Flunkerfisch ist klein, doch seine Fantasie ist groß. Jeden Tag erzählt er eine andere unglaubliche Geschichte, warum er zu spät in die Schule kommt: dass er auf einem Seepferdchen ritt, mit Delfinen tauchte oder in einer Schatztruhe gefangen war. Doch das Leben im Meer ist voller Gefahren. Da ist es nur gut, wenn man ein fantasievoller kleiner Fisch ist. Eine Ode an die Fantasie von kleinen Kindern. Ein Klassiker zum Vorlesen von den Schöpfern des weltberühmten "Grüffelo".
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.08.2007Krakenkämpfe, Nixenwunder
Reife Leistung: Neues von Julia Donaldson und Axel Scheffler
Erzählen ist ein Spiel mit dem Feuer, und hat man dann auch noch Erfolg, entfacht man womöglich einen Flächenbrand. Julia Donaldson, die "Grüffelo"-Erfinderin, kann ein Lied davon singen, und Axel Scheffler, der "Grüffelo"-Zeichner und somit mindestens Ko-Erfinder, wird da wohl einstimmen. Die Bücher, für die sie sich zusammengetan haben, traten ihren Siegeszug um die Welt so erfolgreich an, dass die beiden, wo immer sie gemeinsam lesen, auf ein Publikum treffen, das ihre Texte Wort für Wort mitspricht und die Zeichnungen auswendig kennt. Der Grüffelo, der Affe aus "Wo ist Mami?", die Hexe aus "Für Hund und Katz ist auch noch Platz", das titelgebende Paar aus "Die Schnecke und der Buckelwal" - sie alle sind längst Gemeingut geworden.
Nun ist als neueste Frucht dieser Zusammenarbeit der Band "Flunkerfisch" erschienen - ein Bilderbuch in üppigen Farben, in dem sich Scheffler wieder einmal als souveräner Arrangeur einer großen Menagerie erweist und Donaldson als kluge Strategin, die ihre mäandernde Geschichte mit leichter Hand an ein Ziel bringt, das sich als Sprungbrett zur sofortigen neuerlichen Lektüre entpuppt (und damit ihr schönes "Charly Cook's Favourite Book" von 2005 zitiert).
Es ist die Geschichte des kleinen Flori Flunkerfisch, der regelmäßig zu spät zur Schule kommt - die freundliche Frau Rochen hält den Unterricht am Meeresgrund, und zu Floris Mitschülern zählen Individuen wie Bertram Barsch, Kurt Kaninchenfisch und Dora Drachenfisch. Floris Ausreden machen schnell die Runde unter den Fischen: Mal hat er, wie er behauptet, mit einem Kraken gekämpft, mal war er in einer Schatzkiste gefangen (und eine unausgesprochene, aber besonders hübsche Geschichte erfindet Scheffler in einem Bild dazu).
Die Mitschüler, damit konfrontiert, lehnen diese durchsichtigen Erfindungen als "Märchen" ab - oder sie kolportieren sie, wie der nette Peter Petersfisch, freudig weiter, unabhängig von ihrer Glaubwürdigkeit. Dem Urheber aber weist diese Erzähltradition den Weg nach Hause, als er einmal in ein Fischernetz gerät und in weit entfernte Gewässer verschleppt wird. Denn als er von den Fischern wieder über Bord geworfen wird, weil er zum Verspeisen gar zu klein ist, hört er unter den Meerestieren von sich erzählen; er fragt sich nun von einem zum anderen und landet schließlich wieder im Bekannten, dort nämlich, wo die Großmutter von Peter Petersfisch lebt, deren Enkel sie täglich mit Floris Ausreden unterhalten hatte.
Es erstaunt kaum, dass die einzelnen Geschichten dabei nach Art der Stillen Post bedeutend verändert worden sind, und natürlich bildet dieses bei aller Leichtigkeit ausgesprochen reife Werk des Erfolgsduos auch die Erfahrung einer Rezeption durch die Leser ab - ein Publikum, ein junges zumal, nimmt nicht einfach hin, was kommt, sondern es verleibt sich das Gelesene ein und verwandelt es dabei. Am Ende von "Flunkerfisch" erscheint dann auch die Autorin selbst als Rezipientin, die von dem kleinen Peter Petersfisch, dem wunderbar passiven zweiten Helden dieser Geschichte, von Floris Abenteuern hört und mit Taucherglocke, aber ungeschütztem Spiralblock (und mit links) die Sache für die weitere Leserschaft entgegennimmt. Scheffler erlaubt sich dabei die schöne Pointe, dass er der namenlosen "Dichterin" dieser Geschichte die Züge von Julia Donaldson verleiht.
