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»Ebenso scharfsichtig wie phantastisch übersetzt Hillmann den film noir in die Sprache der Malerei und stellt dabei Hollywood buchstäblich in den Schatten.« Hans Magnus Enzensberger
Dashiell Hammett ist der Erfinder des hartgesottenen Privatdetektivs, der mit Humphrey Bogart Filmgeschichte gemacht hat. Seine Geschichten spielen in der Großen Depression der frühen dreißiger Jahre. Es ist der amerikanische Alptraum, ein Kalifornien von unten, nicht in Technicolor, sondern in Schwarz-Weiß und Hans Hillmann hat es in tausend Grautönen aquarelliert.
Der Plot ist gut, aber er ist letzten Endes
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Produktbeschreibung
»Ebenso scharfsichtig wie phantastisch übersetzt Hillmann den film noir in die Sprache der Malerei und stellt dabei Hollywood buchstäblich in den Schatten.« Hans Magnus Enzensberger

Dashiell Hammett ist der Erfinder des hartgesottenen Privatdetektivs, der mit Humphrey Bogart Filmgeschichte gemacht hat. Seine Geschichten spielen in der Großen Depression der frühen dreißiger Jahre. Es ist der amerikanische Alptraum, ein Kalifornien von unten, nicht in Technicolor, sondern in Schwarz-Weiß und Hans Hillmann hat es in tausend Grautönen aquarelliert.

Der Plot ist gut, aber er ist letzten Endes Nebensache. Denn was hier vor den Augen des Lesers entfaltet wird, ist ein episches Bild der amerikanischen Großstadt. Ebenso scharfäugig wie phantastisch übersetzt Hillmann den film noir in die Sprache der Malerei. Mit seinen verblüffenden Kameraeinstellungen Zoom, Schnitt, Supertotale, Schnitt, Nahaufnahme stellt er Hollywood buchstäblich in den Schatten, den die grelle kalifornische Sonne auf die Gangster, Huren, Hochstapler und Polizisten dieser Kriminalgeschichte wirft.

Rezension:
»Ich finde, um Hammett wird viel zuwenig Geschrei gemacht.«
DOROTHY PARKER

»Hammett gab den Mord den Leuten zurück, die Grund haben, zu morden, und nicht nur da sind, um eine Leiche zu liefern.«
RAYMOND CHANDLER

»Dashiell Hammett schreibt wie mit einem Rasiermesser.«
TOM APPLETON, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

»Ohne Hans Hillmanns Kunst müßte die europäische Design-Geschichte neu geschrieben werden.«
LIN JIANG, TONJI UNIVERSITY, SHANGHAI

»Hans Hillmann gehört zu den zehn wichtigsten Plakatkünstlern der Welt.«
GUNTER RAMBOW

»Fliegenpapier, Hillmanns großartige Dashiell-Hammett- Adaption, die er ohne Auftrag über Jahre hinweg komplettierte: 173 Blätter, die die Kriminalerzählung nicht nacherzählen, sondern interpretieren. Nur einzelne Sätze binden die großformatigen Zeichnungen an die Handlung, und im Vexierspiel der Details, der ungewöhnlichen Perspektiven und Schattierungen entstand ein Bilderbuch, das kongenial den Gestus der Schwarzen Serie Hollywoods aufnimmt, ein.«
ANDREAS PLATTHAUS, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

»Ebenso scharfsichtig wie phantastisch übersetzt Hillmann den film noir in die Sprache der Malerei und stellt dabei Hollywood buchstäblich in den Schatten.«
HANS MAGNUS ENZENSBERGER

»Ein Meisterwerk des 1925 geborenen Grafikers, das ... jetzt endlich neu aufgelegt worden ist.«
DER TAGESSPIEGEL

»Bilder, für die man sich ein Museum wünschte.«
DIE WELT
Autorenporträt
Hans Hillmann wurde vor genau achtzig Jahren in Schlesien geboren. Lange Jahre hat er an der Kasseler Universität graphische Künste gelehrt; heute lebt er in Frankfurt am Main. Außer Hammett hat er auch Chandler und Scott Fitzgerald illustriert. Seine Werke waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.04.2015

