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New York Times bestseller Lauren Groff returns with an electric collection of stories as propulsive and consuming as her novel Fates and Furies .
Lauren Groff is one of the most important authors writing today, and Florida -- her first new book since her "clear the ground triumph"* Fates and Furies -- is an electrifying, expanding read.
Over a decade ago, Groff moved to her adopted home state of Florida. The stories in this collection span characters, towns, decades, even centuries, but Florida -- its landscape, climate, history, and state of mind -- becomes its gravitational center.
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Produktbeschreibung
New York Times bestseller Lauren Groff returns with an electric collection of stories as propulsive and consuming as her novel Fates and Furies.

Lauren Groff is one of the most important authors writing today, and Florida -- her first new book since her "clear the ground triumph"* Fates and Furies -- is an electrifying, expanding read.

Over a decade ago, Groff moved to her adopted home state of Florida. The stories in this collection span characters, towns, decades, even centuries, but Florida -- its landscape, climate, history, and state of mind -- becomes its gravitational center. Storms, snakes, and sinkholes lurk at the edge of everyday life, but the greater threats and mysteries are of a human, emotional, and psychological nature.

In "The Midnight Zone," a woman finds herself injured and isolated in a confined space with her children, danger literally prowling outside the door, and must confront what it is she is really afraid of. "Above and Below" follows a young homeless woman as she moves from one Florida beach town to another, finding increasingly precarious ways to survive. And "Yport" brilliantly explores the alternating fulfillment and anxiety of modern marriage and motherhood, all the more apparent when removed from routine American life.

Groff's evocative storytelling and knife-sharp intelligence first transport the reader, then jolt us alert with a crackle of wit, a wave of sadness, a flash of cruelty, as she writes about loneliness, rage, family, and the passage of time. With shocking accuracy and effect, Groff pinpoints the moments and decisions and connections behind human pleasure and pain, hope and despair, love and fury -- the moments that make us alive. Vigorous, startling, precise, and moving, Florida is a magnificent achievement.

(*Washington Post)
Autorenporträt
Named one of Granta's 2017 Best Young American Novelists, Lauren Groff is the New York Times bestselling author of three novels, The Monsters of Templeton, Arcadia, and Fates and Furies, and the celebrated short story collection Delicate Edible Birds. Her work has been featured in the New Yorker, Harper's, The Atlantic, and several Best American Short Stories anthologies. She has won the Paul Bowles Prize for Fiction, the PEN/O. Henry Award, and the Pushcart Prize; and has been a finalist for the National Book Award, the National Book Critics Circle Award, the Orange Award for New Writers, and the Los Angeles Times Book Prize.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.12.2019

Panther, Geister und Leerstände

Stürme an Land und in der Seele: Für die Frauen in Lauren Groffs sinnlich prallen Erzählungen ist Florida inneres und äußeres Schicksal.

Florida ist ein amerikanischer Bundesstaat mit den Städten Miami, Orlando und St. Pete darin, ein Staat, in dem neben der immer schon ansässigen oder eingewanderten Bevölkerung eine Menge Rentner leben, und wohin Menschen, die es sich leisten können, vor dem schneidenden Winter weiter nördlich für eine Weile ausweichen. Florida ist Disney und Cape Canaveral und die Everglades, und weil es zu den Südstaaten gehört und deren Gewaltgeschichte von Sklaverei, Bürgerkrieg und Lynchmorden in sich trägt, ist Florida ein eigenwilliges Ökosystem sowohl von Natur wie von Gesellschaft, ein realer Ort ebenso wie auch Metapher. Dieses komplexe, ausufernde, uneindeutige Gebilde bildet den Resonanzraum für Lauren Groffs Erzählungen namens "Florida".

