Eine Frau auf unendlicher Reise. Sie lebt im Zug, in Großraumabteilen, in ICEs. Früher hatte sie ein normales Leben: Wohnung, Beruf, Mann, beste Freundin. Jetzt hat sie eine Bahncard 100, eine Tasche mit dem Nötigsten und lebt vom Flaschensammeln. Und doch scheint diese Außenseiterin hellsichtig. Für die Komödien und Tragödien um sie herum, für ein Deutschland ohne Orientierung. Albrecht Selges virtuoser Sprachwitz und hintergründige Ironie sorgen dafür, dass dieser Roman bei allem Ernst leicht und überraschend bleibt. Die Geschichte eines Sturzes? Eine Geschichte übers Aufstehen und Weiterfahren, über Obdach und Würde. Und ein Bild unserer Gegenwart aus außergewöhnlichem Blickwinkel.
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Komik und Schwermut liegen eng beieinander ... Dass Selge auf den erhobenen Zeigefinger verzichtet, macht aus seinem Roman ein scharfsichtig-verschrobenes Ereignis. Franziska Wolffheim Die Zeit 20190314
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Die Protagonistin in Albrecht Selges Buch hat nichts mehr - keinen Mann, kein Heim, keinen Job - alles ist ihr im Laufe ihres Lebens abhanden gekommen, erzählt Rezensentin Franziska Wolffheim. Heute besitzt sie nur noch ihre Erinnerungen, ein paar Bücher und eine Bahn-Card 100, mit der sie Woche für Woche im Zug durch Deutschland fährt. Tagsüber sammelt sie Flaschen ein und nachts liest sie und grübelt manchmal stundenlang über einen einzigen Vers nach, erfahren wir. Dass die Schilderungen eines solchen Lebens nicht in absolute Trostlosigkeit abgleiten, verdankt dieser Roman dem Humor seiner Protagonistin, ihrem scharfen Blick für ihre Mitfahrer und der Gabe des Erzählers, "Komik und Schwermut" zu einer wunderbaren Melange zu verbinden, so die angetane Rezensentin. Diese Mischung wird auch sprachlich deutlich, meint Wolffheim, und zwar wenn Selge Alltagsjargon mit Hochsprache zusammenfließen lässt, die der Kritikerin nur selten allzu "gestelzt" erscheint.
© Perlentaucher Medien GmbH
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