Gustave Flaubert, Autor der Madame Bovary, gilt als unpolitischer Schriftsteller, der anders als seine Zeitgenossen nie öffentlich politisch Stellung bezog. Das Bild des Eremiten ist jedoch zu einseitig. Flaubert war nicht nur der zurückgezogene Künstler, der tagelang mit einem einzigen Satz rang und sich in seinem Hass auf die Menschheit verzehrte. Er war auch ein Mensch, der seine Leidenschaften nicht ständig unterdrücken, nicht immer zwanghaft passiv und unparteiisch sein konnte. In mehreren Tausend Briefen, die von Flauberts Korrespondenz erhalten sind, wird ein Mann lebendig, der viele Freundschaften pflegte und Liebschaften hatte. Ein Mann, der bis in den Orient reiste, lebenslustige Zeiten kannte und das Pariser Salonleben sichtlich genoss. Diese privaten Zeugnisse zeigen einen Menschen, der sich auch der politischen Sphäre nicht vollkommen entziehen konnte.