Analoge Fotografien begegnen uns im digitalen Zeitalter oft als Dinge, die - nachdem sie verwahrt, verloren oder sogar weggeworfen worden waren - (wieder-)gefunden werden. Die Faszination für solche gefundenen Fotos spiegelt sich auf markante Weise im zeitgenössischen Essay- und Dokumentarfilm wider. Found Foto-Filme sind eine seit der Jahrtausendwende neu entstandene essayistisch-dokumentarische Form: Filme, die mit hinterlassenen, geretteten oder gefundenen Konvoluten fotografischer Bilder arbeiten, diese sammeln, auswählen und in einen neuen Kontext stellen. Sie stehen in einem…mehr
Analoge Fotografien begegnen uns im digitalen Zeitalter oft als Dinge, die - nachdem sie verwahrt, verloren oder sogar weggeworfen worden waren - (wieder-)gefunden werden. Die Faszination für solche gefundenen Fotos spiegelt sich auf markante Weise im zeitgenössischen Essay- und Dokumentarfilm wider. Found Foto-Filme sind eine seit der Jahrtausendwende neu entstandene essayistisch-dokumentarische Form: Filme, die mit hinterlassenen, geretteten oder gefundenen Konvoluten fotografischer Bilder arbeiten, diese sammeln, auswählen und in einen neuen Kontext stellen. Sie stehen in einem Spannungsfeld zwischen populärer Ästhetisierung und Re-Auratisierung analoger Medien im Zuge der Digitalisierung sowie einer langen Tradition, die Materialität und Medialität von Film durch die Arbeit mit Fotografie und Found Footage filmisch zu reflektieren. Charlotte Praetorius erkundet solche Aneignungen analoger Fotos anhand eines Korpus internationaler Filme: Wie setzen sich die Filmemacher_innen zu den fotografischen Funden ins Verhältnis? Wie greifen die Erzählungen und die Erzählbarkeit von Fotografie und Geschichte ineinander? Wie wird das fotografische Material angeordnet und inszeniert? Und wie lassen sich die Verhältnisse zwischen verschiedenen Medien und Materialien fassen? Dabei geht es Praetorius auch darum, die Formen des dokumentarischen und essayistischen Films als ein Reflexionsmedium von (Medien-)Geschichte ernst zu nehmen und zugleich auch kritisch infrage zu stellen.
Charlotte Praetorius ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur der Stiftung Universität Hildesheim. Nach ihrem Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Romanistik in Frankfurt am Main und Lissabon war sie für verschiedene Filmfestivals tätig. Ihre Dissertation, die sich mit der Aneignung, Verwendung und Inszenierung gefundener fotografischer Materialien im zeitgenössischen Essay- und Dokumentarfilm befasst, wurde zunächst im Rahmen des Freiburger Graduiertenkollegs 'Faktuales und fiktionales Erzählen' (2015-2017) und im Anschluss mit einem Stipendium der Universität Hildesheim gefördert. Praetorius ist Trägerin des von einer Fachjury ausgelobten Nachwuchspreises des Büchner-Verlags 2021.
Inhaltsangabe
Einleitung Kapitel 1: Materialität und Re-Auratisierung. Über das Finden, Aneignen und Konservieren 1 Fund-Erzählungen 1.1 Der Zufalls-Fund 1.2 Der Archiv-Fund 1.3 Der assoziative Fund 2 Formen der Bild-Aneignung - Rettungen, Erbschaften, Zeugnisse 2.1 Tendenzen und Probleme zeitgenössischer Aneignungen 2.2 Aneignung als Rettung 2.3 Letzte Zeugnisse - Familiengeschichte retten und tradieren 2.4 Exkurs zur Debatte der Darstellbarkeit der Shoah anhand von Archivbildern 3 Auratisierung des Analogen 3.1 Analog vs. Digital 3.2 Rarität und Obsoleszenz 3.3 Formen der Insistenz: Aura und Nostalgie 4 Film als Archiv? - Über das Verhältnis von Archiv, Film und Recherche 4.1 Film und Archiv - Eine Gegenüberstellung 4.2 Film und Archiv - Differenzen 4.3 Recherche im Archiv - Archäologische Praxis und die 'Effekte des Wirklichen' Kapitel 2: Recherche, Historizität und Fiktion. Strategien der Narrativierung von fotografischem Material 1 Fotografische Erzählbarkeit 1.1 Recherche als Motiv 1.1.1 No pasarán, album souvenir 1.1.2 The Host 1.1.3 Finding Vivian Maier 1.2 Investigatives Erzählen und die Verwendung von Amateurmaterial 2 Verknüpfte Geschichte(n) 2.1 Geschichte und Film bei Kracauer 2.2 Zur Verknüpfung von Mikro- und Makrogeschichte 2.2.1 Mein Leben Teil 2 2.2.2 Printed Matter 2.2.3 Kirik Beyaz Laleler 2.2.4 Why Colonel Bunny Was Killed und The Host 2.3 Lückenhafte Erinnerung - Strategien der Inszenierung von Leerstellen und Vergessen 2.3.1 Ulysse 2.3.2 Printed Matter und The Host 2.3.3 Mein Leben Teil 2 und El tiempo suspendido 2.4 Wiederholung und Tradierung 2.4.1 Wiederkehr und