Von den elf Geschichten der Sammlung ereignen sich acht tatsächlich in Florida und eine in Salvador in Brasilien während eines Sturms, der die Stadt in etwas verwandelt, das zumindest vorübergehend, für die Zeit des Aufenthalts der Erzählerin, Florida ähnlichsieht. Zwei spielen in Frankreich, dem Land, das seine Natur vor Jahrhunderten schon vollständig kultiviert hat, während Florida seiner ausgeliefert blieb. Aber Florida holt auf. Möglicherweise ist es, von heute aus gesehen, nicht der Graben zwischen Natur und Kultur, der die beiden trennt, sondern nur der unterschiedliche Grad der jeweiligen Zerstörung natürlichen Lebensraums.

Lauren Groff lebt in Florida, stammt aber nicht von dort und behält daher einen leicht fremden Blick bei, vor allem zunächst auf die Gegend, in der ihre Figuren ausgesetzt sind. Schwüle, Hitze ohne Sonnenlicht, schwere Luft, Wirbelstürme von gewaltiger Kraft. Tiere, deren Schreie die Nächte durchschneiden, Käfer, die in morschem Holz nisten, eine Welt voller Geräusche und Bewegung, niemals still. Die Frauen in diesen Geschichten - es sind fast immer Frauen, die in ihrem Mittelpunkt stehen - vermitteln den Eindruck, sie seien in eine Gefahrenzone geworfen worden, deren Regeln sie nicht kennen. Die kennen dann häufig die Männer, denen sie dorthin gefolgt sind, ihrerseits den Frauen fremde Geschöpfe, doch meistens ohne Arg und nett zu den Kindern.

Die Frauen, von denen Lauren Groff erzählt, heißen "Ich" oder "sie" oder "die Mutter", "die große Schwester" und "die kleine Schwester" oder einfach "die Frau". Familiäre Funktionen, neue Formen eines Archetyps, fast einer neuen Spezies - denn das meiste, was sich in den Familien dieser Geschichten abspielt, bleibt für "die Mutter" ebenso unergründlich wie die Welt der Schlangen: "Sobald man in Florida einen Fuß vor die Tür setzt, wird man von einer Schlange beobachtet: Schlangen im Mulch, Schlangen im Gebüsch, Schlangen, die auf dem Rasen warten, bis man aus dem Pool steigt, damit sie sich darin ersäufen können, und Schlangen, die deinen blassen Knöchel ansehen und sich fragen, wie es wohl wäre, hier die Giftzähne hineinzuschlagen."

Möglicherweise ist die Frau, die uns diese "Schlangengeschichten" überschriebene kurze Story erzählt, zumindestens verwandt mit den anderen Frauen, die in diesem Buch eine zentrale Rolle spielen. Möglicherweise ist es immer dieselbe, zumindest aber jeweils eine Version der Frau, die in der ersten Geschichte des Bands vor ihrer Wut davonrennt. "Irgendwie ist aus mir eine Frau geworden, die herumschreit, und weil ich keine Frau sein will, die herumschreit, deren Kinder mit starren und wachsamen Mienen durchs Haus schleichen, habe ich mir angewöhnt, nach dem Abendessen die Laufschuhe anzuziehen, raus auf die dämmrigen Straßen zu gehen und das Ausziehen, Waschen, Vorlesen, Vorsingen und Einmummeln der Jungen meinem Mann zu überlassen, jemandem, der nicht herumschreit."

Das ist ein sehr langer erster Satz für eine Geschichte von nur fünfzehn Seiten. "Geister und Leerstände" ist sie überschrieben, und hieße der Band nicht klipp und klar "Florida", wäre auch dies ein guter Titel für das ganze Buch gewesen.

