Michel Foucault überdachte in dem Maße, wie sein Werk wuchs, seine Vorgangsweise und Problemstellungen und brach immer wieder von Neuem mit seinen eigenen Paradigmen und Konzepten. Könnte man sein Werk also vielleicht als eine Abfolge von Brüchen und unerwarteten Wendungen sehen?Foucault beteiligte sich an politischen Bewegungen, die er in der Folge in Frage stellte. Er behauptete von sich, "Strukturalist" zu sein, nur um dies wenig später wieder zu verneinen. Er machte sich bisweilen über seine eigenen Werke lustig und nahm mit jeder neuen Arbeit eine Gegenposition zu sich selbst ein. Damit in Einklang steht auch seine Erklärung zur Frage, was es heißt, kreativ zu sein: Schöpferische Arbeit war für ihn untrennbar mit dem Willen verbunden, sich von sich selbst zu distanzieren. In diesem Band setzen sich Arlette Farge, Georges Didi-Huberman, Geoffroy de Lagasnerie und Leo Bersani mit dieser foucaultschen Haltung auseinander. Welchen Platz nimmt der Bruch in der philosophischen Arbeit Foucaults, in seinem Verhältnis zu politischen Bewegungen oder in seinem Leben ein? Inwiefern stellt der Bruch eine zentrale Analysekategorie dar, die hilft, das Werk Foucaults zu erfassen, und, darüber hinaus, das Kräftefeld des Denkens und emanzipatorische Wege der Politik immer wieder aufs Neue zu denken?