachen kaputthauen, Gesetze der Republikaner unterzeichnen und sich die Liebe der New Yorker Macher und Salons erwerben."
Wolff zeichnet das Bild eines ahnungs- und ideenlosen, desinteressierten, lernunfähigen, auf Äußerlichkeiten fixierten, unreifen, paranoiden, verlogenen, jähzornigen und hoffnungslos selbstverliebten Präsidenten. Einigkeit herrschte zwischen Trump, seinen Kindern und Beratern demnach zuletzt im Wahlkampf: darüber, dass der Kandidat weder Präsident werden könne noch sollte. Demnach wollte Trump nur "berühmtester Mann der Welt" werden, sich aber weder den Strapazen noch den bescheidenen Wohnverhältnissen im Weißen Haus aussetzen. Der Plan ging nicht auf. "Er hatte irgendwie die Präsidentenwahl gewonnen, aber sein Hirn schien außerstande, die Funktionen zu erfüllen, die für seinen neuen Job wesentlich sein würden. Er war unfähig, zu planen, zu organisieren, zuzuhören und seine Aufmerksamkeit von einem zum nächsten Thema zu lenken", schreibt Wolff. "Auf elementarer Ebene konnte er Ursache und Wirkung nicht in Beziehung setzen." Trump habe geschäftlich Erfolg gehabt, aber "er wusste nichts und konnte noch nicht einmal eine Bilanz lesen". Wolff stempelt Trump zum "funktionalen Halbanalphabeten". Auf die besorgte Frage eines Vertrauten, auf wessen Rat er bauen könne, soll Trump gesagt haben: "Ich rede mit mir selbst."
Wolff bedient sich aus einer Liste böser Worte, mit denen Trumps "Freunde" den Präsidenten bedacht haben sollen: Idiot, Depp, verrückt und dumm, doof wie Scheiß. Auch deshalb wird "Fire and Fury" als Enthüllungsbuch vermarktet. Doch nie wird Trumps Überforderung so deutlich wie dann, wenn Wolff aus seinen wilderen Reden zitiert, etwa den schwer zu folgenden Gedankenfetzen, die er am ersten Amtstag im CIA-Hauptquartier aneinanderreihte.
Wolff schildert, wie Kushner, Bannon und Priebus einander täglich mit Durchstechereien traktiert hätten. Noch mehr "Leaks" dürften nur vom Präsidenten selbst gekommen sein, der abends Freunden oder flüchtigen Bekannten am Telefon sein Herz ausschütte. "So hat Trumps Regierung wenigstens in Sachen Transparenz neue Standards gesetzt", lästert Wolff. Damit liefert er freilich auch die Erklärung, warum sein Buch lediglich in Details Neues bietet: etwa, dass Trump aus Angst vor Vergiftung sein Bett selbst abziehe und Panik kriege, wenn jemand seine Zahnbürste berührt. Dass er Comey eine "Ratte" nannte und Sicherheitsberater H.R. McMaster verachte, weil der wie ein Biervertreter aussehe. Oder dass sich Trumps Stab dessen Russland-Politik unisono damit erkläre, dass er um Putins Anerkennung buhle. Der Russe hatte ihn nämlich bei einer Misswahl 2013 in Moskau nicht treffen wollen.
Wolff outet Bannon als Quelle für eine Story der "New York Times", in der sie dem Präsidenten fälschlich den Besitz eines Bademantels angedichtet hatte. Damit erinnert er den Leser auch daran, wie unzuverlässig seine Hauptquelle ist. Wer verstehen will, wie das Weiße Haus heute funktioniert, wird ohnehin bedauern, dass sich Wolff an Bannon sowie eine Vertraute von Priebus anlehnte, aber keinen engen Draht zu Kushner und Ivanka Trump fand. Im Gegensatz zu den anderen sind Tochter und Schwiegersohn des Präsidenten nämlich noch da. Das Buch endet bequemerweise, bevor Trump die Steuerreform unterschrieb und damit einen großen Erfolg verbuchte. An den großen Linien von Wolffs Erzählung gibt es wenig zu zweifeln. Sein Buch bringt die Abartigkeit der Zustände im Zentrum der westlichen Vormacht auf den Punkt. Bevor man jedes Detail für bare Münze nimmt, sollte man aber die Einleitung konsultieren. Im Weißen Haus, warnt Wolff da, werde man mit Widersprüchen und Lügen konfrontiert. "Diese Laxheit mit der Wahrheit, wenn nicht gar mit der Wirklichkeit, zieht sich als roter Faden durch das Buch."