Die Frau, die in der ersten Story rennt, könnte auch die Frau aus der Geschichte "Die Mitternachtszone" sein, die in den Zustand der Bewegungslosigkeit versetzt wird, weil sie versucht, eine Glühbirne auszuwechseln, und dabei von einem Schemel fällt und eine Gehirnerschütterung erleidet. Sie war mit Mann und zwei Kindern in den Ferien in ein einsames Haus in der Wildnis gezogen und dort mit den Kindern allein geblieben, während der Mann geschäftlich für zwei Tage in die Stadt zurückfahren muss. Der erste Tag geht ungestört über die Bühne, der zweite aber bringt den Haushaltsunfall. Als die Erzählerin aus ihrer Ohnmacht erwacht, um zu erbrechen, sind alle Routinen, jeder Plan, wie die Tage herumzukriegen seien, während draußen ein Florida-Panther durch den Wald streicht, in sich zusammengefallen. Dass die Kinder ungewaschen, mit nicht geputzten Zähnen und in dreckigen Kleidern zur Mutter ins Bett kriechen, ist einerseits, nämlich in der Phantasie der Mutter, ein frühes Anzeichen für den Untergang der familiären Zivilisiertheit, gewissermaßen ein erster Schritt zurück in die unberechenbare Natur, die sie umgibt. Andererseits aber, von Kinderseite aus gesehen, vor allem Teil der Fürsorge, mit der sie ihre Mutter pflegen und keine Sekunde aus den Augen lassen wollen.

Dass die Zivilisation sich in Mutterschaft und Kinderaufzucht auflöst - das ist eine der Ängste, vielleicht die Ur-Angst der Frauen in diesen Erzählungen. Es ist eine Angst, die als blanker, wenn auch unbestimmter Terror in ihnen wütet, während draußen Tropenstürme die Landschaft mit allem, was auf ihr steht, plattmachen. Es ist eine Angst, die keinen Anlass braucht, aber die Atmosphäre anfüllt und sich ausbreitet wie ein Virus, eine Plage, und alles erfasst. Die Natur ist nicht nur das Wetter, der Urwald, das Getier. Natur, das ist auch der eigene Körper, die Instinkte der Mutter, der Rückfall ins Animalische, etwa in dem Wunsch, die Kinder vor Liebe aufzufressen. Ist es Delirium? Wird die Natur sich rächen für alles, was ihr angetan wird? Werden die Würmer, die Panther kommen und alle holen, zerfetzen, vernichten? Florida ist für all diese Ängste Schauplatz, Wahrscheinlichkeit und Chiffre.

Lauren Groff hat nicht alle Geschichten mit derselben Disziplin geschrieben, so scheint es. Die eine Frankreich-Geschichte etwa, in der die Mutter einer kalt werdenden Leidenschaft für Guy de Maupassant hinterherreist, wirkt fahrig und gleichzeitig forciert und atmosphärisch nicht dicht genug im Vergleich mit den meisten Erzählungen hier, die den Titel des tropischen Melodrams verdienen würden, hätte die Sammlung einen Untertitel. Wobei Melodram hier eher an "malady" als an Drama erinnern sollte und vor allem die pralle Fülle meint, zu der Landschaft, Wetter, Tiere, Menschen, Gefühle und Halluzinationen verschmelzen, um das herzustellen, was wir phantasieren, wenn wir "Florida" hören, lesen, und an Disney denken, Cape Canaveral und die Everglades, den in diesem Landstrich seltenen Panther, die Würmer, die Stürme und das Meer, das alles und auch die Angst bald in sich versenken wird, wenn wir Lauren Groff in ihre Geschichten folgen.

VERENA LUEKEN

Lauren Groff: "Florida". Erzählungen.

Aus dem Englischen von Stefanie Jacobs. Hanser Berlin, Berlin 2019. 287 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.01.2020

