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Die Sammlung Flämischer Barockmalerei in der Alten Pinakothek, München, genießt weltweiten Ruhm. Dieser Bildband gibt einen repräsentativen Überblick über diesen Kunstbesitz. Im reich bebilderten Katalog werden zu vielen Gemälden ganzseitige Details abgebildet. Ein Anhang gibt Informationen zu den jeweiligen Künstlerbiographien und verweist auf weiterführende Literatur.

Produktbeschreibung
Die Sammlung Flämischer Barockmalerei in der Alten Pinakothek, München, genießt weltweiten Ruhm. Dieser Bildband gibt einen repräsentativen Überblick über diesen Kunstbesitz. Im reich bebilderten Katalog werden zu vielen Gemälden ganzseitige Details abgebildet. Ein Anhang gibt Informationen zu den jeweiligen Künstlerbiographien und verweist auf weiterführende Literatur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.09.1996

Der Barock ist auch nur eine Benutzeroberfläche
In elektronischer Treue fest zum Original: Ein neues digitales Verfahren zur farbigen Reproduktion von Gemälden

Während vielfältige Finanzierungsnöte derzeit die deutsche Museumswelt einen, scheiden sich die Geister an der Einführung digitaler Technik. Zum Thema Multimedia trafen jüngst auf einer in London veranstalteten Tagung industrielle Anbieter und Museen aufeinander. Kritische Stimmen blieben dabei erwartungsgemäß die Ausnahme. Der Titel "Lead, Follow or Get Out of the Way" aber, den Anne Buddle für ihren Vortrag wählte, beschreibt den Umgang der Museen mit neuen Medien treffend. Deren Mehrheit jedenfalls scheint es derzeit noch vorzuziehen, den angebotenen Möglichkeiten aus dem Weg zu gehen. Diejenigen jedoch, die in den Multimedia-Sog geraten sind, die ihre Bestände auf einer CD-ROM oder gar sich selbst auf einer Homepage im Internet präsentieren, beschränken ihre Aktivitäten zumeist auf die Gestaltung der graphischen Benutzeroberflächen.

Verkaufszahlen für die vorgestellten Produkte werden nie genannt, jedoch scheinen sich die Erwartungen aller Beteiligter bei weitem nicht erfüllt zu haben. Offenkundige Unbeholfenheiten im Umgang mit den neuen Medien sind dabei mit Sicherheit nicht allein Ursache für das Ausbleiben eines großen Verkaufserfolges. Vielmehr besitzt der potentielle Käufer selten zugleich technische Versiertheit im Umgang mit dem Personalcomputer und kulturhistorische Interessen. Vor allem jedoch wird in den wenigsten Fällen einsichtig, ob nicht vielmehr konventionelle Medien dieselbe Aufgabe besser und vor allem billiger gelöst hätten. So treffen falsche Medien auf falsche Zielgruppen.

Interessanterweise ist bislang der Versuch unterblieben, traditionelle Publikationsformen wie gedruckte Kataloge mit Hilfe neuer digitaler Technologien grundlegend zu verbessern. Denn allen multimedialen Prophezeiungen zum Trotz greift der Ausstellungsbesucher in der Mehrheit nach wie vor zu Printmedien. Und dies, obwohl die Attraktivität von Katalogen vor allem an der mangelnden Qualität der Farbabbildungen leidet, die häufig nicht mehr als ein schlechtes Zitat des Originals sind. Solch mangelhafte Farbwiedergabe aber hat technisch-physikalische Ursachen.

Dieser Problematik hat sich nun ein von der Europäischen Kommission gefördertes Projekt namens MARC (Methodology of Art Reproduction in Colour) gewidmet. Ausgangspunkt der Neuentwicklung an der Nahtstelle zwischen Kunst und neuen Technologien war der Wunsch, die Farbwiedergabe von Kunstreproduktionen zu verbessern. Überraschenderweise eröffnete sich derart ein neuer, von den Museen bislang übersehener Weg zur Nutzung digitaler Bilder. Das konventionelle Reproduktionsverfahren jedenfalls krankt vor allem an subjektiv mit dem Auge gesteuerten, sich selten unmittelbar an der Farbigkeit des Originals orientierenden Farbkorrekturen. Es ist hier nicht der Ort, auf Ursachensuche zu gehen, die bei der Fotografie eines Gemäldes auf analogem Filmmaterial oder bei der Auswahl eines in die Jahre gekommenen, bereits fehlfarbigen Dias aus einem Archiv beginnen müßte und beim Druck auf der Vierfarb-Offsetpresse enden würde.

Neben physikalisch unvermeidbaren Eingriffen - wie einer Anpassung an den druckbaren Farbraum - nähren aufgeblähte Kontraste und knallige Farben willkürlich den Zeitgeschmack. Bemühte, jedoch in ihrer Natur wiederum analoge Korrekturangaben wie "etwas zu rot" entstehen häufig aus dem Gedächtnis, also nicht vor dem Original oder unter lichttechnisch inkorrekten Bedingungen, was die Insensibilität gegenüber der Problematik und auch die mit gutem Willen unvermeidbaren prinzipiellen Schwächen des konventionellen Reproduktionsverfahrens belegt. Der mit der Problematik Vertraute wundert sich, daß mit konventionellen Verfahren überhaupt halbwegs akzeptable Kunstreproduktionen vorgelegt werden - und gewinnt Hochachtung vor den handwerklichen Fähigkeiten der an der Katalogherstellung Beteiligten.

