Mit „Forderung“, so der Titel des neuen Romans von John Grisham, legt der Autor und ehemalige Rechtsanwalt einmal mehr den Finger in eine Wunde des amerikanischen Rechts- und Bildungssystems. Diesmal widmet er sich den profitorientierten „Private Law Schools“ (auf deutsche Verhältnisse übertragen
wären das sich selbst finanzierende Privatunis, an denen man ausschließlich Jura studieren…mehrMit „Forderung“, so der Titel des neuen Romans von John Grisham, legt der Autor und ehemalige Rechtsanwalt einmal mehr den Finger in eine Wunde des amerikanischen Rechts- und Bildungssystems. Diesmal widmet er sich den profitorientierten „Private Law Schools“ (auf deutsche Verhältnisse übertragen wären das sich selbst finanzierende Privatunis, an denen man ausschließlich Jura studieren kann).
In den Vereinigten Staaten ist der Anwaltsberuf für viele College-Absolventen erstrebenswert, winkt hier doch das große Geld durch Schadensersatzprozesse und Sammelklagen. Da aber die Aufnahmetests an den renommierten Universitäten hohe Anforderungen an die Kandidaten stellen und die Durchfallquoten hoch sind, weichen viele Studenten auf private Institute aus, deren Gebühren allerdings horrend sind, sodass am Ende des Studiums ein Schuldenberg in sechsstelliger auf die Berufsanfänger wartet. Aber um diesen abzutragen, muss zuerst einmal die Anwaltsprüfung bestanden und eine ordentlich bezahlte Stelle gefunden werden. Und diese sind äußerst rar.
Mark, Todd und Zola sind mit ihrem Studium an der „Foggy Bottom Law School“ genau in diese Falle getappt. Aufgeschreckt durch die akribischen Nachforschungen ihres Freundes Gordy (der wenig später Selbstmord verübt), entwickeln sie eine alternative Lösung für ihr Problem, nämlich das Praktizieren ohne Zulassung. Dass sie damit eine Straftat begehen, ist ihnen zwar bewusst, aber sie vertrauen darauf, dass sie nicht erwischt werden. Das Geschäft läuft, vor allem, als sie sich (im Namen ihrer fiktiven 1000 Mandanten) einer Sammelklage gegen ein betrügerisches Geldinstitut anschließen, an dem der Foggy Bottom Eigner auch beteiligt ist. Doch schlussendlich kommt alles ganz anders als geplant.
Wie so oft in John Grishams Romanen kämpft auch in „Forderung“ David gegen Goliath. Als Leser hofft man natürlich inständig, dass die drei Hochstapler möglichst ungeschoren davonkommen und dem arroganten, geschäftstüchtigen und schmierigen Eigner ein für alle Mal das Handwerk gelegt wird. Und genau diese Empfindungen sind dafür verantwortlich, dass man nach Möglichkeit das Buch in einem Rutsch lesen möchte.
„Forderung“ präsentiert sich spannend und unterhaltsam, aber wie von Grisham gewohnt, gibt es auch noch den einen oder anderen Seitenhieb gegen die realpolitischen Zustände in den Vereinigten Staaten. Das geht von launischen Bemerkungen zum allgegenwärtigen Lobbyismus, bis hin zu der detaillierten Beschreibung des Procedere bei der Abschiebung von Illegalen. Aber auch die Zustände in den Abschiebegefängnissen sind ein Thema und natürlich auch die damit zusammenhängende Aussage, dass auch diese ein lukratives Geschäft sind, weil sie privatisiert wurden. Je mehr Insassen, desto größer der Profit. Beschämend!
Mich hat der Roman nicht enttäuscht – im Gegenteil! Verglichen mit dem einen oder anderen Vorgänger, gehört „Forderung“ meiner Meinung nach definitiv zu den besten Büchern des Autors.