Erstmalig liegt hier eine ausgeführte Konzeption feministischer Seelsorge und Beratung im deutschsprachigen Bereich vor. Auf der Grundlage des gegenwärtigen Diskussionsstandes feministischer Hermeneutik und Theologie sowie feministischer Therapieansätze entwickeln die Autorinnen diese Konzeption feministischer Seelsorge. Gegenüber den existierenden Seelsorgekonzeptionen rückt diese die besonderen Themen von Frauen und die Möglichkeiten von Beratungsprozessen zwischen Frauen in ihren Mittelpunkt. Die Autorinnen entwerfen die Vision eines Kommunikationsprozesses, in dem Frauen eine spirituelle Heimat finden können. Im ersten grundlegenden Teil werden die Grundentscheidungen feministischer Seelsorge, ihre Definition und Verortung erklärt und ihr Bezug zu anderen feministischen Ansätzen aufgezeigt. Theologische Aspekte, wie Fragen nach Vergebung und Schuld, nach religiöser Sozialisation von Frauen und dem Verhältnis von Macht und Wissen schließen diesen ersten Teil ab. Im zweiten Teil stehen Fallgeschichten im Mittelpunkt, die die besonderen Themen von Frauen zur Sprache bringen: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Adoleszenz von Mädchen, erlittene Gewalt, die Existenz als Migrantin, Schwangerschaftsabbruch und selbstbestimmte Sexualität von Frauen. Die Beiträge dieses Buches basieren auf Begegnungen mit Frauen aus unterschiedlichen kulturellen, politischen und religiösen Bereichen. Erfahrungen von religiöser und politischer Heimatlosigkeit, der Suche nach eigenen Visionen und deren Verwirklichung durchziehen die Gespräche. Darin wird feministische Seelsorge und Beratung als ein Prozess deutlich, der auf Veränderung in Bezug auf die Lebenswirklichkeit von Frauen genauso zielt wie auf die kirchliche und politische Realität. Für Theologinnen in Ausbildung und Praxis wie auch für alle in der Beratung Tätigen.