Das Surren der
Kühlaggregate
Sieht so die Literatur des Klimawandels aus?
Lauren Groffs kraftvoller Erzählband „Florida“
VON MEIKE FESSMANN
Wild und unheimlich, im Alltäglichen verortet wie in einem Sumpfgebiet, pirschen sich diese Erzählungen heran. Ein leiser Sound drohenden Unheils liegt über allem. Oft sind es die Geräusche von Tieren, ihr Atem, ihr Schleichen, ihr Schlängeln und Peitschen, das Aufknacken von Nüssen oder von irgendwas (einem Schädel beispielsweise), ihr Herzschlag, das knappe Zischen einer zuschlagenden Katzenpfote. Die kleine Narbe, die ihr Kater hinterlassen hat, erinnert eine Frau an alles, was sie verlor. Als ihr Freund sie verließ, ging es bergab, er hat das Brunchen am Morgen mitgenommen, den geregelten Tagesablauf, die Freunde, den Besuch im Ferienhaus seiner Eltern in Pennsylvania. Ihr Job an der Uni wurde nicht verlängert, sie ließ sich fallen, gab einfach auf, packte ihre Sachen in den Kombi, und aus der „Beinahe-Professorin“ wurde eine Obdachlose, die ihren Wagen einfach stehen ließ, nachdem er aufgebrochen wurde – was übrig geblieben war, hing „wie Gedärme“ heraus.
Die elf Geschichten aus „Florida“ sind von großer Körperlichkeit, wobei kaum ein Unterschied zwischen Menschen, Tieren, Pflanzen, Dingen besteht. Die Natur ist beides, bedrohlich und bedroht, fast in jeder Geschichte gibt es Hitze, Regen, Stürme oder Hurrikans, in jeder Ecke lauern Schlangen, Termiten, Ungeziefer. Alligatoren sind keine Seltenheit, in Dolinen sammelt sich das Wasser. Sie glaube daran, dass Landschaften tatsächlich das Gehirn verändern, sagte die 1978 geborene Schriftstellerin nach einer Lesung bei „Politics and Prose“ im Juni 2018 (zu sehen auf Youtube). Dort beschrieb sie auch, wie sie sich aufs Schreiben einstimmt: mit dem Lesen von Gedichten, häufig Emily Dickinson.
Lauren Groff, deren dritten Roman „Fates and Furies“ („Licht und Zorn“) Präsident Obama 2015 zu seinem Lieblingsbuch erkor, nachdem schon ihr erster Roman, „The Monsters of Templeton“, 2008 auf die Bestseller-Liste der New York Times gekommen war, wuchs im Bundesstaat New York auf. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann und den beiden Söhnen in Florida. Dort gleiche der Sommer „dem langsamen Ertrinken bei glühender Hitze“, schreibt sie in „Yport“, der nach einem Dorf in der Normandie benannten längsten und letzten Erzählung des fulminanten Bandes. Eine Schriftstellerin verbringt den Sommer mit ihren kleinen Söhnen in Frankreich, um der Hitze und ihren Panikattacken zu entfliehen und endlich ihr Buch über Guy de Maupassant voranzubringen, an dem sie seit Jahren arbeitet. Doch nicht nur ihre Söhne beginnen „Guy“ zu hassen, auch ihr eigener Widerwille wächst.
Warum soll sie ihre Zeit an einen derartig unsympathischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts verschwenden, nur weil sie ein paar seiner Werke gelungen findet? Steht er nicht für alles, was sie verabscheut, für Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Misogynie und Amoralität? Sie hatte gehofft, sich in Frankreich besser zu fühlen, klarer, eleganter, auch die Sprache, die uns umgibt, verändert schließlich, wer wir sind. Doch die Kur schlägt nicht an. „Ach, Mommy hat doch vor allem Angst“, weiß der ältere der beiden Söhne schon mit sieben Jahren und tätschelt das Bein seiner Mutter, während er sie auf einer schmalen Brücke über eine tiefe Kluft führt.
„Yport“ ist nicht nur eine Erzählung über die USA und das hochnäsige Europa, über den Einfluss von Landschaft und Sprache auf die Psyche, über Güte und Moral, sondern auch über den Klimawandel. Paris war der weiblichen Hauptfigur, die nur „die Mutter“ genannt wird, immer als möglicher Fluchtort vor den „drohenden Klimakriegen der Zukunft“ erschienen. Nun ist es dort beinahe so heiß wie in Florida. Das beschert ihr nicht nur die „entmutigende Selbsterkenntnis“, für immer und ewig nach Florida zu gehören. Es führt auch zu der Überlegung, dass „auf einem heißeren Planeten alle Orte gleich schlecht“ sind. Die Äquilibristik des Schreckens beherrscht Lauren Groff meisterlich: eine Angst hält die andere in Schach. Der Klimawandel ist gewissermaßen das Nervensystem, das die einzelnen Erzählungen und den ganzen Band innerviert.
Lauren Groff ist eine präzise und strukturierte Erzählerin, die ihren Geschichten mit natürlichen Dialogen und elementaren Bildern Kraft verleiht: Ob es die Eiche ist, die vor einem jüngst verlassenen Nonnenkloster nachts angestrahlt wird, einem „Koloss“ ähnlich, der an eine am Küchentisch sitzende Frau erinnert, ob es die Robinson-Crusoe-Geschichte um zwei Mädchen ist oder die im Florida rund um den Zweiten Weltkrieg spielende Erzählung, in der es ein Junge mit seinem amphibien- und reptilienvernarrten rassistischen Vater, einem Herpetologie-Professor, in einem dunklen Cracker-Haus am Sumpf aushalten muss, nachdem die Mutter eines Tages geflohen ist. Der Kriegseinsatz des Vaters in Europa brachte eine Atempause, danach wurde alles nur noch schlimmer. Innen- und Außenwelt verschlingt Groff zu einem Möbius-Band der Bedrohung, wenn sie über den Jungen schreibt, er könne Mädchen ohne ein Wort verführen, weil sie „die Gefahr spürten, die zusammengerollt in ihm lauerte“.
