Fußballspielen ist schön.Warum? Weil es das natürlichste, das logischste aller Spiele ist. Die natürliche logische Verbindung von perfekter Form und permanenter Kraft. 22 Spieler, zwei Trainer, einen Schiedsrichter, einen Ball und eine hochdramatische Nachspielzeit: Diese Zutaten für eine spannende Partie bringt dieses Buch zusammen. Eine Fibel der Fußballtypen, mit Stars von heute und von gestern, mit Künstlern und Kärrnern.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2005Vom Zauber der "Fußlümmelei"
Der WM sei Dank: Fußball-Literatur boomt - auch auf der Buchmesse
VON THOMAS KLEMM
FRANKFURT. An Fußballbüchern kommt in diesem Jahr keiner vorbei. Bis auf einen, aber der hat Wichtigeres zu tun, als zu lesen, denn er ist Fußball-Bundestrainer. Trotzdem beteiligte sich Jürgen Klinsmann jüngst im April am Zusammenspiel von Körper und Geist, führte den Ball am Fuß wie früher als Nationalstürmer und umdribbelte alle Fußballbücher, die auf der Bühne zu einem Slalomparcours arrangiert waren. Eine Gaudi war es, damals in Nürnberg, als die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur zu ihrer ersten Veranstaltung geladen hatte, um Kunst und Kick zusammenzuführen. Eine Verbindung, die angesichts der Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr hierzulande immer enger wird. Der Bundestrainer trotzt dem Trend, interessiert sich mehr für Powerpoint-Präsentationen als für das gedruckte Wort zum Fußball. Nur einen Klassiker, nämlich "Ballfieber" des englischen Arsenal-Fans Nick Hornby, habe er gelesen. "Obwohl Arsenal die falsche Mannschaft für mich ist." Klinsmann hatte in den neunziger Jahren beim Londoner Stadtrivalen Tottenham Hotspur gespielt.
Im Gegensatz zum Bücher umdribbelnden Bundestrainer können es sich deutsche Verlage in diesen Monaten nicht erlauben, Fußball-Literatur links liegenzulassen. Es wird geschrieben, es wird angekündigt, es wird gedruckt, und alle Titel zusammengenommen - ob Neuerscheinungen oder Neuauflagen - ergäben fast wieder ein eigenes Buch. 778 Werke zum Thema Fußball waren im Juli, ein Jahr vor dem WM-Endspiel, schon auf dem Markt - Tendenz stark steigend. Den "Rückenwind der WM nutzen", so lautet das Motto nicht nur beim Deutschen Taschenbuch-Verlag.
Die Spreu vom Weizen zu trennen, die sauber recherchierten und gut geschriebenen Werke von den in aller Eile verfaßten und auf die WM hin veröffentlichten Druckerzeugnisse zu unterscheiden - das ist die große Herausforderung für den Fußballbuchliebhaber. Da gibt es einerseits die immer wiederkehrenden Sammlungen altbackener Anekdoten oder längst bekannter Zitate; dort aber erscheinen neue oder neu aufgelegte Qualitätsbücher über den brasilianischen Fußball (Fischer Verlag, Verlag Die Werkstatt), über "Fußball im Netz der Globalisierung" (Otto Müller Verlag) oder gar eine ambitionierte Klinsmann-Biographie (Scherz Verlag). Viele sogenannte Schnellschüsse würden "leider ohne Know-how und ohne einen über einen längeren Zeitraum erworbenen Hintergrund" auf den Markt gebracht, beklagt Enno Brandt vom Werkstatt-Verlag, der seit Jahren mit fundierten und, wie im Falle des 2004 erschienenen Fifa-Jubiläumsbandes "Hundert Jahre Weltfußball", hochwertigen Sportbüchern auf sich aufmerksam macht.
