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Die Geschichten des iranischen Dichters deutscher Sprache SAID sind knapp, dicht, poetisch und voller Spannung zugleich. Manchmal changieren sie zwischen Traum und erzählter Wirklichkeit, andere Male zwischen erzählter Gegenwart und Erinnerung oder Projektion. SAID erzählt von der Würde des Menschen, von seinen Niederlagen und seinen Versuchen, sich selbst nicht zu verlieren, auch da, wo er fremd ist oder fremd geworden ist oder sich in Illusionen verstrickt. Es sind Außenseitertum, Verfolgung, Verrat, Flucht vor einem System, die seine Protagonisten und Protagonistinnen einsam sein lassen.…mehr

Produktbeschreibung
Die Geschichten des iranischen Dichters deutscher Sprache SAID sind knapp, dicht, poetisch und voller Spannung zugleich. Manchmal changieren sie zwischen Traum und erzählter Wirklichkeit, andere Male zwischen erzählter Gegenwart und Erinnerung oder Projektion. SAID erzählt von der Würde des Menschen, von seinen Niederlagen und seinen Versuchen, sich selbst nicht zu verlieren, auch da, wo er fremd ist oder fremd geworden ist oder sich in Illusionen verstrickt. Es sind Außenseitertum, Verfolgung, Verrat, Flucht vor einem System, die seine Protagonisten und Protagonistinnen einsam sein lassen. SAID bietet nie eine Lösung an, wohl aber scheint häufig das Dilemma auf, in dem seine Figuren stecken. Was die Einsamkeit durchbricht, sind kurze Momente der Berührung, der Hilfe, der Solidarität, auch der Liebe. SAIDs Erzählungen lassen nicht kalt, sie zwingen zur Imagination von Situationen und Menschen.
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Autorenporträt
Geboren 1947 in Teheran, kommt 1965 als Student nach München. Hier verbinden sich seine literarischen Interessen mit einem politisch-demokratischen Engagement. Damit ist seine Rückkehr in den Iran ausgeschlossen. Nach dem Sturz des schahs, 1979, betritt er zum ersten Mal wieder iranischen Boden, sieht aber unter dem Regime der Mullahs keine Möglichkeit zu einem Neuanfang in seiner Heimat; seither lebt er wieder im deutschen Exil. Viele Buchpublikationen. Auszeichnungen u.a. Adelbert-von-Chamisso-Preis, Goethe-Medaille, Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Harald Hartung entgeht nicht die Bitterkeit in dem letzten Buch des im Mai dieses Jahres verstorbenen, aus Teheran stammenden Schriftstellers Said. Als hätte der Autor mit seinen Themen Diktatur und Exil niemals abgeschlossen. Erleichtert stellt Hartung fest, dass für Said Liebe und Exil zusammengehören, und in den Geschichten im Band um Begegnungen mit Frauen und dem langen Arm des Mullah-Regimes Poesie und Politik einander begegnen. So kommt der Rezensent mit den "fieberhaft" tönenden Prosa-Stücken immer wieder auch in den nicht ganz unzweifelhaften Genuss von erotischen Szenen und den Beschreibungen von Brüsten. Für Hartung jedenfalls ein Vermächtnis dieses Autors.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.08.2021

Liebe, Gewalt, Exil
Nachlass-Geschichten des Dichters SAID

Mehr als vierzig Jahre hat er in Deutschland gelebt und geschrieben, deutsch geschrieben - der Iraner Said Mirhadi. Der Exilant, der 1979 Teheran endgültig verließ, wurde ein deutscher Autor, der nur seinen Vornamen behielt: SAID. Dieser steht, wie immer komplett großgeschrieben, nun auch über seinem letzten Buch, dem Geschichtenband "flüstern gegen die wölfe". Die Nachbemerkung dazu weiß noch nicht, dass der Autor im Mai dieses Jahres gestorben ist. Wer SAID kannte, hat den eleganten und höflichen Mann deutlich vor Augen.

Die zwanzig Geschichten des Büchleins sind eine Art Vermächtnis. In ihm kommen seine Lebensthemen zusammen: die Liebe und das Exil. SAID begann 1981 mit dem Band "Liebesgedichte", 1995 rechneten seine Aufzeichnungen "Der lange Arm der Mullahs" mit dem Teheraner Regime ab. Jetzt, in den letzten Arbeiten, fügen sich poetische und politische Impulse zu Szenen, die oft provozieren und - seltener - die Stille suchen.

In expressiven Prosa-Dramoletten stoßen die Figuren in Liebe und Hass zusammen. Selbst Fremdheit und Indifferenz stehen unter Spannung. Das dramatische Präsens erzeugt einen fieberhaften Ton. Enthüllungen können in Verdunkelungen umkippen. In "Die frau dort auf dem parkett" lernt der Erzähler die iranische Malerin Melissa kennen und begehren - "bis sie eines tages sagte, daß sie für das amt arbeite". Mit dem Instinkt des alten Flüchtlings begreift der Mann, dass er längst in den Radius des iranischen Geheimdienstes geraten ist.

Eine andere Geschichte kehrt die Konstellation von Spitzel und Opfer um: In "eine schwarze murmel" trifft der Erzähler im Zug nach München auf eine Bulgarin: "ich bin malerin und fahre in den westen." Dieses Bekenntnis mündet in die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Diktatur: "Der staat vermutete in meinen bildern ein geheimes zeichensystem." Die Malerin betont, dass sie ihre Landschaften nur male, um sich selbst zu finden, der Staat aber wolle auch über das Licht befinden. Wir erfahren, dass ihr bulgarischer Geliebter ein Spitzel war. Wieder gehört in das politische Bekenntnis die Schilderung einer Sexszene, wie sie auch in vielen anderen Geschichten SAIDs vorkommt.

Erotik und Sex hängen für SAID mit Diktatur und Exil zusammen - diese Vorstellung muss für ihn eine Obsession gewesen sein. Es mag sensible Leser irritieren, dass der Autor sein Faible für die Brüste der Protagonistinnen geradezu manisch ausschreibt, aber erotische Szenen und Vorstellungen dürften für den Autor existenzielle Bedeutung gehabt haben. Das wollte SAID offenbar noch einmal dokumentieren. Ebenso deutlich ist bei ihm die Sehnsucht nach Ruhe und Erlösung. In seiner letzten Geschichte trifft der Erzähler auf einen Unbekannten oder lange Vergessenen, der ihm eine Platane zeigt und verspricht, in ihrem Schatten werde er sich gelassen wie in Kindertagen fühlen: "dann nimmt er meinen arm und führt mich über die straße, als hätte er angst, mir könnte noch etwas zustoßen." Der versöhnliche Schluss eines bitteren Buches. HARALD HARTUNG.

SAID: "flüstern gegen die wölfe". Geschichten.

Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, Tübingen 2021. 168 S., geb., 15,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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