Die Schlange des Unglücks beißt sich wie der mythische Ouroboros in den eigenen Schwanz, wenn es in „Geister und Leerstände“, der ersten Erzählung, heißt: „Tagsüber, wenn meine Söhne in der Schule sind, verschlinge ich wie eine Besessene alles über die Katastrophen der Welt, die Gletscher, die sterben wie lebende Wesen, den Großen Pazifikmüllfleck und das hundertfache, nicht protokollierte Artensterben – Jahrtausende, einfach so ausgelöscht, als wären sie nichts wert. Von unbändiger Trauer erfüllt, lese ich, als könnte Lesen dieser Trauer irgendwie den Rachen stopfen, statt ihre Gier zu befeuern, denn genau das passiert.“
Die Übersetzung von Stefanie Jacobs ist meistens gelungen. Manchmal erfindet sie wenig plausibel ein Detail hinzu – dass sich Kreuzfahrtpassagiere „dreimal täglich“ am Büffet bedienen beispielsweise –, während sie im selben Zusammenhang Details weglässt, die für die Stärke eines Bildes notwendig wären, wenn sie übersetzt: „meine Aufsässigkeit glich zu dieser Zeit einem zähen Nebel, der sich nie auflöste, weil nirgends Sonne war“. Im amerikanischen Original aber heißt es: „my rebelliousness at the time was like a sticky fog rolling through my body and never burning off, there was no sun inside“. Dabei geht nicht nur die Körperlichkeit des Bildes mit der für Lauren Groff so typischen Inversion von Innen- und Außenwelt verloren, sondern auch der rollende Klang und Rhythmus des Satzes.
Die Geschichte, aus der dieses Zitat stammt, heißt „Die Mitternachtszone“. Es ist jene Zone tief im Meer, in die kein Licht vordringt. Wie alle Erzählungen wirkt sie realistisch und verhandelt die großen Themen der Zeit mit einem Spin, der zwischen Panik und Lakonie, zwischen Energie und fast lasziver Trägheit rotiert, um schließlich in einer kafkaesken Verwandlungsszenerie zu enden, die so minutiös gebaut ist, dass man sie fast überlesen kann. Lauren Groff braucht keine Dystopie, um das Unheimliche der Gegenwart zu erfassen. Ihr genügt eine Erzählerin, die mit ihren beiden Söhnen zwei Tage allein in einer Jagdhütte fernab der Zivilisation bleibt, während ihr Mann wegen eines beruflichen Notfalls nach Hause zurückkehren muss. Sie will sich und ihm beweisen, dass sie, die zwar mit ihren Kindern tobt und ihnen vorliest, aber alles vermeidet, was nach weiblicher – oder irgendeiner – Pflichterfüllung aussieht, das kann. Es geht auf ebenso tragikomische wie furchterregende Weise schief. Als er zurückkehrt, liegt sie mit einer notdürftig von ihren Kindern versorgten Kopfverletzung in der Hütte, und zum ersten Mal zeigt sich etwas bei dem „sanften Hünen“, was sonst ihr Part ist: „Was ich in seinem Gesicht sah, war das Schlimmste überhaupt, es war Angst, und sie war riesengroß, sie war elementar wie der Wind und die kühle Sonne, die ich bald auf meinem seidigen Pelz spüren würde.“
Wie David Vann mit seinen in Alaska angesiedelten Familientragödien, wie T. C. Boyle und Joan Didion mit ihren in Kalifornien spielenden Büchern, macht auch Lauren Groff in „Florida“ aus einem Land die mentale Topografie ihrer Obsessionen. Die Fremdheitserfahrung, aus dem Norden der USA in den Süden gezogen zu sein, mag dazu beigetragen haben, ihr Sensorium für gesellschaftliche Spannungen zu sensibilisieren: für soziale Abstürze, für Rassismus, für das „neue Gift“ eines Hasses, das nur bei Männern wirkt, aber auch für die Schwierigkeiten von Frauen, in einer „Gesellschaft der Singularitäten“, wie der Soziologe Andreas Reckwitz die hochindividualisierte Gesellschaft der Spätmoderne nennt, mit der Mutterrolle klarzukommen. Was die israelische Soziologin Orna Donath als „Regretting Motherhood“ erkundete oder Rachel Cusk mit ihrem autobiografischen Essay „A Life’s Work“ („Lebenswerk“), gespenstert durch diese Geschichten als der Schrecken mehrfacher Überforderung: Kinder in einer Welt aufzuziehen, von der die Wissenschaft versichert, sie steuere auf ihren Untergang zu.
Lauren Groff ist eine kraftvolle Erzählerin, die dem Unheimlichen der Gegenwart auf eine Weise beikommt, die an Alice Munro erinnert und noch aus dem kleinsten Detail Aussagekraft gewinnt. Aus dem ständigen Surren der Klimaanlagen beispielsweise, die dem Schutz derjenigen dienen, die drinnen sind, und die Atmosphäre weiter aufheizen.
Die Äquilibristik des
Schreckens: Eine Angst hält
die andere in Schach
Durch die Geschichten
gespenstert der Schrecken
mehrfacher Überforderung
Lauren Groff: Florida. Erzählungen. Aus dem Englischen von Stefanie Jacobs. Verlag Hanser Berlin, München 2019. 286 Seiten, 22 Euro.
Vor dem Untergang: Tropensturm Ernesto zieht über Florida hinweg.
Foto: MARC SEROTA / reuters
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Praise for Florida:

"Lauren Groff is a great storyteller . . . Florida is restorative fiction for these urgent times. Its final gestures, even the most ominous . . . lean toward love and the promise of good people, in not just this state but the world." New York Times

"Something untameable lurks restlessly beneath the surface of this book. Groff s incomparable prose pulsates with peril; its beauty, like that of the titular state itself, lies in a certain wild lushness." Financial Times

"These new stories are tight and contained, and they pulse with menace and feral energy." Wall Street Journal

"Florida is a gift to writers. . . . There is more than a little of David Lynch in Ms Groff s Floridian landscape: exotic and bright, yet pulsing with hidden malevolence . . . Ms Groff s writing is marvelous, her insights keen, each story a glittering, encrusted treasure hauled from the deep." The Economist

"Haunting and arresting." New York Times Book Review

"As fine and beautifully crafted as any fiction she has written . . . . . [Groff] is one of the best writers in the United States, and her prize-winning stories reverberate long after they are read. In past years, the rare short story collection . . . has won the Pulitzer Prize for Fiction. Florida should be in the running next year." LA Review of Books

"Groff throws open the windows and turns off the A/C, mosquitoes and heatstroke be damned . . . Groff s Florida may do the same thing for its readers: surprise and menace us, fascinate and sometimes frighten us, and leave the whole world fuller than it was before." Slate

