Lydia Davis wird in den USA gerühmt als 'eine unserer originellsten und einflussreichsten Autorinnen', eine Erzählerin mit ungewöhnlicher emotionaler Schärfe, formellem Einfallsreichtum und der Fähigkeit, uns genau dort festzuhalten, wo wir uns mental oder seelisch zu entgleiten drohen oder im Kreis gehen.Mit ihrer vierten Story-Sammlung Varieties of Disturbance, 2007, schrieb sich Lydia Davis endgültig in die Reihe der Klassiker der Moderne ein. Ihre Themen sind überaus vielfältig: von den Irritationen bei der Betrachtung eines Säuglings, über die Vorbereitungen, die Kafka für ein Abendessen mit Milena trifft, bis zur Untersuchung einer Reihe von Briefen einer Schulklasse aus dem Jahr 1952 an einen kranken Mitschüler. Sowohl alltäglich als auch ungemein überraschend sind diese Geschichten, unterschiedlichst in der Form, von einem sehr trockenen Witz; viele haben nur die Länge eines Satzes.Wem es in der Literatur um eine Erforschung des Denkens geht, um eine Erkundung unserer Phantasie- und Geistestätigkeiten, um den Imaginationsraum, den jedes Erzählen zu öffnen in der Lage sein sollte, für den sind die Geschichten von Lydia Davis Schatzkammern literarischer Erfindung. Nicht nur, dass sie alltagsneurotische Phantasien und Überlegungen in originellster Weise sprachlich dingfest machen - es sind auch raffinierte Kommentare zum Erzählen selbst, ob sie nun Kafka selbst sprechen lassen, Beckett neuschreiben oder unterschiedliche Proust-Übersetzungen auf ihre Alltagstauglichkeit überprüfen.'Geistreich, gewandt, ironisch, voller Understement und permanenter Überraschungen' (Joyce Carol Oates)'Umwerfend komisch, erschreckend, vom Feinsten. Davis ist eine Magierin in Sachen Selbst-Bewusstsein.' (Jonathan Franzen)'Raffinierte Stories mit hintergründigem Witz und von französischer Prägnanz.' (Jeffrey Eugenides)'Wonach sie trachtet, ist: Wahrheit.' (Dave Eggers)'Die beste Prosastilistin Amerikas.' (Rick Moody)'Ein in seiner Kombination von luzider Klarheit, aphoristischer Kürze, formaler Originalität, listiger Komik, metaphysischer Düsterkeit, philosophischer Stringenz und menschlicher Weisheit in der amerikanischen Literatur wohl einzigartiges Werk.' (New Yorker)
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Lydia Davis' Geschichten sind kurz, im Schnitt nur zweieinhalb Seiten lang, teilt Rezensent Lennart Laberenz mit. Er sieht in ihnen Momentaufnahmen des Alltags, "isolierte Gedankensplitter", die den Blick für so manche Absurdität unserer Lebenswelt schärfen. Davis konzentriert sich dabei stets auf die Handlungen ihrer Protagonisten, wie Laberenz beobachtet: Beschreibungen allgemein und Adjektive im Besonderen würden von ihr derart konsequent gemieden, dass eher der Eindruck von "protokollierten" als von erzählten Geschichten enstehe. Diese formale wie sprachliche Askese der Autorin gehört für den Kritiker zu ihren absoluten Stärken. Probleme hat Laberenz allerdings mit der von Klaus Hoffer besorgten Übersetzung. Sie nehme sich mitunter zu viele Freiheiten heraus, und selbst, wo sie korrekt sei, gingen so manche Zwischentöne und Seitenhiebe auf die amerikanische Alltagskultur verloren.
© Perlentaucher Medien GmbH
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