Der theologische Diskurs bei Kant ist in ein philosophisches Gesamtkonzept als absolute Begründung integriert und funktioniert demzufolge nicht unabhängig von diesem. Von dieser These ausgehend, wird die Logik der Gedankenbewegung des theologischen Diskurses von der Gedankenbewegung des philosophischen Gesamtdiskurses her verständlich gemacht. Dabei zeigt sich, daß der Übergang von einer Affirmation der Existenz Gottes, so wie sie paradigmatisch im sogenannten ontotheologischen Argument formuliert wird, hin zur Affirmation Gottes als einem bloß subjektiven Vernunftbegriff später anzusetzen ist, als dies in der neueren Forschung gemeinhin angenommen wird. Es zeigt sich aber auch, daß die theologische Aussage, ungeachtet ihrer Transformationen, im Übergang von einer dogmatisch verfaßten Metaphysik zum kritizistischen Vernunftprogramm in ihrer Funktion als Begründungsinstanz bestehen bleibt. Von da aus ergibt sich ein wichtiger Hinweis für eine Neuinterpretation des Theologiekapitels der 'Kritik der reinen Vernunft'. Es bestätigt sich, daß die Entwicklungsgeschichte wesentliches zu einem vertieften Verständnis der Sachprobleme der 'Kritik der reinen Vernunft' beizutragen vermag.
'Das vorliegende Buch widmet sich besonders der Theologie, also der Gotteslehre des frühen Kant, wobei die Gottesbeweise im Vordergrund stehen [.] Dabei wird freilich immer wieder gezeigt, wie sehr das Gottdenken Kants in die Gesamtheit seines Denkens eingebunden ist [.] Der Verfasser hat m.E. aber auch gezeigt, daß der frühe Kant nicht nur als Vorstufe zum Kant der drei Kritiken zu interpretieren ist, sondern eine eigenständige philosophiegeschichtliche Größe darstellt, deren Theologie - unabhängig vom späten Kant - zu begegnen lohnt.' Günther Keil, Theologische Literaturzeitung