Alte Verbündete in neuen Kämpfen
Erster Eindruck
Auch wer den Romantasy-Roman Flammenkönigin von Susanne Wolff liest, ohne zuvor in ihrem Buch Sturmprinzessin geschmökert zu haben, findet sich schnell zurecht. Beide Romane sind unabhängig voneinander lesbar und verständlich, jedoch
erfreut sich der Leser beider Bücher neben dem Lesevergnügen gleichfalls am Wiedersehen mit alten…mehrAlte Verbündete in neuen Kämpfen
Erster Eindruck
Auch wer den Romantasy-Roman Flammenkönigin von Susanne Wolff liest, ohne zuvor in ihrem Buch Sturmprinzessin geschmökert zu haben, findet sich schnell zurecht. Beide Romane sind unabhängig voneinander lesbar und verständlich, jedoch erfreut sich der Leser beider Bücher neben dem Lesevergnügen gleichfalls am Wiedersehen mit alten Bekannten. Doch die Abenteuer, Zwistigkeiten und Intrigen sind neu und kein Abklatsch aus dem vorherigen Band.
Inhalt
Suela, die jugendliche Regentin des Inselstaates Caldéran, trachtet nach einem verheerenden Vulkanausbruch danach, ihren Untertanen ein sorgenfreies Leben wiederzugeben. Notgedrungen stützt sie sich auf ihren Berater Canto, den Hohepriester der Feuergöttin Perén. Doch sind die von ihm initiierten Raubzüge zur See ein adäquates Mittel zum Überleben, oder rufen sie nur den Widerstand der anderen Reiche hervor, sich der Piraterie zu widersetzen? Was kann Suela dem entgegensetzen, und wie geht sie mit der Gefangennahme Arnemons um, des Herrschers von Daramon? Vertrauen und Liebe stehen abgrundtiefer Hass und Misstrauen gegenüber. Als das Inselreich Bajbangho samt seiner Sturmprinzessin Liann auf den Plan gerufen wird, rückt der Widerstreit der magischen Elemente Feuer und Wind immer näher …
Schreibstil
Gewohnt detailverliebt kommt der Roman Flammenkönigin daher. Lebendig geschrieben und gefühlsbetont, was der Dramatik der Geschehnisse keinen Abbruch tut. Befürchtungen, Ängste, Zweifel und Selbstzweifel nehmen großen Raum ein in den Bildern, die Susanne Wolff vor uns ausbreitet. Die Figuren wirken dreidimensional und authentisch, ihre Haltung ist geprägt von den Traditionen, in denen sie aufwuchsen und die sie heute noch umgeben. Damit häuft die Autorin reichlich Konfliktstoff auf, denn auch auf jeder Seite beider Kriegsparteien sind nicht alle Auffassungen gleich. So wirft Wolff ihre Leser in eine Zerrissenheit, wem sie ihre Sympathie zuwenden sollen, doch macht die Schwarz-Weiß-Malerei der Charaktere die Identifizierung mit bestimmten Figuren recht einfach. Dennoch lässt etwa eine unerwartete Läuterung gegen Ende des Romans den Leser eine Weile mit offen stehendem Mund zurück. Wolff spielt dem Leser mit Überraschungen manchen Streich und erhöht dadurch die Spannung, wobei die Twists plausibel bleiben– man muss nur genau hinschauen. Zu weiterem Lesespaß verführen liebevolle Formulierungen abseits jeglicher Klischees wie die folgenden Beispiele: „Am Rande ihrer Gedanken zupften schon wieder die Sorgen um Caldéran.“ und „Das ferne Wummern rann über sie hinweg wie Wasser über gefettetes Leder.“
Fazit
So bildreich, so detailverliebt kommt der Roman daher, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Ein Roman über Krieg und Frieden, über Liebe, Treue, Hass und Versöhnung vor dem Hintergrund einer malerischen, aber von Naturereignissen zerstörten Kulisse, in der alle Parteien mit dem Wiederaufbau beschäftigt sind oder waren. Wer beim Begriff Fantasy nicht unbedingt an kriegerische Orks oder Drachenreiter denkt, sondern wem Menschen mit und ohne magische Begabung genügen, dem sei die Flammenkönigin ans Herz gelegt. Ebenso dem demjenigen, der Romantasy bislang als schnulzig empfindet, denn Susanne Wolff wird ihn eines Besseren belehren.