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Der vorliegende Band versammelt Beiträge zum Thema "Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation im Mittelalter" . Die Thematik wird sowohl anhand von Fallstudien als auch in systematisierenden Beiträgen für das Früh-, Hoch-und Spätmittelalter aufgegriffen. Im Zentrum der Betrachtung stehen dabei die verschiedensten Felder öffentlicher Kommunikation. Beschreibungen einschlägiger Interaktionen in Historiographie und Literatur sind ebenso berücksichtigt wie modernere Medien der Kommunikation. Mit der Frage nach den Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation betreten die Verfasser der…mehr

Produktbeschreibung
Der vorliegende Band versammelt Beiträge zum Thema "Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation im Mittelalter" . Die Thematik wird sowohl anhand von Fallstudien als auch in systematisierenden Beiträgen für das Früh-, Hoch-und Spätmittelalter aufgegriffen. Im Zentrum der Betrachtung stehen dabei die verschiedensten Felder öffentlicher Kommunikation. Beschreibungen einschlägiger Interaktionen in Historiographie und Literatur sind ebenso berücksichtigt wie modernere Medien der Kommunikation. Mit der Frage nach den Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation betreten die Verfasser der Beiträge in der historischen Mediävistik relatives Neuland. Das Mittelalter hat indes eine Kultur der Inszenierung, der "Performance" entwickelt, die modernen Menschen fremd ist und die sie eher negativ bewerten. Es gilt also zunächst zu verstehen, welche Leistung diese Kommunikation mittels Gesten, Gebärden und Ritualen erbrachte, die im Mittelalter weit vor dem verbalen Diskurs die öffentliche Kommunikation bestimmte. Es gab ein Arsenal von Zeichen für Über-wie für Unterordnung oder auch für Gleichrangigkeit. Dergestalt rituelle Kommunikation bewirkte eine stete Selbstvergewisserung der Beteiligten über ihre Beziehungen; sie begründete aber auch die Verpflichtung, sich dem Gezeigten gemäß zu verhalten, und trug so nicht unwesentlich zur Stabilisierung der Ordnungen bei. Zur Signalfunktion, die solch demonstratives Verhalten hatte, trat also eine Kontrollfunktion der Öffentlichkeit, die die Einhaltung des Gezeigten erwartete. Diese Öffentlichkeit rekrutierte sich aus den Mitgliedern der Führungsschichten selbst sowie aus ihren Vasallen und Gefolgsleuten. Insofern unterscheidet sie sich von dem, was wir unter moderner Öffentlichkeit verstehen, nicht unerheblich.

Inhalt:
Gerd Althoff: Zur Einführung.

Öffentliche Kommunikation im Frühund Hochmittelalter
Verena Epp: Rituale frühmittelalterlicher amicitia; Matthias Becher: Cum lacri-mis et gemitu. Vom Weinen der Sieger und Besiegten im frühen und hohen Mittelalter; Klaus Schreiner: Nudis pedibus. Barfüßigkeit als religiöses und politisches Ritual; Hermann Kamp: Die Macht der Zeichen und Gesten. Öffentliches Verhalten bei Dudo von Saint-Quentin; Gerd Althoff: Die Veränderbarkeit von Ritualen im Mittelalter; Knut Görich: Geld und honor. Friedrich Barbarossa in Italien; Timothy Reuter: Velle sibi fieri in forma hac. Symbolisches Handeln im Becketstreit; Dietmar Rieger: "E trait sos meillors omes ab un consel" . Emotion, Inszenierung und feudales "consilium" im Girart de Rousillon

Öffentliche Kommunikation im Spätmittelalter
Horst Wenzel: Öffentliches und nichtöffentliches Herrschaftshandeln; Karl-Heinz Spieß: Kommunikationsformen im Hochadel und am Königshof im Spätmittelalter; Werner Paravicini: Die zwölf "Magnificences" Karls des Kühnen; Dieter Mertens: Klosterreform als Kommunikationsereignis; Birgit Studt: Legationen als Instrumente päpstlicher Reform-und Kreuzzugspropaganda im 15. Jahrhundert.

Zusammenfassung:
I. Thomas Zotz; II. Peter Johanek.
Autorenporträt
Gerd Althoff promovierte 1974 an der Universität Münster; Habilitation 1981 an der Universität Freiburg/Br. Es folgten Professuren in Münster (1986), Gießen (1990), Bonn (1995) und Münster, wo er seit 1997 lehrt. Hinzu kommen Gastprofessuren in Berkeley/Cal. (1995)und Paris an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales (1998). Er ist Sprecher des Sonderforschungsbereichs 496 "Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur französischen Revolution" . Seine derzeitigen Forschungsschwerpunkte sind:Funktionsweisen vorstaatlicher Ordnungen; Konfliktführung und -beilegung im Früh-und Hochmittelalter; Rahmenbedingungen öffentlicher Kommunikation; Spielregeln der Politik.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Mediävistik ist gerade dabei, stellt Valentin Groebner zu Anfang seiner Rezension fest, sich als Medienwissenschaft neu zu erfinden und als solche Bögen bis in die Cybergegenwart zu schlagen. Und so ist es kein Wunder, dass sich im besprochenen Sammelband als zentrale Frage die "nach den Medien, den Inszenierungen und nach dem Zusammenspiel zwischen Ritual und Aufschreibesystemen" findet. So seltsam uns halbnackte Totschläger und die Unterwerfungsgeschenke an Barbarossa vorkommen mögen - es handelt sich dabei stets um "sorgfältig inszenierte politische Spektakel", und somit um im Prinzip vertraute Phänomene. Und noch vor dem Buchdruck gab es allenthalben "Medienwechsel", sei es in der raschen Verbreitung von Rundschreiben, in immer neuen Formen des Visuellen. Bei der Lektüre des Bandes wird einem schnell klar, so Groebner, was die herkömmliche Geschichtsschreibung des Mittelalters so alles "ignoriert" hat: "Querverbindungen zwischen Liturgie und Propaganda, das Verhältnis zwischen Performanz und Schrift, zwischen Körpern und Bildern."

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