ANDREAS ROSS
Michael Wolff: Fire and Fury. Inside the Trump White House. Verlag Henry Holt & Co, New York 2018. 321 Seiten.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Michael Wolff über Donald Trump als funktionalen Halbanalphabeten
Donald Trumps Präsidentschaft verhält sich zum herkömmlichen Washingtoner Betrieb wie Hundejahre zu Menschenjahren. Der Publizist Michael Wolff hastet auf seinem "Insider"-Bericht aus dem Weißen Haus nur durch die ersten sieben Monate. Gemessen an der Menge von Aufregern und Affären, nimmt sein Buch es aber mit Werken auf, die auf ganze Präsidentschaften zurückblicken: Die Amtseinführung mit den imaginierten Massen; die Einreiseverbote; der Rauswurf von Sicherheitsberater Flynn nach 24 Tagen; der Abhör-Vorwurf an Obama; das Scheitern der Gesundheitsreform in mehreren Akten; der Syrien-Luftangriff; der Rauswurf von FBI-Chef Comey und die Ernennung eines Sonderstaatsanwalts; der groteske Hofstaat in Riad; die Kündigung des Pariser Klimaabkommens; der Aufstieg und Fall des Kommunikationsdirektors Anthony Scaramucci binnen zehn Tagen; die Rücktritte von Sprecher Spicer und Stabschef Priebus; die spontane Feuer-und-Zorn-Drohung an Nordkorea; der Rechtsradikalen-Aufmarsch in Charlottesville; der polternde Abgang vom Chefstrategen Steve Bannon.
In einer Fortsetzung müsste Wolffs "Fire and Fury" selbst als Aufreger behandelt werden. Doch die dürfte es nicht geben, denn den "semiständigen Sitz auf einem Sofa im Westflügel des Weißen Haus", den sich Wolff erschlichen hatte, musste er vor Monaten aufgeben. Seine Erzählung krankt daran, dass sie endet, als mit Stabschef John Kelly eine neue Zeitrechnung beginnt. Wolff schildert ein Chaos-Dreieck, das in dieser Form nicht mehr existiert. Der politische Brandstifter Bannon, Trumps Business-fixierter Schwiegersohn Jared Kushner und der Technokrat Priebus bekriegten und lähmten einander. Andererseits kommt es auf den Mann im Zentrum an. Donald Trump habe nicht verstanden, "warum er nicht alles haben konnte: Er wollte Sachen kaputthauen, Gesetze der Republikaner unterzeichnen und sich die Liebe der New Yorker Macher und Salons erwerben."
Wolff zeichnet das Bild eines ahnungs- und ideenlosen, desinteressierten, lernunfähigen, auf Äußerlichkeiten fixierten, unreifen, paranoiden, verlogenen, jähzornigen und hoffnungslos selbstverliebten Präsidenten. Einigkeit herrschte zwischen Trump, seinen Kindern und Beratern demnach zuletzt im Wahlkampf: darüber, dass der Kandidat weder Präsident werden könne noch sollte. Demnach wollte Trump nur "berühmtester Mann der Welt" werden, sich aber weder den Strapazen noch den bescheidenen Wohnverhältnissen im Weißen Haus aussetzen. Der Plan ging nicht auf. "Er hatte irgendwie die Präsidentenwahl gewonnen, aber sein Hirn schien außerstande, die Funktionen zu erfüllen, die für seinen neuen Job wesentlich sein würden. Er war unfähig, zu planen, zu organisieren, zuzuhören und seine Aufmerksamkeit von einem zum nächsten Thema zu lenken", schreibt Wolff. "Auf elementarer Ebene konnte er Ursache und Wirkung nicht in Beziehung setzen." Trump habe geschäftlich Erfolg gehabt, aber "er wusste nichts und konnte noch nicht einmal eine Bilanz lesen". Wolff stempelt Trump zum "funktionalen Halbanalphabeten". Auf die besorgte Frage eines Vertrauten, auf wessen Rat er bauen könne, soll Trump gesagt haben: "Ich rede mit mir selbst."
Wolff bedient sich aus einer Liste böser Worte, mit denen Trumps "Freunde" den Präsidenten bedacht haben sollen: Idiot, Depp, verrückt und dumm, doof wie Scheiß. Auch deshalb wird "Fire and Fury" als Enthüllungsbuch vermarktet. Doch nie wird Trumps Überforderung so deutlich wie dann, wenn Wolff aus seinen wilderen Reden zitiert, etwa den schwer zu folgenden Gedankenfetzen, die er am ersten Amtstag im CIA-Hauptquartier aneinanderreihte.