Nach zahlreichen Vernissagen, Tagungen und Lesungen - innerhalb und außerhalb des WM-Globus - sowie nach dem Schwerpunkt auf der Film-Berlinale im Frühjahr ist nun auch die Frankfurter Buchmesse ganz auf Fußball eingestellt. Von Mittwoch an präsentiert die größte Bücherschau auf zweitausend Quadratmetern in Halle 1.2 eine "Fußball-Welt" mit Fotoausstellungen, Tipp-Kick-Turnieren, Lesungen und Diskussionsrunden. "Der Sport läßt sich ausbeuten", behauptet Thomas Brussig, der selbst den fiktiven Monolog eines ostdeutschen Fußballtrainers verfaßt hat ("Leben bis Männer"). "Ein Schicksal wie jenes von Martin Max ist ein Romanthema", erinnert Brussig, Mitglied der Fußball-Nationalmannschaft der Autoren, an den im Vorjahr zurückgetretenen Bundesligastürmer. "Ein unterschätztes Dasein zu führen, das kennen wir alle."
Die einst verschmähte "Fußlümmelei" indes wird nie wieder unterschätzt, sie wird weiterleben, selbst wenn die Protagonisten zurücktreten oder gar das Zeitliche segnen. Das Buch zum Tod gibt es übrigens auch schon; es ist jüngst im Werkstatt-Verlag erschienen, heißt "Der letzte Paß" und beschäftigt sich mit dem "Fußballzauber in Friedhofswelten".
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main KTX: Eine Fibel der Fußballkünstler Spielen ist schön. Fußballspielen ist am schönsten. Warum? Weil es das natürlichste aller Spiele ist. Die logische Verbindung von perfekter Form und permanenter Kraft. Seit jeher bringt dieses Spiel am Ball die unterschiedlichsten Typen zusammen. Ein herrliches Panoptikum der Spezies Mensch, der ja laut Schiller nur da ganz Mensch ist, wo er spielt. Oder vielmehr, wie Schiller heute wohl schriebe: Wo er Fußball spielt. Zweiundzwanzig Spieler, zwei Trainer, zwei Schiedsrichter, ein Ball, Verlängerung und Elfmeterschießen: Alle Zutaten für eine gute, spannende Partie vereint dieses Buch der vielfach ausgezeichneten F.A.Z.-Sportredaktion. Eine Fibel der Fußballkünstler - eine Weltauswahl in Interviews und Porträts. (Jörg Hahn/ Christian Eichler: Flach spielen, hoch gewinnen. Fußballkünstler. Verlag F.A.Z.-Institut 2005, 192 Seiten, Hardcover, 17,90 Euro.)
Der WM sei Dank: Fußball-Literatur boomt - auch auf der Buchmesse
VON THOMAS KLEMM
FRANKFURT. An Fußballbüchern kommt in diesem Jahr keiner vorbei. Bis auf einen, aber der hat Wichtigeres zu tun, als zu lesen, denn er ist Fußball-Bundestrainer. Trotzdem beteiligte sich Jürgen Klinsmann jüngst im April am Zusammenspiel von Körper und Geist, führte den Ball am Fuß wie früher als Nationalstürmer und umdribbelte alle Fußballbücher, die auf der Bühne zu einem Slalomparcours arrangiert waren. Eine Gaudi war es, damals in Nürnberg, als die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur zu ihrer ersten Veranstaltung geladen hatte, um Kunst und Kick zusammenzuführen. Eine Verbindung, die angesichts der Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr hierzulande immer enger wird. Der Bundestrainer trotzt dem Trend, interessiert sich mehr für Powerpoint-Präsentationen als für das gedruckte Wort zum Fußball. Nur einen Klassiker, nämlich "Ballfieber" des englischen Arsenal-Fans Nick Hornby, habe er gelesen. "Obwohl Arsenal die falsche Mannschaft für mich ist." Klinsmann hatte in den neunziger Jahren beim Londoner Stadtrivalen Tottenham Hotspur gespielt.
Im Gegensatz zum Bücher umdribbelnden Bundestrainer können es sich deutsche Verlage in diesen Monaten nicht erlauben, Fußball-Literatur links liegenzulassen. Es wird geschrieben, es wird angekündigt, es wird gedruckt, und alle Titel zusammengenommen - ob Neuerscheinungen oder Neuauflagen - ergäben fast wieder ein eigenes Buch. 778 Werke zum Thema Fußball waren im Juli, ein Jahr vor dem WM-Endspiel, schon auf dem Markt - Tendenz stark steigend. Den "Rückenwind der WM nutzen", so lautet das Motto nicht nur beim Deutschen Taschenbuch-Verlag.