Vielleicht hätte dem Band eine Übersetzung gutgetan, die etwas glücklichere Reime gefunden hätte - beim Vorlesen holpert es manchmal, und einige Wendungen, die stilistisch nicht passen und als einzig dem Reimzwang geschuldet erscheinen, trüben die Freude an dem Buch durchaus ein.
Doch wer sich allzu sehr daran stört, mag zum englischen Original greifen; die übrigen Leser werden angesichts der vielen schönen Details auf den großen Tableaus und den kulleräugigen Unterwasserwesen auf den kleinen Zeichnungen leicht ihren Frieden auch mit der deutschen Ausgabe machen. Und sowieso auf Donaldsons nächsten Tauchgang hoffen.
TILMAN SPRECKELSEN
Julia Donaldson, Axel Scheffler: "Flunkerfisch". Aus dem Englischen übersetzt von Martin Auer. Beltz & Gelberg, Weinheim 2007. 32 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Reife Leistung: Neues von Julia Donaldson und Axel Scheffler
Erzählen ist ein Spiel mit dem Feuer, und hat man dann auch noch Erfolg, entfacht man womöglich einen Flächenbrand. Julia Donaldson, die "Grüffelo"-Erfinderin, kann ein Lied davon singen, und Axel Scheffler, der "Grüffelo"-Zeichner und somit mindestens Ko-Erfinder, wird da wohl einstimmen. Die Bücher, für die sie sich zusammengetan haben, traten ihren Siegeszug um die Welt so erfolgreich an, dass die beiden, wo immer sie gemeinsam lesen, auf ein Publikum treffen, das ihre Texte Wort für Wort mitspricht und die Zeichnungen auswendig kennt. Der Grüffelo, der Affe aus "Wo ist Mami?", die Hexe aus "Für Hund und Katz ist auch noch Platz", das titelgebende Paar aus "Die Schnecke und der Buckelwal" - sie alle sind längst Gemeingut geworden.
Nun ist als neueste Frucht dieser Zusammenarbeit der Band "Flunkerfisch" erschienen - ein Bilderbuch in üppigen Farben, in dem sich Scheffler wieder einmal als souveräner Arrangeur einer großen Menagerie erweist und Donaldson als kluge Strategin, die ihre mäandernde Geschichte mit leichter Hand an ein Ziel bringt, das sich als Sprungbrett zur sofortigen neuerlichen Lektüre entpuppt (und damit ihr schönes "Charly Cook's Favourite Book" von 2005 zitiert).
Es ist die Geschichte des kleinen Flori Flunkerfisch, der regelmäßig zu spät zur Schule kommt - die freundliche Frau Rochen hält den Unterricht am Meeresgrund, und zu Floris Mitschülern zählen Individuen wie Bertram Barsch, Kurt Kaninchenfisch und Dora Drachenfisch. Floris Ausreden machen schnell die Runde unter den Fischen: Mal hat er, wie er behauptet, mit einem Kraken gekämpft, mal war er in einer Schatzkiste gefangen (und eine unausgesprochene, aber besonders hübsche Geschichte erfindet Scheffler in einem Bild dazu).
Die Mitschüler, damit konfrontiert, lehnen diese durchsichtigen Erfindungen als "Märchen" ab - oder sie kolportieren sie, wie der nette Peter Petersfisch, freudig weiter, unabhängig von ihrer Glaubwürdigkeit. Dem Urheber aber weist diese Erzähltradition den Weg nach Hause, als er einmal in ein Fischernetz gerät und in weit entfernte Gewässer verschleppt wird. Denn als er von den Fischern wieder über Bord geworfen wird, weil er zum Verspeisen gar zu klein ist, hört er unter den Meerestieren von sich erzählen; er fragt sich nun von einem zum anderen und landet schließlich wieder im Bekannten, dort nämlich, wo die Großmutter von Peter Petersfisch lebt, deren Enkel sie täglich mit Floris Ausreden unterhalten hatte.