Wolff schildert, wie Kushner, Bannon und Priebus einander täglich mit Durchstechereien traktiert hätten. Noch mehr "Leaks" dürften nur vom Präsidenten selbst gekommen sein, der abends Freunden oder flüchtigen Bekannten am Telefon sein Herz ausschütte. "So hat Trumps Regierung wenigstens in Sachen Transparenz neue Standards gesetzt", lästert Wolff. Damit liefert er freilich auch die Erklärung, warum sein Buch lediglich in Details Neues bietet: etwa, dass Trump aus Angst vor Vergiftung sein Bett selbst abziehe und Panik kriege, wenn jemand seine Zahnbürste berührt. Dass er Comey eine "Ratte" nannte und Sicherheitsberater H.R. McMaster verachte, weil der wie ein Biervertreter aussehe. Oder dass sich Trumps Stab dessen Russland-Politik unisono damit erkläre, dass er um Putins Anerkennung buhle. Der Russe hatte ihn nämlich bei einer Misswahl 2013 in Moskau nicht treffen wollen.
Wolff outet Bannon als Quelle für eine Story der "New York Times", in der sie dem Präsidenten fälschlich den Besitz eines Bademantels angedichtet hatte. Damit erinnert er den Leser auch daran, wie unzuverlässig seine Hauptquelle ist. Wer verstehen will, wie das Weiße Haus heute funktioniert, wird ohnehin bedauern, dass sich Wolff an Bannon sowie eine Vertraute von Priebus anlehnte, aber keinen engen Draht zu Kushner und Ivanka Trump fand. Im Gegensatz zu den anderen sind Tochter und Schwiegersohn des Präsidenten nämlich noch da. Das Buch endet bequemerweise, bevor Trump die Steuerreform unterschrieb und damit einen großen Erfolg verbuchte. An den großen Linien von Wolffs Erzählung gibt es wenig zu zweifeln. Sein Buch bringt die Abartigkeit der Zustände im Zentrum der westlichen Vormacht auf den Punkt. Bevor man jedes Detail für bare Münze nimmt, sollte man aber die Einleitung konsultieren. Im Weißen Haus, warnt Wolff da, werde man mit Widersprüchen und Lügen konfrontiert. "Diese Laxheit mit der Wahrheit, wenn nicht gar mit der Wirklichkeit, zieht sich als roter Faden durch das Buch."
ANDREAS ROSS
Michael Wolff: Fire and Fury. Inside the Trump White House. Verlag Henry Holt & Co, New York 2018. 321 Seiten.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.01.2018Chaos im Weißen Haus
Der Trump-Bestseller „Fire and Fury“ pfeift auf die Regeln
des Journalismus und der Politik. Genau deswegen ist er so gut
VON MATTHIAS KOLB
Aus seinen Methoden macht Michael Wolff kein Geheimnis. Sein Enthüllungsbuch „Fire and Fury“ beginnt mit einem „Autorenhinweis“, in dem der 64-Jährige seine Recherchen beschreibt. Er habe nach der Amtseinführung von Donald Trump mehrere Monate wie eine „Fliege an der Wand“ im Weißen Haus verbringen und den täglichen Kleinkrieg beobachten können. „Viele Schilderungen widersprechen sich; und manche sind nach Trump-typischer Art einfach unwahr“, schreibt Wolff über seine Gespräche. Mitunter schildere er die Versionen der verschiedenen Lager, damit die Leser selbst urteilen können. „Anderswo habe ich, durch Vergleich der Schilderungen und mithilfe von vertrauenswürdigen Quellen, die Szenen so beschrieben, wie ich sie für wahr halte.“
Dieser Satz vor allem deutet an, was einen bei der Lektüre von „Fire and Fury“ erwartet, eben kein Sachbuch mit Hunderten Fußnoten und Dutzenden Seiten Anhang, um alle Zitate genau zu belegen. So war es etwa beim Standardwerk „Trump Nation. The Art of Being The Donald“ von Timothy O’Brien aus dem Jahr 2005, in dem der damalige New York Times-Reporter vorrechnete, dass Trump niemals Milliardär sein konnte. Dank exzellenter Recherchen gewann O’Brien den folgenden Prozess, in dem Trump 30 Lügen eingestehen musste – unter anderem über sein Vermögen und seine Schulden.
