Cuando la naturaleza se vuelve loca, el corazón también. Ganadora del Story Prize, finalista del National Book Award y uno de los Mejores Libros del Año según The New Yorker y Time Magazine. En un mundo en el que el clima se ha vuelto impredecible, un lugar a la vez domesticado y salvaje en el que acechan los peligros feroces de la naturaleza, las mayores amenazas siguen siendo emocionales y psicológicas. Un refugio familiar puede ser destruido por una pantera que merodea o por un secreto sexual. Dos hermanas abandonadas, un hombre que crece rodeado de serpientes cazadas por su padre, una pareja inquieta y sin hijos, y una mujer casada y desorientada son algunos de los protagonistas de estos once inolvidables relatos. El estado de Florida se transforma en una metáfora de todo el planeta, un laboratorio donde explorar las relaciones amorosas, la soledad, la ira, la familia y el paso del tiempo. «Hay mucho de David Lynch en el paisaje floridiano de Groff. [...] Su escritura es maravillosa; su visión, perspicaz; cada historia es un tesoro reluciente que viene arrastrado desde las profundidades.» - The Economist «Los lectores casi pueden sentir los mosquitos zumbando en sus cuellos. [...] Los depredadores muerden, los huracanes destruyen y la naturaleza no perdona.» - The Wall Street Journal «Una escritora sobresaliente. Florida no es un libro de relatos: es un ecosistema.» - The Atlantic ENGLISH DESCRIPTION FINALIST FOR THE 2018 NATIONAL BOOK AWARD WINNER OF THE 2019 STORY PRIZE ONE OF NPR'S BEST BOOKS OF 2018 The universally acclaimed return of the New York Times bestselling author of Fates and Furies. "Haunting and arresting." (New York Times Book Review) Florida is a "superlative" book (Boston Globe), "frequently funny" (San Francisco Chronicle), "brooding, inventive and often moving" (NPR Fresh Air) --as Groff is recognized as "Florida's unofficial poet laureate, as Joan Didion was for California." (Washington Post) In her thrilling new book, Lauren Groff brings the reader into a physical world that is at once domestic and wild-a place where the hazards of the natural world lie waiting to pounce, yet the greatest threats and mysteries are still of an emotional, psychological nature. A family retreat can be derailed by a prowling panther, or by a sexual secret. Among those navigating this place are a resourceful pair of abandoned sisters; a lonely boy, grown up; a restless, childless couple, a searching, homeless woman; and an unforgettable, recurring character-a steely and conflicted wife and mother. The stories in this collection span characters, towns, decades, even centuries, but Florida-its landscape, climate, history, and state of mind-becomes its gravitational center: an energy, a mood, as much as a place of residence. Groff transports the reader, then jolts us alert with a crackle of wit, a wave of sadness, a flash of cruelty, as she writes about loneliness, rage, family, and the passage of time. With shocking accuracy and effect, she pinpoints the moments and decisions and connections behind human pleasure and pain, hope and despair, love and fury-the moments that make us alive. Startling, precise, and affecting, Florida is a magnificent achievement.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.12.2019Panther, Geister und Leerstände
Stürme an Land und in der Seele: Für die Frauen in Lauren Groffs sinnlich prallen Erzählungen ist Florida inneres und äußeres Schicksal.
Florida ist ein amerikanischer Bundesstaat mit den Städten Miami, Orlando und St. Pete darin, ein Staat, in dem neben der immer schon ansässigen oder eingewanderten Bevölkerung eine Menge Rentner leben, und wohin Menschen, die es sich leisten können, vor dem schneidenden Winter weiter nördlich für eine Weile ausweichen. Florida ist Disney und Cape Canaveral und die Everglades, und weil es zu den Südstaaten gehört und deren Gewaltgeschichte von Sklaverei, Bürgerkrieg und Lynchmorden in sich trägt, ist Florida ein eigenwilliges Ökosystem sowohl von Natur wie von Gesellschaft, ein realer Ort ebenso wie auch Metapher. Dieses komplexe, ausufernde, uneindeutige Gebilde bildet den Resonanzraum für Lauren Groffs Erzählungen namens "Florida".
Von den elf Geschichten der Sammlung ereignen sich acht tatsächlich in Florida und eine in Salvador in Brasilien während eines Sturms, der die Stadt in etwas verwandelt, das zumindest vorübergehend, für die Zeit des Aufenthalts der Erzählerin, Florida ähnlichsieht. Zwei spielen in Frankreich, dem Land, das seine Natur vor Jahrhunderten schon vollständig kultiviert hat, während Florida seiner ausgeliefert blieb. Aber Florida holt auf. Möglicherweise ist es, von heute aus gesehen, nicht der Graben zwischen Natur und Kultur, der die beiden trennt, sondern nur der unterschiedliche Grad der jeweiligen Zerstörung natürlichen Lebensraums.
Lauren Groff lebt in Florida, stammt aber nicht von dort und behält daher einen leicht fremden Blick bei, vor allem zunächst auf die Gegend, in der ihre Figuren ausgesetzt sind. Schwüle, Hitze ohne Sonnenlicht, schwere Luft, Wirbelstürme von gewaltiger Kraft. Tiere, deren Schreie die Nächte durchschneiden, Käfer, die in morschem Holz nisten, eine Welt voller Geräusche und Bewegung, niemals still. Die Frauen in diesen Geschichten - es sind fast immer Frauen, die in ihrem Mittelpunkt stehen - vermitteln den Eindruck, sie seien in eine Gefahrenzone geworfen worden, deren Regeln sie nicht kennen. Die kennen dann häufig die Männer, denen sie dorthin gefolgt sind, ihrerseits den Frauen fremde Geschöpfe, doch meistens ohne Arg und nett zu den Kindern.
Die Frauen, von denen Lauren Groff erzählt, heißen "Ich" oder "sie" oder "die Mutter", "die große Schwester" und "die kleine Schwester" oder einfach "die Frau". Familiäre Funktionen, neue Formen eines Archetyps, fast einer neuen Spezies - denn das meiste, was sich in den Familien dieser Geschichten abspielt, bleibt für "die Mutter" ebenso unergründlich wie die Welt der Schlangen: "Sobald man in Florida einen Fuß vor die Tür setzt, wird man von einer Schlange beobachtet: Schlangen im Mulch, Schlangen im Gebüsch, Schlangen, die auf dem Rasen warten, bis man aus dem Pool steigt, damit sie sich darin ersäufen können, und Schlangen, die deinen blassen Knöchel ansehen und sich fragen, wie es wohl wäre, hier die Giftzähne hineinzuschlagen."
Möglicherweise ist die Frau, die uns diese "Schlangengeschichten" überschriebene kurze Story erzählt, zumindestens verwandt mit den anderen Frauen, die in diesem Buch eine zentrale Rolle spielen. Möglicherweise ist es immer dieselbe, zumindest aber jeweils eine Version der Frau, die in der ersten Geschichte des Bands vor ihrer Wut davonrennt. "Irgendwie ist aus mir eine Frau geworden, die herumschreit, und weil ich keine Frau sein will, die herumschreit, deren Kinder mit starren und wachsamen Mienen durchs Haus schleichen, habe ich mir angewöhnt, nach dem Abendessen die Laufschuhe anzuziehen, raus auf die dämmrigen Straßen zu gehen und das Ausziehen, Waschen, Vorlesen, Vorsingen und Einmummeln der Jungen meinem Mann zu überlassen, jemandem, der nicht herumschreit."
Das ist ein sehr langer erster Satz für eine Geschichte von nur fünfzehn Seiten. "Geister und Leerstände" ist sie überschrieben, und hieße der Band nicht klipp und klar "Florida", wäre auch dies ein guter Titel für das ganze Buch gewesen.
Die Frau, die in der ersten Story rennt, könnte auch die Frau aus der Geschichte "Die Mitternachtszone" sein, die in den Zustand der Bewegungslosigkeit versetzt wird, weil sie versucht, eine Glühbirne auszuwechseln, und dabei von einem Schemel fällt und eine Gehirnerschütterung erleidet. Sie war mit Mann und zwei Kindern in den Ferien in ein einsames Haus in der Wildnis gezogen und dort mit den Kindern allein geblieben, während der Mann geschäftlich für zwei Tage in die Stadt zurückfahren muss. Der erste Tag geht ungestört über die Bühne, der zweite aber bringt den Haushaltsunfall. Als die Erzählerin aus ihrer Ohnmacht erwacht, um zu erbrechen, sind alle Routinen, jeder Plan, wie die Tage herumzukriegen seien, während draußen ein Florida-Panther durch den Wald streicht, in sich zusammengefallen. Dass die Kinder ungewaschen, mit nicht geputzten Zähnen und in dreckigen Kleidern zur Mutter ins Bett kriechen, ist einerseits, nämlich in der Phantasie der Mutter, ein frühes Anzeichen für den Untergang der familiären Zivilisiertheit, gewissermaßen ein erster Schritt zurück in die unberechenbare Natur, die sie umgibt. Andererseits aber, von Kinderseite aus gesehen, vor allem Teil der Fürsorge, mit der sie ihre Mutter pflegen und keine Sekunde aus den Augen lassen wollen.
Dass die Zivilisation sich in Mutterschaft und Kinderaufzucht auflöst - das ist eine der Ängste, vielleicht die Ur-Angst der Frauen in diesen Erzählungen. Es ist eine Angst, die als blanker, wenn auch unbestimmter Terror in ihnen wütet, während draußen Tropenstürme die Landschaft mit allem, was auf ihr steht, plattmachen. Es ist eine Angst, die keinen Anlass braucht, aber die Atmosphäre anfüllt und sich ausbreitet wie ein Virus, eine Plage, und alles erfasst. Die Natur ist nicht nur das Wetter, der Urwald, das Getier. Natur, das ist auch der eigene Körper, die Instinkte der Mutter, der Rückfall ins Animalische, etwa in dem Wunsch, die Kinder vor Liebe aufzufressen. Ist es Delirium? Wird die Natur sich rächen für alles, was ihr angetan wird? Werden die Würmer, die Panther kommen und alle holen, zerfetzen, vernichten? Florida ist für all diese Ängste Schauplatz, Wahrscheinlichkeit und Chiffre.
Lauren Groff hat nicht alle Geschichten mit derselben Disziplin geschrieben, so scheint es. Die eine Frankreich-Geschichte etwa, in der die Mutter einer kalt werdenden Leidenschaft für Guy de Maupassant hinterherreist, wirkt fahrig und gleichzeitig forciert und atmosphärisch nicht dicht genug im Vergleich mit den meisten Erzählungen hier, die den Titel des tropischen Melodrams verdienen würden, hätte die Sammlung einen Untertitel. Wobei Melodram hier eher an "malady" als an Drama erinnern sollte und vor allem die pralle Fülle meint, zu der Landschaft, Wetter, Tiere, Menschen, Gefühle und Halluzinationen verschmelzen, um das herzustellen, was wir phantasieren, wenn wir "Florida" hören, lesen, und an Disney denken, Cape Canaveral und die Everglades, den in diesem Landstrich seltenen Panther, die Würmer, die Stürme und das Meer, das alles und auch die Angst bald in sich versenken wird, wenn wir Lauren Groff in ihre Geschichten folgen.
VERENA LUEKEN
Lauren Groff: "Florida". Erzählungen.
Aus dem Englischen von Stefanie Jacobs. Hanser Berlin, Berlin 2019. 287 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Stürme an Land und in der Seele: Für die Frauen in Lauren Groffs sinnlich prallen Erzählungen ist Florida inneres und äußeres Schicksal.
Florida ist ein amerikanischer Bundesstaat mit den Städten Miami, Orlando und St. Pete darin, ein Staat, in dem neben der immer schon ansässigen oder eingewanderten Bevölkerung eine Menge Rentner leben, und wohin Menschen, die es sich leisten können, vor dem schneidenden Winter weiter nördlich für eine Weile ausweichen. Florida ist Disney und Cape Canaveral und die Everglades, und weil es zu den Südstaaten gehört und deren Gewaltgeschichte von Sklaverei, Bürgerkrieg und Lynchmorden in sich trägt, ist Florida ein eigenwilliges Ökosystem sowohl von Natur wie von Gesellschaft, ein realer Ort ebenso wie auch Metapher. Dieses komplexe, ausufernde, uneindeutige Gebilde bildet den Resonanzraum für Lauren Groffs Erzählungen namens "Florida".
Von den elf Geschichten der Sammlung ereignen sich acht tatsächlich in Florida und eine in Salvador in Brasilien während eines Sturms, der die Stadt in etwas verwandelt, das zumindest vorübergehend, für die Zeit des Aufenthalts der Erzählerin, Florida ähnlichsieht. Zwei spielen in Frankreich, dem Land, das seine Natur vor Jahrhunderten schon vollständig kultiviert hat, während Florida seiner ausgeliefert blieb. Aber Florida holt auf. Möglicherweise ist es, von heute aus gesehen, nicht der Graben zwischen Natur und Kultur, der die beiden trennt, sondern nur der unterschiedliche Grad der jeweiligen Zerstörung natürlichen Lebensraums.
Lauren Groff lebt in Florida, stammt aber nicht von dort und behält daher einen leicht fremden Blick bei, vor allem zunächst auf die Gegend, in der ihre Figuren ausgesetzt sind. Schwüle, Hitze ohne Sonnenlicht, schwere Luft, Wirbelstürme von gewaltiger Kraft. Tiere, deren Schreie die Nächte durchschneiden, Käfer, die in morschem Holz nisten, eine Welt voller Geräusche und Bewegung, niemals still. Die Frauen in diesen Geschichten - es sind fast immer Frauen, die in ihrem Mittelpunkt stehen - vermitteln den Eindruck, sie seien in eine Gefahrenzone geworfen worden, deren Regeln sie nicht kennen. Die kennen dann häufig die Männer, denen sie dorthin gefolgt sind, ihrerseits den Frauen fremde Geschöpfe, doch meistens ohne Arg und nett zu den Kindern.
Die Frauen, von denen Lauren Groff erzählt, heißen "Ich" oder "sie" oder "die Mutter", "die große Schwester" und "die kleine Schwester" oder einfach "die Frau". Familiäre Funktionen, neue Formen eines Archetyps, fast einer neuen Spezies - denn das meiste, was sich in den Familien dieser Geschichten abspielt, bleibt für "die Mutter" ebenso unergründlich wie die Welt der Schlangen: "Sobald man in Florida einen Fuß vor die Tür setzt, wird man von einer Schlange beobachtet: Schlangen im Mulch, Schlangen im Gebüsch, Schlangen, die auf dem Rasen warten, bis man aus dem Pool steigt, damit sie sich darin ersäufen können, und Schlangen, die deinen blassen Knöchel ansehen und sich fragen, wie es wohl wäre, hier die Giftzähne hineinzuschlagen."
Möglicherweise ist die Frau, die uns diese "Schlangengeschichten" überschriebene kurze Story erzählt, zumindestens verwandt mit den anderen Frauen, die in diesem Buch eine zentrale Rolle spielen. Möglicherweise ist es immer dieselbe, zumindest aber jeweils eine Version der Frau, die in der ersten Geschichte des Bands vor ihrer Wut davonrennt. "Irgendwie ist aus mir eine Frau geworden, die herumschreit, und weil ich keine Frau sein will, die herumschreit, deren Kinder mit starren und wachsamen Mienen durchs Haus schleichen, habe ich mir angewöhnt, nach dem Abendessen die Laufschuhe anzuziehen, raus auf die dämmrigen Straßen zu gehen und das Ausziehen, Waschen, Vorlesen, Vorsingen und Einmummeln der Jungen meinem Mann zu überlassen, jemandem, der nicht herumschreit."