Die Spreu vom Weizen zu trennen, die sauber recherchierten und gut geschriebenen Werke von den in aller Eile verfaßten und auf die WM hin veröffentlichten Druckerzeugnisse zu unterscheiden - das ist die große Herausforderung für den Fußballbuchliebhaber. Da gibt es einerseits die immer wiederkehrenden Sammlungen altbackener Anekdoten oder längst bekannter Zitate; dort aber erscheinen neue oder neu aufgelegte Qualitätsbücher über den brasilianischen Fußball (Fischer Verlag, Verlag Die Werkstatt), über "Fußball im Netz der Globalisierung" (Otto Müller Verlag) oder gar eine ambitionierte Klinsmann-Biographie (Scherz Verlag). Viele sogenannte Schnellschüsse würden "leider ohne Know-how und ohne einen über einen längeren Zeitraum erworbenen Hintergrund" auf den Markt gebracht, beklagt Enno Brandt vom Werkstatt-Verlag, der seit Jahren mit fundierten und, wie im Falle des 2004 erschienenen Fifa-Jubiläumsbandes "Hundert Jahre Weltfußball", hochwertigen Sportbüchern auf sich aufmerksam macht.
Nach zahlreichen Vernissagen, Tagungen und Lesungen - innerhalb und außerhalb des WM-Globus - sowie nach dem Schwerpunkt auf der Film-Berlinale im Frühjahr ist nun auch die Frankfurter Buchmesse ganz auf Fußball eingestellt. Von Mittwoch an präsentiert die größte Bücherschau auf zweitausend Quadratmetern in Halle 1.2 eine "Fußball-Welt" mit Fotoausstellungen, Tipp-Kick-Turnieren, Lesungen und Diskussionsrunden. "Der Sport läßt sich ausbeuten", behauptet Thomas Brussig, der selbst den fiktiven Monolog eines ostdeutschen Fußballtrainers verfaßt hat ("Leben bis Männer"). "Ein Schicksal wie jenes von Martin Max ist ein Romanthema", erinnert Brussig, Mitglied der Fußball-Nationalmannschaft der Autoren, an den im Vorjahr zurückgetretenen Bundesligastürmer. "Ein unterschätztes Dasein zu führen, das kennen wir alle."
Die einst verschmähte "Fußlümmelei" indes wird nie wieder unterschätzt, sie wird weiterleben, selbst wenn die Protagonisten zurücktreten oder gar das Zeitliche segnen. Das Buch zum Tod gibt es übrigens auch schon; es ist jüngst im Werkstatt-Verlag erschienen, heißt "Der letzte Paß" und beschäftigt sich mit dem "Fußballzauber in Friedhofswelten".
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main KTX: Eine Fibel der Fußballkünstler Spielen ist schön. Fußballspielen ist am schönsten. Warum? Weil es das natürlichste aller Spiele ist. Die logische Verbindung von perfekter Form und permanenter Kraft. Seit jeher bringt dieses Spiel am Ball die unterschiedlichsten Typen zusammen. Ein herrliches Panoptikum der Spezies Mensch, der ja laut Schiller nur da ganz Mensch ist, wo er spielt. Oder vielmehr, wie Schiller heute wohl schriebe: Wo er Fußball spielt. Zweiundzwanzig Spieler, zwei Trainer, zwei Schiedsrichter, ein Ball, Verlängerung und Elfmeterschießen: Alle Zutaten für eine gute, spannende Partie vereint dieses Buch der vielfach ausgezeichneten F.A.Z.-Sportredaktion. Eine Fibel der Fußballkünstler - eine Weltauswahl in Interviews und Porträts. (Jörg Hahn/ Christian Eichler: Flach spielen, hoch gewinnen. Fußballkünstler. Verlag F.A.Z.-Institut 2005, 192 Seiten, Hardcover, 17,90 Euro.)