Diese Art von Enthüllungen fehlen in „Fire and Fury“. Das Werk wird trotzdem seinen Platz im Kanon jener Trump-Bücher finden, die zum Verständnis des Phänomens nötig sind. Wolff erwähnt diese Bücher nicht, aber an einem Werk kommt auch er nicht vorbei, weil es zentral für jede Trump-Interpretation ist: Es ist die 1987 erschienene Autobiografie „Art of the Deal“. Hier inszeniert sich Trump als Verkörperung des amerikanischen Traums, der angeblich ohne elterliche Hilfe und nur mit Energie, Charisma und Ehrgeiz zu Reichtum kam. Dass Trump selbst kaum eine Zeile selbst geschrieben hat und sein Ghostwriter Tony Schwartz ihm seit Sommer 2016 vorwirft, unzählige Lügen zu verbreiten und den Bezug zur Realität verloren zu haben, kümmert den heutigen US-Präsidenten nicht.
Der weltweite Erfolg von „Fire and Fury“ lässt sich schließlich nicht nur damit erklären, dass Millionen Menschen den US-Präsidenten verachten und über ihn lachen wollen. Und auch nicht durch den bloßen Enthüllungsreigen. Den gab es vorher ja auch: Schon im Februar schilderte die New York Times, wie Trump im Bademantel verärgert durch das Weiße Haus tapse, weil er die Lichtschalter nicht bedienen könne. Reportern des Time Magazine zeigte Trump im Mai stolz seine riesigen TV-Bildschirme und verkündete: „Ich ziehe es vor, mich mit schlechten Nachrichten nicht zu beschäftigen.“
Seit Monaten kursieren solche Anekdoten, vor allem in den einschlägigen E-Mail-Newslettern wie „Playbook“ von Politico oder „Sneak Peek“ von Axios. Nein, seine Kraft entwickelt das Buch, weil Wolff als Erster all diese seit Monaten kursierenden Gerüchte in eine große Geschichte packt. Der Rowohlt-Verlag hat bereits sechs Übersetzer, darunter Dirk van Gunsteren und Werner Schmitz, beauftragt und bringt die deutsche Fassung am 19. Februar heraus. Die Leser können sich freuen, denn „Fire and Fury“ ist fesselnd geschrieben und gleicht mit den vielen Dialogen mitunter einem Drehbuch.
Wolff war wie sein Duzfreund Trump fester Bestandteil der New Yorker Society und weiß als Gewinner des National Magazine Award, wie wichtig ein überzeugendes Narrativ ist. Also ziehen sich zwei Thesen durch „Fire and Fury“: Trump ist wegen seiner mentalen Instabilität ungeeignet für das Amt des Präsidenten. Und: Um ihn herum herrscht das pure Chaos.
Die Chaos-Theorie belegt allein die Existenz des Buches: Wolff bekam einen „blue badge“, einen blauen Hausausweis, der ihm Zugang zu allen Räumen des Weißen Hauses verschaffte. Davon träumen die Reporter, die stundenlang im engen Briefing Room sitzen und nur eine graue Zugangskarte erhalten. Und in Trumps Presseteam fragte niemand nach, was eigentlich Wolffs Projekt sei und ob der Glatzkopf wirklich so oft zuhören müsse – Sean Spicer und seine Kollegen waren seit der Amtseinführung vor allem damit beschäftigt, die Lügen ihres Chefs zu verteidigen.
Erst als Trump seinen Chefberater Stephen Bannon im August feuerte, endeten Wolffs Privilegien. Dass Trump selbst den Wirtschaftsberater Gary Cohn auf Seite 186 als „Idiot, umgeben von Clowns“ bezeichnet, und andere Konservative dieses Buch kritisieren, war klar. Wolff sei „ein totaler Loser“, wütet Trump bei Twitter und nennt ihn einen Lügner. Ein Vorwurf, der leichter zu kontern wäre, wenn Wolff und sein US-Verlag Henry Holt (im Nachwort werden drei Fact-Checker genannt) präziser gearbeitet hätten.
Wolffs Methode passt in drei Schlagworte: beobachten, zuhören, aufschreiben. Das Überprüfen von Fakten oder gar das Heraussuchen von Quellenbelegen sind nicht seine Sache. Deshalb wird aus dem Lobbyisten Mike Berman der Washington Post-Reporter Mark Berman. Die Berichterstattung von CNN über das umstrittene Dossier gibt er geradeheraus falsch wieder. Aber das macht „Fire and Fury“ nicht weniger empfehlenswert.