Nebel
frisst
alles
auf
Wie ein nie
gedrehter Krimi der
Schwarzen Serie:
Hans Hillmanns
meisterhafter
Bilder-Roman
„Fliegenpapier“
VON THOMAS VON STEINAECKER
Es gibt nicht viele Werke, die ihrer Zeit so weit voraus sind, dass unklar ist, mit was für einer Kunstform man es eigentlich zu tun hat. „Fliegenpapier“ von Hans Hillmann ist so ein Fall. Als das Buch 1982 nach siebenjähriger Arbeit erschien, war die Comic-Szene in Deutschland nur in Ansätzen vorhanden. Und auch der Begriff der Graphic Novel, der seit den Nullerjahren für einen zaghaften Boom der Neunten Kunst sorgt, hatte noch nicht die Runde gemacht. „Fliegenpapier“ aber ist eine Graphic Novel avant la lettre auf Weltniveau – und das aus dem Comic-Entwicklungsland Bundesrepublik. Kreisch!, um es mit Erika Fuchs zu sagen.
  Und doch hat „Fliegenpapier“ kaum etwas mit typischen Comics zu tun. Das beginnt schon beim Autor: Hans Hillmann, der lange Zeit als Professor an der Kunsthochschule in Kassel arbeitete und im vergangenen Jahr mit 88 Jahren starb, war in erster Linie berühmt für seine einzigartigen Filmplakate. Meistens in Schwarz-Weiß und mit minimalen, aber äußerst effektvollen Mitteln wird da das Thema des jeweiligen Films zu einem neuen, überraschenden Motiv verdichtet; ja, Hillmann schuf mit seinen über 150 Plakaten vor allem in den 1960ern eigenständige Kunstwerke, die weltweit Beachtung erfuhren.
  Ob die zu einer beinahe kubistischen Figur zusammengesetzten Streifen unterschiedlicher Körperteile bei Kurosawas „Rashomon“ oder die Großaufnahme der sich dem Betrachter aus dem Dunkel entgegenstreckenden Fingerspitzen bei Bressons „Pickpocket“ – Hillmanns Werke sind Ikonen geworden und erinnern zugleich an die längst vergangene Hochzeit des Programmkinos, als Filmplakate noch einen anderen Stellenwert hatten.
  „Fliegenpapier“ wiederum wirkt auf den ersten Blick wie ein nie gedrehter Krimi der Schwarzen Serie: Es ist die Adaption einer frühen Geschichte Dashiell Hammetts von 1929, eines der ersten Texte des Hardboiled-Genres, in dem im Asphaltdschungel der US-amerikanischen Großstädte die Grenzen von Gut und Böse verschwimmen. Was Hillmann an der Erzählung denn auch nach eigenen Aussagen gereizt hat, war gerade, dass es „keine ‚Supermänner
’ als Detektive und auf der Seite der Kriminellen nichts Überragendes“ gab, das „Schäbige“.
  Und schäbig, sogar ein bisschen schmuddelig geht es auch in „Fliegenpapier“ zu. Der namenlose Ich-Erzähler soll sich in New York auf die Suche nach der jungen Sue machen, einem Mädchen aus gutem Hause, das mit einem Kleinganoven durchgebrannt ist. Als der Detektiv sie schließlich in San Francisco aufspürt, kommt er zu spät. Die schöne Sue liegt tot im Bett, vergiftet mit Arsen, das ihr auf Fliegenpapier zwischen Buchseiten verabreicht wurde. War es ihr brutaler Lover mit dem schönen Namen Babe McCloor? Oder vielleicht ihr anderer Liebhaber Joe, der aber mittlerweile auch mit einer Kugel im Kopf in einem stickigen Hotelzimmer mit Meeresblick liegt?
  Hillmanns Version dieser kleinen, ziemlich komplizierten und letztlich eigentlich unspektakulären Geschichte mutet monumental an: über 250 großformatige Seiten, die mit zumeist ganzseitigen, manchmal sogar doppelseitigen Bildern gefüllt sind. Minutiös mit Bleistift vorgezeichnet, wurden sie anschließend aquarelliert, wobei Hillmann dem Schwarz Rot beimischte, was eine Vielzahl von Grauabstufungen ermöglicht – der perfekte Farbton für einen zutiefst melancholischen Text, in dem jeder verdächtig ist und keiner ein Held. Um die sprechblasenlosen Bilder voll zur Entfaltung kommen zu lassen, sind die entsprechenden Passagen aus Hammetts stark gekürztem Text darunter gesetzt.
  Hillmann illustriert nur sehr selten; vielmehr stellt sich tatsächlich sofort ein filmisches Gefühl ein. Der Text wird zum Voice-over der sanft verschwommenen Zeichnungen, die oft etwas ganz anderes zeigen, als wovon gerade die Rede ist. Hillmann, der im Zuge des Projekts mehrmals an den Schauplätzen der Erzählung recherchierte, gelingt es dabei wunderbar, die schwüle Atmosphäre San Franciscos einzufangen, wo der flimmernde Asphaltboden der steilen Hügel wenig Halt verspricht und sich so manches prunkvolle Art-Déco-Gebäude mit seinen Feuerleitern als längst verfallen herausstellt. Abgesehen von klassischen filmischen Techniken wie Zoom, Nahaufnahme und Supertotale wimmelt „Fliegenpapier“ von visuellen Zitaten, von Edward Hoppers leeren Hotelzimmern bis zu klassischen Film-noir-Einstellungen mit ihren extremen untersichtigen oder schrägen Perspektiven. Am eindrucksvollsten ist dieser erstaunliche Bilder-Roman aber dort, wo Hillmann sich nicht ganz an Hammett hält und etwas macht, was eigentlich seiner Methode des kunstvollen Einzelbildes widerspricht: bei den Actionsequenzen. Wie in Zeitlupe läuft da zum Beispiel das erbarmungslose Zerstörungswerk einer Schießerei in einem New Yorker Nachtklub ab; oder, am Höhepunkt des Buches, eine Verfolgungsjagd durch das Gewimmel von San Franciscos Chinatown, wo die Gefahr hinter Strommasten, in den spiegelnden Fensterscheiben oder, im unvergesslichen Schlussbild des dritten Kapitels, im alles auffressenden Nebel lauert.
  Als Hans Hillmanns „Fliegenpapier“ 1982 erschien, erfuhr es nicht die Beachtung, die es verdient hätte. Nach einer Broschurausgabe Mitte der Nullerjahre war es sogar vergriffen. Nun, da es wieder aufgelegt wird und sich die Zeiten für den Comic auch hierzulande zum Besseren gewendet haben, sollte es als das wahrgenommen werden, was es ist: eines der ganz großen Meisterwerke der Neunten Kunst.  
Hans Hillmann: Fliegenpapier. Graphic Novel. Avant-Verlag, Berlin 2015. 256 Seiten, 29,95 Euro.
Der Text wird zum Voice-over
der Zeichnungen, die oft
etwas ganz anderes zeigen
„Na schön, ich
werd mal nachsehen.
Warten Sie hier.“ –
„Ich komme mit bis
zur dritten Etage und warte dort hinter
einer Ecke.“ –
„Na schön.“

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