Cecelia Aherns Ausflug in ein neues Genre ist gelungen
Inhalt:
Die siebzehnjährige Celestine North wollte immer perfekt sein, auf keinen Fall auffallen. Sie hält sich an alle Regeln und blickt mit Verachtung auf die Menschen, die von der Gilde als fehlerhaft verurteilt wurden, weil sie sich
etwas zuschulden kommen ließen. Ihre heile Welt stürzt in sich zusammen, als sie plötzlich selbst vor…mehrCecelia Aherns Ausflug in ein neues Genre ist gelungen
Inhalt:
Die siebzehnjährige Celestine North wollte immer perfekt sein, auf keinen Fall auffallen. Sie hält sich an alle Regeln und blickt mit Verachtung auf die Menschen, die von der Gilde als fehlerhaft verurteilt wurden, weil sie sich etwas zuschulden kommen ließen. Ihre heile Welt stürzt in sich zusammen, als sie plötzlich selbst vor Gericht steht, denn sie muss erkennen, wie unmenschlich das System in ihrem Land ist.
Meine Meinung:
„Flawed“ ist Englisch und bedeutet in etwa „fehlerhaft“, „mit Makeln behaftet“, also genau das Gegenteil von perfekt. Hier bezieht es sich auf das moralische Verhalten von Menschen. Es gibt strenge Regeln, denen die sogenannten Fehlerhaften sich unterwerfen müssen. Sie dürfen zum Beispiel keinen Luxus haben, haben nachts Ausgangssperre, sie werden gebrandmarkt und müssen eine auffällige Armbinde tragen. Wenn man sich mal in der Weltgeschichte umsieht, wird man sehen, dass dieses Szenario gar nicht rein phantastisch ist, sondern durchaus realistisch sein kann. Ein wenig erinnerte es mich auch an „Infernale“ von Sophie Jordan, aber die Parallelen endeten bald.
Mir war die Protagonistin Celestine anfangs nicht besonders sympathisch. Sie war mir einfach zu angepasst, hat das nachgeplappert, was man ihr eingetrichtert hat, ohne selbst wirklich zu denken. Ihre Schwester Juniper dagegen nimmt kein Blatt vor den Mund und sagt, was sie denkt, wenn sie etwas als unsinnig ansieht. Juniper war viel eher mein Fall. Doch zum Glück bleiben die Charaktere nicht auf ihrem anfänglichen Stand, sondern entwickeln sich weiter – ein dicker Pluspunkt für Celestine, die sich zu einer richtigen Heldin mausert, bei der aber auch immer wieder der unsichere Teenager durchschimmert. Ich konnte richtig schön mit ihr mit leiden, wollte sie manchmal in den Hintern treten, wenn sie etwas nicht schnell genug durchschaute und sich einfach von ihren Gefühlen überrollen ließ.
Celestine muss etliche Ungerechtigkeiten und auch Schmerzen ertragen. Die Beschreibungen davon gingen bei mir schon an die Grenze des Erträglichen, obwohl ich gar nicht so empfindlich bin. Aber ich habe mich dermaßen mit Celestine identifiziert, dass ich zwar nicht die Schmerzen, aber Celestines Anspannung förmlich selbst gespürt habe.
Früher mochte ich die Autorin Cecelia Ahern sehr gerne, aber mit ihren letzten Werken konnte sie mich nicht wirklich begeistern. Eigentlich wollte ich deshalb nichts mehr von ihr lesen. Da sie nun aber einen Exkurs in ein neues Genre machte, wollte ich ihr noch mal eine Chance geben. Und ich muss sagen, es ist ihr wirklich gelungen, mich zu fesseln und für ihren Weltentwurf und ihre Charaktere einzunehmen. Ich hätte definitiv ein paar spannende Lesestunden verpasst.
Zwar hatte ich hier und da Kleinigkeiten zu meckern, weil die Geschichte hin und wieder ein paar Ecken und Kanten aufweist, aber das war nichts wirklich Schlimmes. Der Schreibstil war einfach so mitreißend, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte. Und mit seiner großen Schrift und den kurzen Kapiteln ist es auch sehr leicht, einfach so durchzufliegen. Mein Hauptkritikpunkt ist der Schluss. Hier erwartet den Leser ein fieser Cliffhanger. Aber glücklicherweise erscheint die Fortsetzung schon in wenigen Wochen, im November 2016.
Fazit:
Ein absolut fesselndes und spannendes Jugendbuch, das viel Raum zum Nachdenken gibt und immer wieder mit überraschenden Wendungen punkten kann.