Natürlich seien Teile des Buchs „falsch, schlampig oder ein Verrat an der Vertraulichkeitsregel“, schreibt Mike Allen, der mit am besten vernetzte Journalist Washingtons. „Aber zwei Dinge sind absolut richtig: sein Porträt von Trump als unberechenbarer Präsident und die Verachtung jener, die für ihn arbeiten.“ Hier liegt das Geheimnis von Wolffs Erfolg: Er hat als Medienkolumnist in New York Karriere gemacht und kümmert sich nicht um Washingtoner Gepflogenheiten. Die Frage, ob vor Gesprächen Vertraulichkeit („off the record“) vereinbart worden war, oder ob für Zitate „Hintergrund“ oder „tiefer Hintergrund“ gelten sollten, das alles ist Wolff völlig egal. Er muss seinen Gesprächspartnern nicht schmeicheln, um sie als Quelle für die Zukunft zu sichern, weil er sich nie wieder mit dem Alltag der Washingtoner Politik beschäftigen wird. Michael Wolff stellt Dutzende Leute bloß, weil es ihm – auch hier ähnelt er Trump – um den größtmöglichen Effekt geht.
Wer Wolffs Ruf als egozentrischen Selbstdarsteller kennt, der kann manche Kollegenkritik besser einordnen. Als beste Trump-Flüsterin gilt Maggie Haberman von der New York Times, die der Präsident in „Fire and Fury“ als „böse und schrecklich“ bezeichnet. Und trotz allem immer mit ihr redet, weil er besessen davon ist, von der Times gelobt zu werden. Habermans Urteil über Wolffs Werk: „Die Details sind oft falsch, aber der Kern seiner Geschichte ist wahr.“
Haberman wird noch in diesem Jahr ein eigenes Buch über Trumps erstes Präsidentenjahr veröffentlichen. Sie sieht sich jedoch in der Tradition der legendären Trump-Biografen. Als unerreicht gilt Wayne Barrett und sein 1992 erschienenes „Trump. The Greatest Show on Earth: The Deals, The Downfall and the Reinvention“. Darin beschreibt der Investigativreporter des New Yorker Independent-Magazins Village Voice etwa, wie der junge Trump in Spielkasinos in Atlantic City investierte (und pleiteging), und wie eng die Kontakte des Bauunternehmers zur Mafia waren. Barrett schrieb 1979 erstmals über Trump und war der erste Journalist, der den Emporkömmling ernst nahm und dessen Behauptungen überprüfte.
„Jede ernsthafte Trump-Recherche beginnt mit einem Anruf bei Barrett. Meist lud er Reporter in sein Townhouse ein und zeigte ihnen im Keller sein Archiv über Trump. Es war unerreicht“, hieß es in einem Nachruf auf diesen legendären Rechercheur bei Politico. Barrett starb einen Tag vor Trumps Amtseinführung. Als Recherche-Assistent für sein Buchprojekt hatte Barrett einen jungen Mann angeheuert, der selbst 2005 einen Trump-Klassiker verfassen sollte.
Das bereits erwähnte „Trump Nation“ von Timothy O’Brien ist essenziell, um die Neuerfindung Trumps als Reality-TV-Star zu verstehen und einen Einblick in dessen Geschäfte zu kriegen. Seit Jahrzehnten verkauft er nicht mehr als ein Image und führt die Firma „Trump Organization“ als Familienbetrieb. Auch hier war ihm bei der Auswahl der Mitarbeiter Loyalität wichtiger als Kompetenz und sein Arbeitsalltag war keine Vorbereitung fürs Weiße Haus.
Die Pionierleistungen von Barrett und O’Brien lobt auch Michael D’Antonio, dessen Werk „Never Enough“ im September 2015 in den USA erschien und der ebenfalls jede Aussage mit Fußnoten und exakter Quellenangabe belegt. Damals wussten bereits 96 Prozent der Amerikaner, wer Donald Trump ist, aber sie sahen ihn erstmals als Politiker in den TV-Debatten. Das Buch, das auch auf Deutsch vorliegt, ist bis heute aufschlussreich, weil D’Antonio Trump zehn Stunden interviewen konnte. Die Leser begegnen einem ungeduldigen Mann, der kaum politische Überzeugungen hat, sondern im Rampenlicht stehen und jene beeindrucken will, die ihn umgeben. Genau diesen Eindruck vermittelt auch Michael Wolff in „Fire and Fury“, über das noch lange diskutiert werden wird.
