Was verbindet Tapir und Pirat miteinander? Warum bevorzugt ein Kaiserpinguin Pink in Eisgrau? Und weshalb mag die Langohrfledermaus Freund Rollhase? Fragen uber Fragen, zu denen es nun endlich die Antworten gibt: in einem Sprachspielbuch der besonders unterhaltsamen Art. Was auf den ersten Blick wie eine langweilige Bezeichnung aus der Geometrie oder wie eine Maßeinheit klingt, die kennenzulernen man im Physikunterricht verschlafen hat, entpuppt sich als Lustmacher fur Pisa geschädigte Kinder, deren Eltern und gegebenenfalls auch fur anwesende Haustiere: das Anagramm! Jener Umgang mit Sprache, den schon Geheimagenten und Wissenschaftler anwendeten, Dichter und Philosophen: das Entstehen eines Wortes, indem man die Buchstaben eines anderen auseinandernimmt und neu zusammensetzt. So wird aus dem Tapir der Pirat, erweist sich die Kopflaus als Skalp-Ufo und die Ringelnatter als irre lang & nett. Wie schon bei seinem ersten Buch Schräger Vogel, krummer Hund erweist sich Jens Bonnke . nunmehr in trefflicher Zusammenarbeit mit Stefanie Urbach . als Meister des Lehrreichen und Spielerischen. Hier ist nichts tierisch langweilig, hier schenkt nicht nur der Taschenkrebs Bares und lehrt das Rotkehlchen kochen, hier erfährt man auch, wen das indische Panzernashorn anbetet und warum der Berggorilla nicht nur äußerlich mit jenem weltberuhmten Wesen verwandt ist, das um das Jahr 50 vor Christus in einen mit Zaubertrank gefullten Bottich fiel. Mit Bedienungsanleitung!
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.04.2011Springhase =
Hangpisser
Ein Bilderbuch als
kreative Sprachwerkstatt
Dieses Bilderbuch ist kein Daumenkino zum flotten Ab- und Durchblättern. Stattdessen 48 Seiten, die 24 merkwürdige, oft absurde Situationen und Begegnungen in Bild und Wort mit allerlei Tieren zeigen: Flugsaurier = Gaulfriseur. DieIdee zu Tierische Anagramme von Jens Bonnke und Stefanie Urbach entstand (angeblich), als eine Zoobesucherin beim Gehege des rüsselschnauzigen Tapirs das Namensschild umstieß und die Buchstaben wieder hastig zusammensetzte. Heraus kam ein Anagramm „Pirat“. Merke: „Ein Anagramm ist ein neues Wort, das man aus den Buchstaben eines anderen Wortes zusammensetzt.“ Schon ist die Sprachwerkstatt eröffnet, zu der die beiden Büchermenschen weit über „Otto“ und „Anna“ hinaus treffliche Beispiele liefern: „Springhase wird zu Hangpisser“, „Berggorilla zu Gallier, grob“. Dada und Surrealismus durchleben gerade in allen Medien Renaissance und Retro-Aufwärmung. Warum nicht auch im Kinderbilderbuch, wenn es darum geht, dem Auge ästhetische Impulse zu bieten, Sprachgefühl zu kitzeln, Spielerisch-Kreatives anzuschieben. Seite für Seite Überraschungen, Verblüffendes und Situationskomik: „Afrikanischer Elefant“ geht „Frech ins Karate-Finale“. Und mit dem letzen Bild verabschiedet sich das Buch: „Seeadler – Ade Leser“. Vom „Quatsch in schöner Gestalt“ können wir in durch und durch vernünftigen Zeiten gar nicht genug bekommen! Von Farbe und Form her wird ein nostalgischer Grundton beibehalten, Sepia getönt der Untergrund des Covers, erdfarben die Tiere und ihr überschaubares Ambiente. Dazu ein asketischer Text in den Versalien vergangener Generationen. Es ist jetzt schon abzusehen, wer beim ausbrechenden Wettstreit der Generationen zwischen Kindern und ihren erwachsenen Bezugspersonen, wem besonders gelungene Wort-, Sinn- und Hirnverdreher gelingen, als Sieger hervorgeht. (ab 4 Jahre) HORST KÜNNEMANN
Jens Bonnke & Stefanie Urbach
Flugsaurier = Gaulfriseur.