In Anbetracht dieser Situation war von Anbeginn des Projektes klar, daß nachhaltige Verbesserungen einzig dadurch zu erreichen wären, daß das zugrundeliegende Prinzip des analogen Reproduktionsverfahrens überdacht würde. MARC suchte dabei in zweifacher Hinsicht Abhilfe zu schaffen. Einmal wurde das Aufnahmeverfahren von der analogen auf die digitale, elektronische Fotografie in sehr hoher Auflösung umgestellt. Eine eigens hierfür von einer Münchner Firma entwickelte CCD-Kamera liefert digitale Bilder mit bis zu 20000 mal 20000 Bildpunkten pro Aufnahme. Dies übertrifft marktübliche Kameras bei weitem, wird jedoch erst dann greifbar, wenn man sich ein einziges MARC-Bild auf 28 mal 36 Fernsehbildschirme dargestellt denkt. Für die Aufnahmen von Gemälden aus der Münchner Alten Pinakothek beschränkte man sich allerdings auf rund 10000 mal 8000 Bildpunkte, wofür nicht nur die begrenzten Möglichkeiten des nachfolgenden Druckverfahrens, sondern auch die begrenzte Speicherkapazität des Computers sprachen. Aber selbst unter dieser Einschränkung beansprucht jedes der so aufgenommenen Bilder eine Kapazität von rund 300 Megabyte.

Ein zweiter Ansatzpunkt waren die aus dem klassischen Reproduktionsverfahren bekannten Farbabweichungen bei der Aufnahme, bei der Umsetzung vom Foto zur gedruckten Reproduktion, sei es in der Reproanstalt, sei es an der Vierfarb-Offsetdruckmaschine. Entscheidende Neuerung ist, daß alle Beteiligten auf dem langen Weg vom Gemälde in der Galerie bis zur Abbildung im Katalog angehalten werden, sich jeglicher Farbkorrektur "per Auge" zu enthalten und dies dem MARC-Verfahren zu überlassen. Aller Macht der Gewohnheit zum Trotz übernehmen jetzt komplexe Farbkarten die Kontrolle, die zusammen mit dem Gemälde elektronisch fotografiert werden. Deren Werte werden vorab farbmetrisch bestimmt und dienen zu einer rechnerischen Farbkorrektur - ein Vorgang, der eben nur mit einer digitalen Aufnahme möglich ist. Mit einer durchschnittlichen Abweichung von E
Um zu verhindern, daß diese sehr hohe Farbgenauigkeit bei der Herstellung der Lithofilme in der Reproanstalt oder beim Druck verlorengeht, werden nachfolgende und unvermeidliche Farbabweichungen ebenfalls farbmetrisch erfaßt und in die zu druckenden Bilder miteinberechnet. Solange nur wenige digitale Druckmaschinen für Kunstdrucke zur Verfügung stehen, verlangt dieser Schritt für das Druckereigewerbe eine große Umstellung, bedeutet er doch eine Abwendung vom "schönen" hin zum farbmetrisch kontrollierten Druck.

So kompliziert es sich anhört, so einfach ist das neue MARC-Verfahren im Grunde. Aufwendige naßchemische Filmentwicklung, Digitalisierung der Fotos und Andrucke entfallen. Der Druck läuft farbmetrisch kontrolliert, und die digitale Aufnahme der Gemälde ist ebenso schnell wie die konventionelle Fotografie zu bewerkstelligen. Da die elektronischen Aufnahmen, die nicht altern - also ein wiederholtes und die Objekte belastendes Neufotografieren empfindlicher Kunstobjekte erübrigen -, letztlich für alle Anwendungen problemlos genutzt werden können, bleibt auch die Pforte zur Multimedia-Welt offen.

Das erste Ergebnis der Bemühungen europäischer Partner aus Industrie und Museen ist ein Bildband zur Flämischen Barockmalerei in der Alten Pinakothek, über dessen Erfolg die Zeit und der Käufer entscheiden werden. Auf der Suche nach einer neuen Anwendung digitaler Techniken wurde versucht, diese für die Museen zu erschließen, ohne ihre Zielgruppe zu Nutzern neuer Medien umerziehen zu wollen oder die auf Bewahrung des traditionellen Museums bedachte Gruppe der Konservatoren zu verschrecken. Die in dem Band unauffällig geknüpfte Verbindung zwischen Kunst und Hochtechnologie mag dem Leser vor Augen halten, daß die junge Pflanze digitaler Technik dort Wurzeln schlägt, wo sie bewußt an Altbewährtes - wie 150 Jahre Fotografie oder 500 Jahre Druckgewerbe - anknüpft, wo sich Fortschritt also nicht aus Richtungslosigkeit ergibt, sondern seine Richtung aus der Vergangenheit erfährt. ANDREAS BURMESTER

Andreas Burmester ist Hauptkonservator (Leiter der naturwissenschaftlichen Abteilung des Doerner-Institutes) an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München und war örtlicher Projektleiter von MARC.

A. Burmester, L. Raffelt, K. Renger, G. Robinson und S. Wagini: "Flämische Barockmalerei - Meisterwerke der Alten Pinakothek München". Hirmer Verlag, München 1996. Der Band kostet an der Museumskasse 48, im Buchhandel 85 Mark.

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