Allerdings dürfte schon in der kommenden Woche ein neues Trump-Buch Schlagzeilen machen: Am 16. Januar kommt die Abrechnung „It’s Even Worse Than You Think“ von David Cay Johnston in die Läden (die deutsche Fassung „Trump im Amt“ erscheint zwei Tage später bei Ecowin). Der Pulitzer-Preisträger beobachtet Trump seit drei Jahrzehnten und belegt alle Aussagen akribisch. Im lesenswerten Vorgängerbuch, der 2016 erschienenen „Akte Trump“ findet sich im Kapitel „Quellenangaben“ ein bemerkenswerter Absatz: „Sollte sich ein Link auf eine hier angegebene Quelle als fehlerhaft herausstellen, ersuche ich um Verständigung per E-Mail. Ich werde mein Bestes geben, um umgehend einen funktionierenden Link oder eine Kopie des betreffenden Dokuments bereitzustellen.“ So etwas wird Michael Wolff wohl nie in seinem Leben schreiben.
Trump tapst im Bademantel
verärgert herum, weil er die
Lichtschalter nicht bedienen kann
Ein ungeduldiger
Mann, der kaum politische
Überzeugungen hat
Bücher über Donald Trump sind fast ein eigenes Genre. In diesem Kanon wird
„Fire and Fury“ einen wichtigen Platz einnehmen, weil Michael Wolffs Buch zu verstehen hilft, wie der egomanische Bauunternehmer an die Macht kam. Abb.: Verlage
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Der Trump-Bestseller „Fire and Fury“ pfeift auf die Regeln
des Journalismus und der Politik. Genau deswegen ist er so gut
VON MATTHIAS KOLB
Aus seinen Methoden macht Michael Wolff kein Geheimnis. Sein Enthüllungsbuch „Fire and Fury“ beginnt mit einem „Autorenhinweis“, in dem der 64-Jährige seine Recherchen beschreibt. Er habe nach der Amtseinführung von Donald Trump mehrere Monate wie eine „Fliege an der Wand“ im Weißen Haus verbringen und den täglichen Kleinkrieg beobachten können. „Viele Schilderungen widersprechen sich; und manche sind nach Trump-typischer Art einfach unwahr“, schreibt Wolff über seine Gespräche. Mitunter schildere er die Versionen der verschiedenen Lager, damit die Leser selbst urteilen können. „Anderswo habe ich, durch Vergleich der Schilderungen und mithilfe von vertrauenswürdigen Quellen, die Szenen so beschrieben, wie ich sie für wahr halte.“
Dieser Satz vor allem deutet an, was einen bei der Lektüre von „Fire and Fury“ erwartet, eben kein Sachbuch mit Hunderten Fußnoten und Dutzenden Seiten Anhang, um alle Zitate genau zu belegen. So war es etwa beim Standardwerk „Trump Nation. The Art of Being The Donald“ von Timothy O’Brien aus dem Jahr 2005, in dem der damalige New York Times-Reporter vorrechnete, dass Trump niemals Milliardär sein konnte. Dank exzellenter Recherchen gewann O’Brien den folgenden Prozess, in dem Trump 30 Lügen eingestehen musste – unter anderem über sein Vermögen und seine Schulden.
Diese Art von Enthüllungen fehlen in „Fire and Fury“. Das Werk wird trotzdem seinen Platz im Kanon jener Trump-Bücher finden, die zum Verständnis des Phänomens nötig sind. Wolff erwähnt diese Bücher nicht, aber an einem Werk kommt auch er nicht vorbei, weil es zentral für jede Trump-Interpretation ist: Es ist die 1987 erschienene Autobiografie „Art of the Deal“. Hier inszeniert sich Trump als Verkörperung des amerikanischen Traums, der angeblich ohne elterliche Hilfe und nur mit Energie, Charisma und Ehrgeiz zu Reichtum kam. Dass Trump selbst kaum eine Zeile selbst geschrieben hat und sein Ghostwriter Tony Schwartz ihm seit Sommer 2016 vorwirft, unzählige Lügen zu verbreiten und den Bezug zur Realität verloren zu haben, kümmert den heutigen US-Präsidenten nicht.