Tierische Anagramme
Hinstorff 2011. 48 Seiten, 14,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Hangpisser
Ein Bilderbuch als
kreative Sprachwerkstatt
Dieses Bilderbuch ist kein Daumenkino zum flotten Ab- und Durchblättern. Stattdessen 48 Seiten, die 24 merkwürdige, oft absurde Situationen und Begegnungen in Bild und Wort mit allerlei Tieren zeigen: Flugsaurier = Gaulfriseur. DieIdee zu Tierische Anagramme von Jens Bonnke und Stefanie Urbach entstand (angeblich), als eine Zoobesucherin beim Gehege des rüsselschnauzigen Tapirs das Namensschild umstieß und die Buchstaben wieder hastig zusammensetzte. Heraus kam ein Anagramm „Pirat“. Merke: „Ein Anagramm ist ein neues Wort, das man aus den Buchstaben eines anderen Wortes zusammensetzt.“ Schon ist die Sprachwerkstatt eröffnet, zu der die beiden Büchermenschen weit über „Otto“ und „Anna“ hinaus treffliche Beispiele liefern: „Springhase wird zu Hangpisser“, „Berggorilla zu Gallier, grob“. Dada und Surrealismus durchleben gerade in allen Medien Renaissance und Retro-Aufwärmung. Warum nicht auch im Kinderbilderbuch, wenn es darum geht, dem Auge ästhetische Impulse zu bieten, Sprachgefühl zu kitzeln, Spielerisch-Kreatives anzuschieben. Seite für Seite Überraschungen, Verblüffendes und Situationskomik: „Afrikanischer Elefant“ geht „Frech ins Karate-Finale“. Und mit dem letzen Bild verabschiedet sich das Buch: „Seeadler – Ade Leser“. Vom „Quatsch in schöner Gestalt“ können wir in durch und durch vernünftigen Zeiten gar nicht genug bekommen! Von Farbe und Form her wird ein nostalgischer Grundton beibehalten, Sepia getönt der Untergrund des Covers, erdfarben die Tiere und ihr überschaubares Ambiente. Dazu ein asketischer Text in den Versalien vergangener Generationen. Es ist jetzt schon abzusehen, wer beim ausbrechenden Wettstreit der Generationen zwischen Kindern und ihren erwachsenen Bezugspersonen, wem besonders gelungene Wort-, Sinn- und Hirnverdreher gelingen, als Sieger hervorgeht. (ab 4 Jahre) HORST KÜNNEMANN
Jens Bonnke & Stefanie Urbach
Flugsaurier = Gaulfriseur.
Tierische Anagramme
Hinstorff 2011. 48 Seiten, 14,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Für eine bezaubernde Idee hält Rezensent Andreas Platthaus das Grundprinzip des Buches: Hier werden Anagramme ins Bild gesetzt. Einzige Regel: Ausgangswort ist ein Tier, durch Buchstabenschütteln wird etwas anderes draus. Teils recht simpel, von "Tapir" zu "Pirat", teils schön kompliziert wie bei der "Ringelnatter", die sich "irre lang & nett" als einzige auf einer Doppelseite ausbreiten darf. (Allerdings stört sich Platthaus da im Namen kindlicher Pedanterie am eingeschmuggelten Sonderzeichen "&".) Trotz dieser leisen Kritik gefällt dem Rezensenten die Kombination von Schüttelwort und Illustration bestens, er verspricht beträchtliches Vergnügen beim Lesen und Betrachten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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