Formosa, ein Text mit rätselhaftem, vieldeutigem Titel, präsentiert sich als vielschichtiges, formenreiches Gebilde: teils als fiktive Autobiographie gestaltet, ist es zugleich Roman, Familiensaga und Migrationserzählung. Unter diesem gemeinsamen Dach finden sich auch eingestreute Essays, Traumberichte, Dialogpassagen, Liebesgeschichten, kulturgeschichtliche Überlegungen und am Ende sogar ein humoristisches Glossar zu verwendeten jiddischen Ausdrücken. Dass seine Autorin ursprünglich als Lyrikerin begonnen hat, hört und sieht man auch ihren Prosatexten an. Sie sind ausgesprochen fragmentarisch, was im Fall einer Exilschriftstellerin nicht verwundert, deren Vita zum Zeitpunkt der fluchtartigen Ausreise aus ihrem Ursprungsland Argentinien 1976 einen nie mehr kittbaren Bruch erfahren hat. Wie bei ihren Vorfahren, die als Jüdinnen und Juden Anfang des 20. Jahrhunderts aus Osteuropa geflohen waren, sollte sich auch ihr eigener Lebensfaden nie mehr nahtlos zusammenknüpfen lassen, blieber doch unwiederbringlich in abgerissene lose Enden zerfasert, durchtrennt zwischen einem Davor und einem Danach des Exils, einem Diesseits und Jenseits des Atlantiks, zwischen Buenos Aires und Paris. "Ich habe immer an fragmentarische Literatur geglaubt, weil das Leben fragmentarisch ist. Und die Realität bricht immer unvorhergesehen ein", sagt Luisa Futoransky einmal in einem Interview.
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