Ein verwahrloster Pinguin wird auf der Straße aufgelesen. Er versichert glaubhaft, er sei geflogen. Der Erzähler nimmt ihn bei sich auf. Das ungleiche Duo wagt zahlreiche, zum Teil höchst absurde Flugversuche - leider allesamt erfolglos. Sie sind nahe daran, aufzugeben, da findet der Pinguin die Kraft zum Fliegen - in sich selbst!
Sebastian Meschenmoser präsentiert eine Geschichte, die nachhaltig begeistert. Melancholisch, ironisch, mal herrlich verrückt erzählt er über den Wunsch, das Unmögliche zu schaffen, Grenzen zu überschreiten und darüber, die Kraft, die tief im Innern steckt, zu entdecken. Skizzenhafte, farbreduzierte und doch ausdrucksstarke Zeichnungen unterstreichen den prägnanten Text, der auch zwischen den Zeilen viel zu erzählen hat.
Sebastian Meschenmoser präsentiert eine Geschichte, die nachhaltig begeistert. Melancholisch, ironisch, mal herrlich verrückt erzählt er über den Wunsch, das Unmögliche zu schaffen, Grenzen zu überschreiten und darüber, die Kraft, die tief im Innern steckt, zu entdecken. Skizzenhafte, farbreduzierte und doch ausdrucksstarke Zeichnungen unterstreichen den prägnanten Text, der auch zwischen den Zeilen viel zu erzählen hat.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.08.2005Pinguin in den Lüften
Ein Bilderbuch über einen sehr erfolgreichen Flugversuch
Das kleine Buch im quadratischen Format besitzt den Charme eines Skizzenbuchs. Die ersten Seiten zeigen Studien eines Pinguins, mit weichem Bleistift ein wenig akademisch auf das Papier gesetzt. Dann tritt der Zeichner selbst ins Bild und berichtet von einem merkwürdigen Ereignis, von einem Pinguin, der ihm versicherte, er könne fliegen und sei nur durch eine Bruchlandung beim Illustrator gelandet. Die folgenden Skizzen scheinen das zu bestätigen. Wir sehen den Pinguin in den Lüften, inmitten einer Vogelschar und verfolgen seinen Absturz in einer Bildsequenz. Sebastian Meschenmoser ist ein begabter Grafiker. Seine Tier- und Personenzeichnungen suchen die anatomisch genaue Form, der Zeichenstrich ist locker, das einzelne Bild bleibt reduziert, Farbe wird nur spärlich eingesetzt. Die bildnerischen Normen des Bilderbuchmarktes sind ihm offenbar fremd.
Für den Icherzähler und seinen Überraschungsgast entwickeln sich die gemeinsamen Tage zu einer Forschungs- und Experimentierphase. Der Zeichner und Autor führt uns vor Augen, welche Anstrengungen er unternimmt, um seinem Gast das Fliegen (wieder?) beizubringen. Er befestigt lange Federn an den kurzen Flügeln des Pinguins oder schnallt ihm einen Papierdrachen auf den Rücken. Die Bilder dieser Versuchsanordnungen stecken voller Phantasie, beharren aber, aufgrund der peniblen Darstellung der Experimente, durchaus auf ihrem Wahrheitsgehalt. Ohne ins Karikaturhafte zu wechseln, verleiht Meschenmoser seinen Skizzen, allein durch die genaue, scheinbar dokumentierende Darstellung merkwürdiger Momente, einen heiter-skurrilen Ausdruck.
Gerade dann, wenn die Flugversuche immer groteskere Züge annehmen, erhebt sich der Pinguin in die Luft und lässt seinen Lehrmeister zurück. Obwohl bekannt ist, dass Pinguine nicht fliegen können, lässt Sebastian Meschenmoser offen, ob seine kleine Geschichte wahr sein könnte oder erdacht ist, ob sein genauer zeichnerischer Stil Beweischarakter besitzt oder uns nur auf eine falsche Fährte locken will. Könnte der Traum vom Fliegen doch wahr werden?