"Masterful. . . Amid the horror, wonder perseveres." Esquire

"The gems here are like the Florida Keys: distinct islands, each beautiful in its own way. Meet a lonely runner, two lost sisters and a son growing up without his mother. Prepare to sweat, see snakes and get lost in a swamp. Groff s depictions aren t always pretty, but they ll keep you turning the pages and not just for the breeze." People Magazine

"[A] transcendent writer. . . [Florida] isn t a short-story collection so much as an ecosystem." The Atlantic

"[Groff] stakes her claim to being Florida's unofficial poet laureate, as Joan Didion was for California." Washington Post

"Superlative collection seriously, there s not a dud in the bunch ... Groff is an extra terrific writer, as ever...Having followed an astonishing, astonishingly accessible novel with such an outstanding, accessible collection, Groff is surely poised to topple the tiny monkeys in charge of deciding that the perceived realm of the feminine isn t sufficiently deep." Boston Globe

"Taken together, the stories have the feel of autobiography, although, as in a Salvador Dali painting, their emotional disclosures are encrypted in phantasmagoria . . . The sentences indigenous to Florida are gorgeously weird and limber . . ." The New Yorker

"The landscapes in the short stories are silty, rich, sun-bleached, cold as stone. They are strong characters of their own that will not be ignored." Electric Literature

"Impossible to put down." Vox

"Groff s mythic almost gothic stories about Florida and domesticity and entrapment took me right back to the Bronte sisters . . . Masterfully made." LitHub

"You re helpless to the power the sheer virtuosity of Groff s evocative prose." Entertainment Weekly

"Groff is still on-brand. Her writing about relationships rarely sticks within the narrow, Updike-ian confines of domestic dysfunction, though. Even in short stories, she prefers broader canvases, and much of Florida is filled with hurricanes and other violent storms that run parallel to the personal crises she describes . . . Straightforward but moody and metaphorical magical realism without the sparkle and sense of wonder." Los Angeles Times

"Groff s Florida is touched by sublimity. It is an Eden of beautiful things, glorious and decayed, attacked and altering." The Rumpus

"[The stories] overflow with imagery so powerfully tangible that it s hard to believe the humidity and rainstorms aren t truly escaping from the page to touch you . . ." Chicago Review of Books

"Florida gives off strong vibes of magical realism, where snakes, sinkholes and panthers in hidden Florida towns replace Gabriel Garcia Marquez s Macondo with its yellow butterflies and ghosts." Palm Beach Post

"Brooding, inventive and often moving short stories . . . In Groff's trademark zigzagging storytelling style, revelations ricochet between pages and sometimes even within single sentences . . . Groff, through her own acrobatic style, attests to the benefits of a firm grounding in grammar and vocabulary. Lots of things go south fast in the stories collected in Florida like marriages, careers and the weather but throughout, Groff's gifts as a writer just keep soaring higher and higher." NPR Fresh Air

"Groff s desire seems to be to show in a frequently funny, sometimes painful and always deeply sensitive way that women and children are often stronger than we tend to think, and that the Earth is more fragile than we usually allow ourselves to understand." San Francisco Chronicle

"Easily the year s best story collection . . . these indelibly vivid tales read like inoculations against cynicism." Vogue

"[The stories] take on an inexplicably cohesive form with a sad-, beautiful- and naked-ness that reverberates in the mind long after the book is shut." The Atlanta Journal-Constitution

"She hasn't lost a step since Fates And Furies . . . Groff's language is, as always, gorgeous and precise. Her ability to map the inner contours of characters who seem to exist entirely in extremis and, almost entirely, within a fragile shell of feigned competence and normalcy is remarkable. Her Florida is a frightening place that bends (solely through the eyes and experiences of her characters) into a discomfortingly modern Southern Gothic tradition. Her stories all of them are haunted." NPR Books

"Slime mold, a father killed by snake venom, a mother haunted by a deadly panther, and half-feral little girls abandoned on an island these bizarre happenings could be set only in the Sunshine State, and be written only by Groff, the Gabriel García Márquez of Gainesville. Reading as required as insect repellent in a swamp." O Magazine