Der weltweite Erfolg von „Fire and Fury“ lässt sich schließlich nicht nur damit erklären, dass Millionen Menschen den US-Präsidenten verachten und über ihn lachen wollen. Und auch nicht durch den bloßen Enthüllungsreigen. Den gab es vorher ja auch: Schon im Februar schilderte die New York Times, wie Trump im Bademantel verärgert durch das Weiße Haus tapse, weil er die Lichtschalter nicht bedienen könne. Reportern des Time Magazine zeigte Trump im Mai stolz seine riesigen TV-Bildschirme und verkündete: „Ich ziehe es vor, mich mit schlechten Nachrichten nicht zu beschäftigen.“
Seit Monaten kursieren solche Anekdoten, vor allem in den einschlägigen E-Mail-Newslettern wie „Playbook“ von Politico oder „Sneak Peek“ von Axios. Nein, seine Kraft entwickelt das Buch, weil Wolff als Erster all diese seit Monaten kursierenden Gerüchte in eine große Geschichte packt. Der Rowohlt-Verlag hat bereits sechs Übersetzer, darunter Dirk van Gunsteren und Werner Schmitz, beauftragt und bringt die deutsche Fassung am 19. Februar heraus. Die Leser können sich freuen, denn „Fire and Fury“ ist fesselnd geschrieben und gleicht mit den vielen Dialogen mitunter einem Drehbuch.
Wolff war wie sein Duzfreund Trump fester Bestandteil der New Yorker Society und weiß als Gewinner des National Magazine Award, wie wichtig ein überzeugendes Narrativ ist. Also ziehen sich zwei Thesen durch „Fire and Fury“: Trump ist wegen seiner mentalen Instabilität ungeeignet für das Amt des Präsidenten. Und: Um ihn herum herrscht das pure Chaos.
Die Chaos-Theorie belegt allein die Existenz des Buches: Wolff bekam einen „blue badge“, einen blauen Hausausweis, der ihm Zugang zu allen Räumen des Weißen Hauses verschaffte. Davon träumen die Reporter, die stundenlang im engen Briefing Room sitzen und nur eine graue Zugangskarte erhalten. Und in Trumps Presseteam fragte niemand nach, was eigentlich Wolffs Projekt sei und ob der Glatzkopf wirklich so oft zuhören müsse – Sean Spicer und seine Kollegen waren seit der Amtseinführung vor allem damit beschäftigt, die Lügen ihres Chefs zu verteidigen.
Erst als Trump seinen Chefberater Stephen Bannon im August feuerte, endeten Wolffs Privilegien. Dass Trump selbst den Wirtschaftsberater Gary Cohn auf Seite 186 als „Idiot, umgeben von Clowns“ bezeichnet, und andere Konservative dieses Buch kritisieren, war klar. Wolff sei „ein totaler Loser“, wütet Trump bei Twitter und nennt ihn einen Lügner. Ein Vorwurf, der leichter zu kontern wäre, wenn Wolff und sein US-Verlag Henry Holt (im Nachwort werden drei Fact-Checker genannt) präziser gearbeitet hätten.
Wolffs Methode passt in drei Schlagworte: beobachten, zuhören, aufschreiben. Das Überprüfen von Fakten oder gar das Heraussuchen von Quellenbelegen sind nicht seine Sache. Deshalb wird aus dem Lobbyisten Mike Berman der Washington Post-Reporter Mark Berman. Die Berichterstattung von CNN über das umstrittene Dossier gibt er geradeheraus falsch wieder. Aber das macht „Fire and Fury“ nicht weniger empfehlenswert.
Natürlich seien Teile des Buchs „falsch, schlampig oder ein Verrat an der Vertraulichkeitsregel“, schreibt Mike Allen, der mit am besten vernetzte Journalist Washingtons. „Aber zwei Dinge sind absolut richtig: sein Porträt von Trump als unberechenbarer Präsident und die Verachtung jener, die für ihn arbeiten.“ Hier liegt das Geheimnis von Wolffs Erfolg: Er hat als Medienkolumnist in New York Karriere gemacht und kümmert sich nicht um Washingtoner Gepflogenheiten. Die Frage, ob vor Gesprächen Vertraulichkeit („off the record“) vereinbart worden war, oder ob für Zitate „Hintergrund“ oder „tiefer Hintergrund“ gelten sollten, das alles ist Wolff völlig egal. Er muss seinen Gesprächspartnern nicht schmeicheln, um sie als Quelle für die Zukunft zu sichern, weil er sich nie wieder mit dem Alltag der Washingtoner Politik beschäftigen wird. Michael Wolff stellt Dutzende Leute bloß, weil es ihm – auch hier ähnelt er Trump – um den größtmöglichen Effekt geht.