JENS THIELE
SEBASTIAN MESCHENMOSER: Fliegen lernen. Esslinger Verlag 2005. 52 Seiten, 9,90 Euro.
Illustration aus Sebastian Meschenmoser: Fliegen lernen
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Ein Bilderbuch über einen sehr erfolgreichen Flugversuch
Das kleine Buch im quadratischen Format besitzt den Charme eines Skizzenbuchs. Die ersten Seiten zeigen Studien eines Pinguins, mit weichem Bleistift ein wenig akademisch auf das Papier gesetzt. Dann tritt der Zeichner selbst ins Bild und berichtet von einem merkwürdigen Ereignis, von einem Pinguin, der ihm versicherte, er könne fliegen und sei nur durch eine Bruchlandung beim Illustrator gelandet. Die folgenden Skizzen scheinen das zu bestätigen. Wir sehen den Pinguin in den Lüften, inmitten einer Vogelschar und verfolgen seinen Absturz in einer Bildsequenz. Sebastian Meschenmoser ist ein begabter Grafiker. Seine Tier- und Personenzeichnungen suchen die anatomisch genaue Form, der Zeichenstrich ist locker, das einzelne Bild bleibt reduziert, Farbe wird nur spärlich eingesetzt. Die bildnerischen Normen des Bilderbuchmarktes sind ihm offenbar fremd.
Für den Icherzähler und seinen Überraschungsgast entwickeln sich die gemeinsamen Tage zu einer Forschungs- und Experimentierphase. Der Zeichner und Autor führt uns vor Augen, welche Anstrengungen er unternimmt, um seinem Gast das Fliegen (wieder?) beizubringen. Er befestigt lange Federn an den kurzen Flügeln des Pinguins oder schnallt ihm einen Papierdrachen auf den Rücken. Die Bilder dieser Versuchsanordnungen stecken voller Phantasie, beharren aber, aufgrund der peniblen Darstellung der Experimente, durchaus auf ihrem Wahrheitsgehalt. Ohne ins Karikaturhafte zu wechseln, verleiht Meschenmoser seinen Skizzen, allein durch die genaue, scheinbar dokumentierende Darstellung merkwürdiger Momente, einen heiter-skurrilen Ausdruck.
Gerade dann, wenn die Flugversuche immer groteskere Züge annehmen, erhebt sich der Pinguin in die Luft und lässt seinen Lehrmeister zurück. Obwohl bekannt ist, dass Pinguine nicht fliegen können, lässt Sebastian Meschenmoser offen, ob seine kleine Geschichte wahr sein könnte oder erdacht ist, ob sein genauer zeichnerischer Stil Beweischarakter besitzt oder uns nur auf eine falsche Fährte locken will. Könnte der Traum vom Fliegen doch wahr werden?
JENS THIELE
SEBASTIAN MESCHENMOSER: Fliegen lernen. Esslinger Verlag 2005. 52 Seiten, 9,90 Euro.
Illustration aus Sebastian Meschenmoser: Fliegen lernen
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Sehr schön findet es Rezensent Jens Thiele, dass der Autor und Zeichner Sebastian Meschenmoser sich, vor allem was das Grafische angeht, überhaupt nicht an die Genrekonventionen des Bilderbuchs hält: "Der Zeichenstrich ist locker, das einzelne Bild bleibt reduziert, Farbe wird nur spärlich eingesetzt." Trotzdem (oder gerade deshalb) habe Meschenmoser eine sehr charmante Erzählung von einem angeblich fliegenden Pinguin geschaffen. "Die Bilder dieser Versuchsanordnungen stecken voller Phantasie, beharren aber, aufgrund der peniblen Darstellung der Experimente, durchaus auf ihrem Wahrheitsgehalt." Das Ambivalente-Offene an dieser Geschichte gefällt Thiele, denn trotz des scheinbar dokumentarischen Stils der Zeichnungen fliegt der Pinguin am Ende tatsächlich - und das kann ja wohl nicht sein.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH