Flüchtlinge ist die intime Erzählung einer gezeichneten Generation. Im Kindesalter mußte sie erleben, wie die Deutschen ihre Heimat Polen in einen Trümmerfriedhof verwandelten. Als junge Erwachsene wurde ihnen in der Volksrepublik Polen erneut das Recht auf Heimat abgesprochen. Dafür steht als eine Schlüsselfigur Marek Hlasko, der "polnische James Dean", Ikone der Warschauer Schriftstellerszene, der nach Jahren der Heimatlosigkeit, so in Israel und Kalifornien, 1969 in Wiesbaden starb. Doch nicht nur ihm setzt Henryk Grynberg ein bewegendes Denkmal - Flüchtlinge ist Autobiographie wie auch Chronik von polnischen und jüdisch-polnischen Exilanten, die, zumeist in den USA, ein neues Leben wagten - und bei allen Erfolgen zutiefst Unbehauste blieben. In berührenden Portraits zeichnet Grynberg Lebenswege und Todesfälle in Polen, Israel und im Schatten der Traumfabrik Hollywood nach, die nicht im europäischen Blick sind, ein Who is Who der polnischen Bohème im Exil. Wer weiß denn schon,daß es Krzysztof Komeda war, der - wie sonst nur noch Chopin verehrte - Titan des Polish Jazz, der die Musik zu Filmen von Roman Polanski komponierte? Oder daß die Titelmelodie für die Fernsehserie "Flipper" von Henryk Warszawski stammt? Daß der Schauspieler Wojciech Frykowski mit Sharon Tate 1969 als Partygast beim Massaker der Manson Familiy in Polanskis Villa ermordet wurde?
Als roter Faden zieht sich durch die Schilderung dieser Schicksale Grynbergs eigenes Ringen um eine Existenz als jüdisch-polnischer Schriftsteller, der in den USA als Pole, in Polen als Jude und in China als Amerikaner gilt. Seine Suche nach einem Lebensort verbindet er mit Städtebildern wie von Tel Aviv, Neapel, Rom, Mailand, Venedig, Lódz, Warschau, New Orleans, Los Angeles, New York, Las Vegas und Buenos Aires - und oft der Geschichte ihrer jüdischen Gemeinschaften. In einer Zeit der Flüchtlingsströme nach Europa macht Henryk Grynberg über sich hinaus erfahrbar, was Verlust von Heimat und Fremdsein bedeuten.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Als roter Faden zieht sich durch die Schilderung dieser Schicksale Grynbergs eigenes Ringen um eine Existenz als jüdisch-polnischer Schriftsteller, der in den USA als Pole, in Polen als Jude und in China als Amerikaner gilt. Seine Suche nach einem Lebensort verbindet er mit Städtebildern wie von Tel Aviv, Neapel, Rom, Mailand, Venedig, Lódz, Warschau, New Orleans, Los Angeles, New York, Las Vegas und Buenos Aires - und oft der Geschichte ihrer jüdischen Gemeinschaften. In einer Zeit der Flüchtlingsströme nach Europa macht Henryk Grynberg über sich hinaus erfahrbar, was Verlust von Heimat und Fremdsein bedeuten.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine ZeitungBilanz einer dreifachen Existenz
Jahrelang begriff er sein Schreiben als eine "Exhumierung der Nazi-Opfer" und wurde folglich mit Titeln wie "Der jüdische Krieg" oder "Kalifornisches Kaddisch" bekannt. Dabei verband Henryk Grynberg das Protokollieren fremder Schicksale mit der Aufarbeitung eigener Erfahrungen, zumal er selbst nur knapp dem Holocaust entkam. Diese Verbindung war aber auch dann ein Signum seiner Texte, als er von der Zeit nach dem Krieg erzählte - von der in Polen und der in Amerika, wo er bis heute lebt. Um die amerikanischen Jahre geht es in seinem Buch "Flüchtlinge": Es ist ein Stück Autobiographie und zugleich ein Porträt mehrerer Freunde, die für eine ganze Künstlergeneration stehen. Roman Polanski, Krzysztof Komeda, Jerzy Kosinski, Leopold Tyrmand, Marek Hlasko: Sie alle begannen ihre Karrieren in Polen, um irgendwann in die Vereinigten Staaten zu kommen und sich dort einen Namen zu machen. Im Krieg und Nachkriegselend aufgewachsen, wussten sie sich in der Fremde durchzuschlagen, ohne dabei ihre Originalität einzubüßen. So ist das Buch nicht nur für Liebhaber der polnischen Kultur, sondern auch für all jene interessant, die erfahren möchten, was Verlust der Heimat und Fremdsein bedeuten können. In Grynbergs eigenem Fall war es eine Bereicherung: "Ich existiere dreifach", sagt er am Ende. "Aber ich bin keine dreifach gespaltene Persönlichkeit, ich vereine die drei Persönlichkeiten in mir."
kijo.
Henryk Grynberg: "Flüchtlinge". Aus dem Polnischen von Lothar Quinkenstein. Arco Verlag, Wuppertal 2018. 343 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Jahrelang begriff er sein Schreiben als eine "Exhumierung der Nazi-Opfer" und wurde folglich mit Titeln wie "Der jüdische Krieg" oder "Kalifornisches Kaddisch" bekannt. Dabei verband Henryk Grynberg das Protokollieren fremder Schicksale mit der Aufarbeitung eigener Erfahrungen, zumal er selbst nur knapp dem Holocaust entkam. Diese Verbindung war aber auch dann ein Signum seiner Texte, als er von der Zeit nach dem Krieg erzählte - von der in Polen und der in Amerika, wo er bis heute lebt. Um die amerikanischen Jahre geht es in seinem Buch "Flüchtlinge": Es ist ein Stück Autobiographie und zugleich ein Porträt mehrerer Freunde, die für eine ganze Künstlergeneration stehen. Roman Polanski, Krzysztof Komeda, Jerzy Kosinski, Leopold Tyrmand, Marek Hlasko: Sie alle begannen ihre Karrieren in Polen, um irgendwann in die Vereinigten Staaten zu kommen und sich dort einen Namen zu machen. Im Krieg und Nachkriegselend aufgewachsen, wussten sie sich in der Fremde durchzuschlagen, ohne dabei ihre Originalität einzubüßen. So ist das Buch nicht nur für Liebhaber der polnischen Kultur, sondern auch für all jene interessant, die erfahren möchten, was Verlust der Heimat und Fremdsein bedeuten können. In Grynbergs eigenem Fall war es eine Bereicherung: "Ich existiere dreifach", sagt er am Ende. "Aber ich bin keine dreifach gespaltene Persönlichkeit, ich vereine die drei Persönlichkeiten in mir."
kijo.
Henryk Grynberg: "Flüchtlinge". Aus dem Polnischen von Lothar Quinkenstein. Arco Verlag, Wuppertal 2018. 343 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main