Als das, was die Schiffe und ihre Geschicke lenkt, verehrte man in der Antike fortuna gubernatrix: die Glücksgöttin am Ruder. Sobald ihr aber die Renaissance auch Insignien wie geblähte Segel und fallende Würfel verlieh, war die alte Schicksalsgottheit zur Galionsfigur neuzeitlicher Handels- und Entdeckungskunst geworden. Nun versinnbildlichte sie nautische Technologien und das Wissen um Zufall und Chance. Und fortan wurde fortuna di mare zum Terminus technicus für all jene Seegefahren, die einzukalkulieren aktives 'Risikohandeln' meint. In dieser Doppelperspektive von Bild und Begriff, Metapher und Medium erschließt die Studie das Meer als ein offenes Experimentierfeld zwischen Technik und Poetik, als einen Horizont unterschiedlichster Passagen zwischen Seefahrt und Literatur.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Burkhard Wolfs Habilitationsschrift "Fortuna die mare", in der er die vielen Fäden zwischen Literatur und Seefahrt aufzudröseln versucht, ist zwar in jener hochelaborierten Sprache geschrieben, die sich das deutsche Universitätswesen antut, dennoch ist sie so spannend, dass Rezensent Florian Welle ihr mehr Leser wünscht als ein paar versprengte Literaturwissenschaftler. Von Homers "Odyssee" bis zu den modernen Seefahrerromanen eines Melville oder Conrad schildert Wolf vor allem den Zusammenhang zwischen technischer Entwicklung und den Veränderungen des Themas in der Literaturwelt: während der Handel eine "Geschichte unablässiger Risikominimierung" forderte, blieb das Meer in der Literatur allerdings zumeist der "Ort des Unwägbaren schlechthin", erklärt der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Das über die Jahrhunderte entstandene Seemannsgarn ist endlos, es an einigen zentralen Stellen mit großer Sorgfalt aufgedröselt zu haben, ist das Verdienst von Burkhardt Wolf«. Florian Welle, Süddeutsche Zeitung