"Groff has grasped the true grotesqueness of Florida, an Eden of dangerous things spliced with stinking bodies, living and dead. In her hands, Florida as state and state-of-mind becomes an alembic, cohering these discrete stories as perfectly as if they were written in one sitting . . . Florida is so much, perhaps too much. Florida is just enough . . . Groff s powers transform that glut of vitality into something startlingly precarious and, even to a forsworn Floridian like me, something startling and precious." The Millions

"[Florida] evinces a deep comprehension and appreciation of the wildness that reaches from the state s swamps and forests to inform even the most developed pockets of civilization. Life cannot be tamed here, Groff suggests, and the characters . . . feel the state s inexorable, unsettling pull. The book is no less difficult to resist." South Florida

"Subversive, but quietly; it captures what s mysterious about the inevitable, what s bizarre about the inescapable . . . these narratives of young families, divorced couples, and unconventional women vibrate with something new . . . The rains in Florida are biblical to say the least. The margins between earthen and celestial routinely dissolve . . . Florida suggest that the relationship between humans and our planet that home none of us chose transcends the power struggle of dominance and submission." The Paris Review

"Masterful . . . Groff s writing is stripped down and honed, with few extraneous words. She experiments with form without veering into gimmick or forsaking the power of language, which she expertly wields." am New York

"A weird, spooky love letter to Florida, by one of Obama s favorite writers . . . Groff s detailed descriptions are transportive; you feel like you re there in the dank cabin or in the eye of the hurricane . . . And don't get us started on the snakes. Florida, man." PureWow

"This collection of 11 stories . . . speak to each other not in the light of the Sunshine State, but in the shadows. Groff s world is a dark, strange one of tempests and terrors. Her characters . . . fall into loneliness and self-ruin at each turn." Town & Country Magazine

"Florida mesmerizes and unnerves." Business Insider

"A humid closeness that makes every twist of fate and new character feel intimately familiar . . . Each tale contains Groff's signature mixture of poetic beauty and visceral poignancy." Harper s Bazaar

"As much plot and detail packed into. . .15 pages as you'll find in many novels. . . The whole world is Florida, paradise because it s dangerous and dangerous because it s paradise." Tampa Bay

"Filled with the mesmerizing, decadent language . . . the titular state looms as a setting of lush beauty and swift menace . . . Groff's storytelling has such ferocious energy." Star Tribune

"We would probably give a five-star review to Lauren Groff s grocery list. Her language is beautiful, surprising, and always unfolding. Florida is a visceral story collection . . . told through a series of rich, layered characters . . . It s as if you re eavesdropping the whole time, peering in on lives vastly different from and yet so familiar to your own." GOOP

"If Barack Obama found time as president to read Fates and Furies, Groff s third novel, you can clear a weekend this summer to read her follow-up. Florida is a blistering series of short stories set in a state where calm and intensity work hand in hand." Conde Nast Traveler

"Groff sidesteps Miami glitter for the sticky, snake-thick subtropics, the swamps and summer heat giving birth to an electrifying array of characters and worlds." Vanity Fair

"Readers can practically feel the mosquitoes buzzing at their necks in stories Ms. Groff started writing a decade ago after moving to Florida . . . In her stories, predators bite, hurricanes destroy and nature does not forgive." Wall Street Journal

"A dangerous energy, buoyed by rich and unsettling details, run through the Fates and Furies author s new collection as her characters face down snakes, hurricanes and their own self-destructive behavior." Time Magazine

"Think of the stories in Lauren Groff's collection Florida as gems. You'll want to revisit them over and over, and see how you'll react to them under different circumstances, different slants of light. But on a more basic level: Each story is exquisite." Refinery29

"Groff moves adroitly through an impressive range of lives, times, and places...The book stages an intriguing relationship between the individual and the collective." Harper's Magazine

"Groff fans will recognize the descriptive zest instantly. . . raw, danger-riddled, linguistically potent pieces. They unsettle their readers at every pass . . . A literary tour de force of precariousness set in a blistering place, a state shaped like a gun." Kirkus, starred review

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Florida is a magnificent collection, executed with tremendous depth and precision, unsettling in the best possible way. Lauren Groff is a virtuoso.