Das ist ein sehr langer erster Satz für eine Geschichte von nur fünfzehn Seiten. "Geister und Leerstände" ist sie überschrieben, und hieße der Band nicht klipp und klar "Florida", wäre auch dies ein guter Titel für das ganze Buch gewesen.
Die Frau, die in der ersten Story rennt, könnte auch die Frau aus der Geschichte "Die Mitternachtszone" sein, die in den Zustand der Bewegungslosigkeit versetzt wird, weil sie versucht, eine Glühbirne auszuwechseln, und dabei von einem Schemel fällt und eine Gehirnerschütterung erleidet. Sie war mit Mann und zwei Kindern in den Ferien in ein einsames Haus in der Wildnis gezogen und dort mit den Kindern allein geblieben, während der Mann geschäftlich für zwei Tage in die Stadt zurückfahren muss. Der erste Tag geht ungestört über die Bühne, der zweite aber bringt den Haushaltsunfall. Als die Erzählerin aus ihrer Ohnmacht erwacht, um zu erbrechen, sind alle Routinen, jeder Plan, wie die Tage herumzukriegen seien, während draußen ein Florida-Panther durch den Wald streicht, in sich zusammengefallen. Dass die Kinder ungewaschen, mit nicht geputzten Zähnen und in dreckigen Kleidern zur Mutter ins Bett kriechen, ist einerseits, nämlich in der Phantasie der Mutter, ein frühes Anzeichen für den Untergang der familiären Zivilisiertheit, gewissermaßen ein erster Schritt zurück in die unberechenbare Natur, die sie umgibt. Andererseits aber, von Kinderseite aus gesehen, vor allem Teil der Fürsorge, mit der sie ihre Mutter pflegen und keine Sekunde aus den Augen lassen wollen.
Dass die Zivilisation sich in Mutterschaft und Kinderaufzucht auflöst - das ist eine der Ängste, vielleicht die Ur-Angst der Frauen in diesen Erzählungen. Es ist eine Angst, die als blanker, wenn auch unbestimmter Terror in ihnen wütet, während draußen Tropenstürme die Landschaft mit allem, was auf ihr steht, plattmachen. Es ist eine Angst, die keinen Anlass braucht, aber die Atmosphäre anfüllt und sich ausbreitet wie ein Virus, eine Plage, und alles erfasst. Die Natur ist nicht nur das Wetter, der Urwald, das Getier. Natur, das ist auch der eigene Körper, die Instinkte der Mutter, der Rückfall ins Animalische, etwa in dem Wunsch, die Kinder vor Liebe aufzufressen. Ist es Delirium? Wird die Natur sich rächen für alles, was ihr angetan wird? Werden die Würmer, die Panther kommen und alle holen, zerfetzen, vernichten? Florida ist für all diese Ängste Schauplatz, Wahrscheinlichkeit und Chiffre.
Lauren Groff hat nicht alle Geschichten mit derselben Disziplin geschrieben, so scheint es. Die eine Frankreich-Geschichte etwa, in der die Mutter einer kalt werdenden Leidenschaft für Guy de Maupassant hinterherreist, wirkt fahrig und gleichzeitig forciert und atmosphärisch nicht dicht genug im Vergleich mit den meisten Erzählungen hier, die den Titel des tropischen Melodrams verdienen würden, hätte die Sammlung einen Untertitel. Wobei Melodram hier eher an "malady" als an Drama erinnern sollte und vor allem die pralle Fülle meint, zu der Landschaft, Wetter, Tiere, Menschen, Gefühle und Halluzinationen verschmelzen, um das herzustellen, was wir phantasieren, wenn wir "Florida" hören, lesen, und an Disney denken, Cape Canaveral und die Everglades, den in diesem Landstrich seltenen Panther, die Würmer, die Stürme und das Meer, das alles und auch die Angst bald in sich versenken wird, wenn wir Lauren Groff in ihre Geschichten folgen.
VERENA LUEKEN
Lauren Groff: "Florida". Erzählungen.
Aus dem Englischen von Stefanie Jacobs. Hanser Berlin, Berlin 2019. 287 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main