Renommierter Berliner Künstler im Knast Schöne Frauen wurden ihm zum Verhängnis. Der Berliner Bildhauer und Maler Volker Bartsch (*1953) rückt in Begleitung von 115 Schönheiten in das ehemalige Berliner Frauengefängnis Berlin-Charlottenburg ein. Dort präsentiert der Künstler seinen aktuellen Werkzyklus „Fluch der Schönheit“ und leistet den Werken dabei rund um die Uhr Gesellschaft. Das Thema „Schönheit“ fasziniert den Künstler seit den frühen 1980er Jahren. Ihre Reize und Verlockungen, aber auch Tücken, Gefahren und dunklen Seiten hat er immer wieder thematisiert. Denn Schönheit berührt, beglückt und verzaubert – täuscht, verletzt und quält aber zugleich. In unserer modernen Leistungsgesellschaft zeigt sich ganz klar: Die Attraktiven sind beliebter und erfolgreicher. Wer gut leben will, muss also jung und schön sein - vor allem aber: für immer jung und schön aussehen! Im ehemaligen Frauengefängnis Berlin-Charlottenburg entlarvt Bartsch die Kehrseite des Traums von ewiger Attraktivität. Denn das Gefängnis ist ein Symbol der Strafe. Es sperrt Verurteilte weg, hindert sie für lange Zeit am „normalen“ Leben, sondert sie von den freien Mitmenschen ab. Und wohl jeder hofft, nie eines von innen zu sehen. Doch letztlich sind wir alle Gefangene: der eigenen Träume, der Erwartungen von Mitmenschen und Gesellschaft, vor allem aber des eigenen Körpers. Wie jung wir uns innerlich auch fühlen: mit jeder Sekunde altern wir, das Spiegelbild erinnert uns brutal daran. Viele moderne Menschen wollen Gesicht und Körper nicht mehr als „Schicksal“ hinnehmen, sondern lassen formen, tunen oder spritzen, um die sichtbaren Folgen der Zeit aufzuhalten. Doch vom Reizvollen und Begehrenswerten bis hin zum Riskanten, Zerstörerischen oder Skurrilen ist es oft nur ein schmaler Grat. Und der Versuch, die gereifte Persönlichkeit hinter einer künstlich jung gestalteten Fassade zu verbergen, scheitert häufig auf tragisch-komische Weise. Was Volker Bartsch dabei entdeckt und ans Licht zerrt, hat mit der tradierten Vorstellung von betörender Schönheit wenig zu tun. Seine Protagonisten haben ihre Individualität hoffnungsvoll einer vermeintlich ewigen Jugend geopfert – und sind nun für immer gezeichnet von Botox-Horror, Silikon-Desaster und maskenhafter Uniformität.