Es erstaunt kaum, dass die einzelnen Geschichten dabei nach Art der Stillen Post bedeutend verändert worden sind, und natürlich bildet dieses bei aller Leichtigkeit ausgesprochen reife Werk des Erfolgsduos auch die Erfahrung einer Rezeption durch die Leser ab - ein Publikum, ein junges zumal, nimmt nicht einfach hin, was kommt, sondern es verleibt sich das Gelesene ein und verwandelt es dabei. Am Ende von "Flunkerfisch" erscheint dann auch die Autorin selbst als Rezipientin, die von dem kleinen Peter Petersfisch, dem wunderbar passiven zweiten Helden dieser Geschichte, von Floris Abenteuern hört und mit Taucherglocke, aber ungeschütztem Spiralblock (und mit links) die Sache für die weitere Leserschaft entgegennimmt. Scheffler erlaubt sich dabei die schöne Pointe, dass er der namenlosen "Dichterin" dieser Geschichte die Züge von Julia Donaldson verleiht.
Vielleicht hätte dem Band eine Übersetzung gutgetan, die etwas glücklichere Reime gefunden hätte - beim Vorlesen holpert es manchmal, und einige Wendungen, die stilistisch nicht passen und als einzig dem Reimzwang geschuldet erscheinen, trüben die Freude an dem Buch durchaus ein.
Doch wer sich allzu sehr daran stört, mag zum englischen Original greifen; die übrigen Leser werden angesichts der vielen schönen Details auf den großen Tableaus und den kulleräugigen Unterwasserwesen auf den kleinen Zeichnungen leicht ihren Frieden auch mit der deutschen Ausgabe machen. Und sowieso auf Donaldsons nächsten Tauchgang hoffen.
TILMAN SPRECKELSEN
Julia Donaldson, Axel Scheffler: "Flunkerfisch". Aus dem Englischen übersetzt von Martin Auer. Beltz & Gelberg, Weinheim 2007. 32 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 4 J.
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"Scheffler und Donaldson machen gemeinsam weltweit die besten Bilderbücher." - Süddeutsche Zeitung.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Die "Grüffelo"-Bücher von Autorin Julia Donaldson und Zeichner Axel Scheffler haben, wie der Rezensent Tilman Spreckelsen schreibt, einen weltweiten "Siegeszug" angetreten. Nun stellt das Duo einen neuen Helden namens Flori Flunkerfisch vor. Der kommt zum Unterricht unter Wasser immer zu spät und hat stets spektakuläre, nur nicht sehr glaubwürdige Ausreden parat. Seine eigenen Geschichten, die - nach Art der Stillen Post verändert - zum Gemeingut des Meeres geworden sind, helfen ihm freilich, wieder nach Hause zu finden, als er einmal in einem Fischernetz gefangen und verschleppt wird. Als "bei aller Leichtigkeit ausgesprochen reifes Werk" preist Spreckelsen diesen Band, bemängelt allerdings die deutsche Übersetzung, deren Verse und Reime ihm nicht durchweg geglückt scheinen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Wurde Dichtung je schöner erklärt?« Die Welt »In dieses kunterbunte Bilderbuch lohnt es sich abzutauchen.« Kölnische Rundschau »Wieder hat sich Julia Donaldson ihren cleveren Reim gemacht, in Axel Schefflers schillernd buntem, kulleräugigen Ozean fühlst du dich gleich wie ein Fisch im Wasser.« Galler Tagblatt, Schweiz »Eine Hommage an die Macht der Fantasie von dem Erfolgsduo Axel Scheffler und Julia Donaldson.« bücher »Illustrator Axel Scheffler, bei "bookolino" zu Gast, entführt in eine originelle Unterwasserwelt, die die Geschichte zu einem fantastischen Schauerlebnis macht.« Kleine Zeitung, Graz »In Donaldson/Schefflers neuem Geniestreich taucht man nicht nur in blaue Fluten ab und bestaunt die Vielfalt der Fischarten, "Flunkerfisch" ist auch ein Loblied auf die Fantasie.« Lesart