Wer Wolffs Ruf als egozentrischen Selbstdarsteller kennt, der kann manche Kollegenkritik besser einordnen. Als beste Trump-Flüsterin gilt Maggie Haberman von der New York Times, die der Präsident in „Fire and Fury“ als „böse und schrecklich“ bezeichnet. Und trotz allem immer mit ihr redet, weil er besessen davon ist, von der Times gelobt zu werden. Habermans Urteil über Wolffs Werk: „Die Details sind oft falsch, aber der Kern seiner Geschichte ist wahr.“
Haberman wird noch in diesem Jahr ein eigenes Buch über Trumps erstes Präsidentenjahr veröffentlichen. Sie sieht sich jedoch in der Tradition der legendären Trump-Biografen. Als unerreicht gilt Wayne Barrett und sein 1992 erschienenes „Trump. The Greatest Show on Earth: The Deals, The Downfall and the Reinvention“. Darin beschreibt der Investigativreporter des New Yorker Independent-Magazins Village Voice etwa, wie der junge Trump in Spielkasinos in Atlantic City investierte (und pleiteging), und wie eng die Kontakte des Bauunternehmers zur Mafia waren. Barrett schrieb 1979 erstmals über Trump und war der erste Journalist, der den Emporkömmling ernst nahm und dessen Behauptungen überprüfte.
„Jede ernsthafte Trump-Recherche beginnt mit einem Anruf bei Barrett. Meist lud er Reporter in sein Townhouse ein und zeigte ihnen im Keller sein Archiv über Trump. Es war unerreicht“, hieß es in einem Nachruf auf diesen legendären Rechercheur bei Politico. Barrett starb einen Tag vor Trumps Amtseinführung. Als Recherche-Assistent für sein Buchprojekt hatte Barrett einen jungen Mann angeheuert, der selbst 2005 einen Trump-Klassiker verfassen sollte.
Das bereits erwähnte „Trump Nation“ von Timothy O’Brien ist essenziell, um die Neuerfindung Trumps als Reality-TV-Star zu verstehen und einen Einblick in dessen Geschäfte zu kriegen. Seit Jahrzehnten verkauft er nicht mehr als ein Image und führt die Firma „Trump Organization“ als Familienbetrieb. Auch hier war ihm bei der Auswahl der Mitarbeiter Loyalität wichtiger als Kompetenz und sein Arbeitsalltag war keine Vorbereitung fürs Weiße Haus.
Die Pionierleistungen von Barrett und O’Brien lobt auch Michael D’Antonio, dessen Werk „Never Enough“ im September 2015 in den USA erschien und der ebenfalls jede Aussage mit Fußnoten und exakter Quellenangabe belegt. Damals wussten bereits 96 Prozent der Amerikaner, wer Donald Trump ist, aber sie sahen ihn erstmals als Politiker in den TV-Debatten. Das Buch, das auch auf Deutsch vorliegt, ist bis heute aufschlussreich, weil D’Antonio Trump zehn Stunden interviewen konnte. Die Leser begegnen einem ungeduldigen Mann, der kaum politische Überzeugungen hat, sondern im Rampenlicht stehen und jene beeindrucken will, die ihn umgeben. Genau diesen Eindruck vermittelt auch Michael Wolff in „Fire and Fury“, über das noch lange diskutiert werden wird.
Allerdings dürfte schon in der kommenden Woche ein neues Trump-Buch Schlagzeilen machen: Am 16. Januar kommt die Abrechnung „It’s Even Worse Than You Think“ von David Cay Johnston in die Läden (die deutsche Fassung „Trump im Amt“ erscheint zwei Tage später bei Ecowin). Der Pulitzer-Preisträger beobachtet Trump seit drei Jahrzehnten und belegt alle Aussagen akribisch. Im lesenswerten Vorgängerbuch, der 2016 erschienenen „Akte Trump“ findet sich im Kapitel „Quellenangaben“ ein bemerkenswerter Absatz: „Sollte sich ein Link auf eine hier angegebene Quelle als fehlerhaft herausstellen, ersuche ich um Verständigung per E-Mail. Ich werde mein Bestes geben, um umgehend einen funktionierenden Link oder eine Kopie des betreffenden Dokuments bereitzustellen.“ So etwas wird Michael Wolff wohl nie in seinem Leben schreiben.
Trump tapst im Bademantel
verärgert herum, weil er die
Lichtschalter nicht bedienen kann
Ein ungeduldiger
Mann, der kaum politische
Überzeugungen hat
Bücher über Donald Trump sind fast ein eigenes Genre. In diesem Kanon wird
„Fire and Fury“ einen wichtigen Platz einnehmen, weil Michael Wolffs Buch zu verstehen hilft, wie der egomanische Bauunternehmer an die Macht kam. Abb.: Verlage
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Michael Wolff has written a book to shake America to its foundations Guardian