Die Diskussion über die Folgen sexuellen Missbrauchs ist anfällig für voreilige Etikettierungen. Einerseits ist häufig die Rede von "Seelenmord" oder "lebenslangem Leid", auf der anderen Seite fühlen sich Betroffene mit ihren Belastungen nicht verstanden und ernst genommen, wenn sie sich auf die Suche nach Hilfe begeben. Im vorliegenden Buch wird - auf der Basis von Interviews mit Betroffenen und Helfern - eine systematische wissenschaftliche Bestandsaufnahme möglicher Folgen sexuellen Missbrauchs erarbeitet. Dabei wird besonders der prozesshafte Charakter der Belastungen betont. Je nach Lebensphase der Betroffenen verändern sich die Probleme, aber auch die Möglichkeiten zu deren Bewältigung. Deshalb ist es wichtig, dass sich Hilfesysteme auf die jeweils verfügbaren Ressourcen und Motivationen der Betroffenen einstellen. Formen der Hilfe müssen mit den jeweils bestehenden Bedarfen der Betroffenen korrespondieren. Ist eine Bewältigung sexualisierter Gewalterfahrungen möglich? Welche Rolle spielt dabei der Begriff des Traumas? Vor welchen Aufgaben stehen jene, die praktikable und wirkungsvolle Hilfen für Opfer sexualisierter Gewalt anbieten wollen? Dieses Buch liefert Orientierungen "aus erster Hand" und trägt somit zu einem zeitgemäßen Verständnis der Folgen sexualisierter Gewalt bei. Zudem bietet es eine Fülle von Anregungen für effektive Hilfen, die durchaus nicht allein auf dem Feld der Psychotherapie anzusiedeln sind.