Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.02.2003NEUE REISEBÜCHER
Für die Tasche. Einen gelungenen Langstreckenflug stellen wir uns ungefähr so vor: Wir machen es uns so bequem wie möglich in unserem Sitz und verlassen ihn nur im äußersten Notfall. Keine Minute wollen wir freiwillig von den Cartoons und Spielfilmen verpassen, schließlich mindert das den Flugpreis um etwa zehn Euro, die wir sonst im Kino ausgegeben hätten. Auch bei den Mahlzeiten versuchen wir, uns den Bauch so voll wie es nur irgend geht zu schaufeln, denn: bezahlt ist bezahlt. Weil das angesichts der Größe der Portionen gar nicht so einfach ist, stopfen wir uns noch eine Riesentafel Schokolade aus dem Duty-Free-Shop hinterher, bei der wir, auf 100 Gramm gerechnet, auch prima gespart haben. Daß wir der Bordbar mächtig auf den Grund gehen, muß eigentlich nicht extra erwähnt werden, erstens ist es umsonst, und zweitens wirken Rauschgetränke in der Luft viel nachhaltiger als auf dem Boden. Stutzig macht uns auch nicht, daß der gutgekleidete arabische Geschäftsmann neben uns das Glas Champagner mit der Bemerkung ablehnt: "Danke, ich muß noch fliegen." Wir jedenfalls lassen uns das Fliegen nicht so schnell verderben und genießen es in vollen Zügen.
Damit gehören wir noch immer zu einer komfortablen Mehrheit, die beim Fliegen alles falsch machen, was nur falsch zu machen geht. Wahrscheinlich deshalb, weil wir noch nie etwas vom tödlichen "Economy-Class-Syndrom" gehört haben. Oder, weil wir den Jetlag für eine eingebildete Krankheit von Angebern halten und Seminare gegen Flugangst für rausgeschmissenes Geld.
Für alle anderen, die gelegentlich beim Fliegen von einem mulmigen Gefühl oder schweren Beinen heimgesucht werden, empfiehlt sich der informative Ratgeber von Birgit Adam "Fit im Flugzeug". In dem schmalen Büchlein klärt die Autorin über die drei am meisten verbreiteten Beschwerden beim Fliegen auf: Thrombose, Jetlag und Flugangst. Den größten Raum nimmt dabei das "Economy-Class-Syndrom" ein, das eine Thrombose verursachen kann. Durch die beengten Sitzverhältnisse in der "Holzklasse", den niedrigen Luftdruck und die verringerte Luftfeuchtigkeit im Flugzeug wird die Bildung von Blutgerinnseln begünstigt. Im schlimmsten Fall führen diese zu lebensgefährlichen Durchblutungsstörungen. Es gibt Personen, die dafür besonders anfällig sind - ihnen werden Stützstrümpfe oder ein Ausweichen in die bequemere Business Class empfohlen. Ansonsten hilft zur Vorbeugung eine einfache gymnastische Übung: öfter mal aufstehen.
Während nach dem 11. September der "Thrombose-Tod nach Langstreckenflug" weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden ist, entwickelt sich die Flugangst zum Dauerthema. Etwa zehn Prozent aller Menschen sollen darunter ernsthaft leiden. Auch hier gibt es ein einfaches Gegenmittel - das Wissen. Technisch zu verstehen, warum ein Flugzeug in der Luft bleibt, kann ein erster Schritt sein. Ein zweiter ist es, den Statistiken zu vertrauen, nach denen das Flugzeug das sicherste Verkehrsmittel überhaupt ist. Das Problem ist nur: wir werden über jeden Absturz informiert.
ehl.
Birgit Adam: "Fit im Flugzeug", Wilhelm Heyne Verlag 2002, 2,50 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für die Tasche. Einen gelungenen Langstreckenflug stellen wir uns ungefähr so vor: Wir machen es uns so bequem wie möglich in unserem Sitz und verlassen ihn nur im äußersten Notfall. Keine Minute wollen wir freiwillig von den Cartoons und Spielfilmen verpassen, schließlich mindert das den Flugpreis um etwa zehn Euro, die wir sonst im Kino ausgegeben hätten. Auch bei den Mahlzeiten versuchen wir, uns den Bauch so voll wie es nur irgend geht zu schaufeln, denn: bezahlt ist bezahlt. Weil das angesichts der Größe der Portionen gar nicht so einfach ist, stopfen wir uns noch eine Riesentafel Schokolade aus dem Duty-Free-Shop hinterher, bei der wir, auf 100 Gramm gerechnet, auch prima gespart haben. Daß wir der Bordbar mächtig auf den Grund gehen, muß eigentlich nicht extra erwähnt werden, erstens ist es umsonst, und zweitens wirken Rauschgetränke in der Luft viel nachhaltiger als auf dem Boden. Stutzig macht uns auch nicht, daß der gutgekleidete arabische Geschäftsmann neben uns das Glas Champagner mit der Bemerkung ablehnt: "Danke, ich muß noch fliegen." Wir jedenfalls lassen uns das Fliegen nicht so schnell verderben und genießen es in vollen Zügen.
Damit gehören wir noch immer zu einer komfortablen Mehrheit, die beim Fliegen alles falsch machen, was nur falsch zu machen geht. Wahrscheinlich deshalb, weil wir noch nie etwas vom tödlichen "Economy-Class-Syndrom" gehört haben. Oder, weil wir den Jetlag für eine eingebildete Krankheit von Angebern halten und Seminare gegen Flugangst für rausgeschmissenes Geld.
Für alle anderen, die gelegentlich beim Fliegen von einem mulmigen Gefühl oder schweren Beinen heimgesucht werden, empfiehlt sich der informative Ratgeber von Birgit Adam "Fit im Flugzeug". In dem schmalen Büchlein klärt die Autorin über die drei am meisten verbreiteten Beschwerden beim Fliegen auf: Thrombose, Jetlag und Flugangst. Den größten Raum nimmt dabei das "Economy-Class-Syndrom" ein, das eine Thrombose verursachen kann. Durch die beengten Sitzverhältnisse in der "Holzklasse", den niedrigen Luftdruck und die verringerte Luftfeuchtigkeit im Flugzeug wird die Bildung von Blutgerinnseln begünstigt. Im schlimmsten Fall führen diese zu lebensgefährlichen Durchblutungsstörungen. Es gibt Personen, die dafür besonders anfällig sind - ihnen werden Stützstrümpfe oder ein Ausweichen in die bequemere Business Class empfohlen. Ansonsten hilft zur Vorbeugung eine einfache gymnastische Übung: öfter mal aufstehen.
Während nach dem 11. September der "Thrombose-Tod nach Langstreckenflug" weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden ist, entwickelt sich die Flugangst zum Dauerthema. Etwa zehn Prozent aller Menschen sollen darunter ernsthaft leiden. Auch hier gibt es ein einfaches Gegenmittel - das Wissen. Technisch zu verstehen, warum ein Flugzeug in der Luft bleibt, kann ein erster Schritt sein. Ein zweiter ist es, den Statistiken zu vertrauen, nach denen das Flugzeug das sicherste Verkehrsmittel überhaupt ist. Das Problem ist nur: wir werden über jeden Absturz informiert.
ehl.
Birgit Adam: "Fit im Flugzeug", Wilhelm Heyne Verlag 2002, 2,50 Euro.
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