Weitergabe der Geschichte 2.4.2 Reproduzierte Gesten 3 Dokumentation versus Fiktion 3.1 Archiv- und Amateurmaterial in der Filmgeschichte 3.1.1 La Jetée 3.1.2 Porträt einer Bewährung 3.2 Zeitgenössische Strategien der Fiktionalisierung 3.2.1 Amateurfotografie fiktionalisieren - A Story for the Modlins und A Company in Greece 3.3 Filmische Reflexionen über das Verhältnis von Realität und Fiktion 3.3.1 Kirik Beyaz Laleler 3.3.2 November 3.4 Film = Fiktion / Fotografie = Dokumentation? Kapitel 3: Mise en Scène. Anordnung, Positionierung und Inszenierung des fotografischen Materials 1 Formen der Anordnung 1.1 Hände und Dinge: Fotografien als Objekte 1.2 Montage und Collage: Stille Bilder in Bewegung 1.3 Orte und Daten: Verortung und Vergewisserung 2 Verfahren der Akzentuierung 2.2 Freeze Frame 2.1 Lupe 2.3 Ausschnitte und Oberflächen 3 Formen der Betrachtung 3.1 Kontemplation und Fixierung 3.2 Blickbeziehungen 4 Auditive Inszenierung 4.1 Kommentar 4.2 Musik und Geräusche 4.3 Stille 4.4 Auditive Motive 5 Ton versus Bild 5.1 Asynchronität 5.2 Inkongruenzen und Kontraste 6 Film als Album 6.1 Dispositiv Album 6.2 Nostalgie und Forschung - Das Album als Fragment, Referenz und Antiquität 6.3 Album versus Film - Differenzen Kapitel 4: Medien- und Materialverhältnisse im Essay- und Found Foto-Film 1 Kurzer Abriss zum Verhältnis von Film und Fotografie 1.1 Fotografie im frühen Dokumentarfilm - Bewegung versus Stillstand 1.1.1 Menschen am Sonntag 1.1.2 Drei Lieder über Lenin 1.2 Doppelte Melancholie 2 Effekte und Wirkung 2.1 Zeitebenen im Fotofilm 2.2 Der 'denkende Zuschauer' 2.3 Das punctum im Film 2.4 Fotografie als Unterbrechung 3 Materialverhältnisse und Zwischenräume 3.1 Materialitäten 3.2 Zwischenräume: Vom Zweifel zur Melancholie 3.3 Umbettung und Zirkulation am Beispiel von re-burial und poor images Fazit Filmverzeichnis Abbildungsverzeichnis Literaturverzeichnis Internetquellen Danksagung
Einleitung Kapitel 1: Materialität und Re-Auratisierung. Über das Finden, Aneignen und Konservieren 1 Fund-Erzählungen 1.1 Der Zufalls-Fund 1.2 Der Archiv-Fund 1.3 Der assoziative Fund 2 Formen der Bild-Aneignung - Rettungen, Erbschaften, Zeugnisse 2.1 Tendenzen und Probleme zeitgenössischer Aneignungen 2.2 Aneignung als Rettung 2.3 Letzte Zeugnisse - Familiengeschichte retten und tradieren 2.4 Exkurs zur Debatte der Darstellbarkeit der Shoah anhand von Archivbildern 3 Auratisierung des Analogen 3.1 Analog vs. Digital 3.2 Rarität und Obsoleszenz 3.3 Formen der Insistenz: Aura und Nostalgie 4 Film als Archiv? - Über das Verhältnis von Archiv, Film und Recherche 4.1 Film und Archiv - Eine Gegenüberstellung 4.2 Film und Archiv - Differenzen 4.3 Recherche im Archiv - Archäologische Praxis und die 'Effekte des Wirklichen' Kapitel 2: Recherche, Historizität und Fiktion. Strategien der Narrativierung von fotografischem Material 1 Fotografische Erzählbarkeit 1.1 Recherche als Motiv 1.1.1 No pasarán, album souvenir 1.1.2 The Host 1.1.3 Finding Vivian Maier 1.2 Investigatives Erzählen und die Verwendung von Amateurmaterial 2 Verknüpfte Geschichte(n) 2.1 Geschichte und Film bei Kracauer 2.2 Zur Verknüpfung von Mikro- und Makrogeschichte 2.2.1 Mein Leben Teil 2 2.2.2 Printed Matter 2.2.3 Kirik Beyaz Laleler 2.2.4 Why Colonel Bunny Was Killed und The Host 2.3 Lückenhafte Erinnerung - Strategien der Inszenierung von Leerstellen und Vergessen 2.3.1 Ulysse 2.3.2 Printed Matter und The Host 2.3.3 Mein Leben Teil 2 und El tiempo suspendido 2.4 Wiederholung und Tradierung 2.4.1 Wiederkehr und Weitergabe der Geschichte 2.4.2 Reproduzierte Gesten 3 Dokumentation versus Fiktion 3.1 Archiv- und Amateurmaterial in der Filmgeschichte 3.1.1 La Jetée 3.1.2 Porträt einer Bewährung 3.2 Zeitgenössische Strategien der Fiktionalisierung 3.2.1 Amateurfotografie fiktionalisieren - A Story for the Modlins und A Company in Greece 3.3 Filmische Reflexionen über das Verhältnis von Realität und Fiktion 3.3.1 Kirik Beyaz Laleler 3.3.2 November 3.4 Film = Fiktion / Fotografie = Dokumentation? Kapitel 3: Mise en Scène. Anordnung, Positionierung und Inszenierung des fotografischen Materials 1 Formen der Anordnung 1.1 Hände und Dinge: Fotografien als Objekte 1.2 Montage und Collage: Stille Bilder in Bewegung 1.3 Orte und Daten: Verortung und Vergewisserung 2 Verfahren der Akzentuierung 2.2 Freeze Frame 2.1 Lupe 2.3 Ausschnitte und Oberflächen 3 Formen der Betrachtung 3.1 Kontemplation und Fixierung 3.2 Blickbeziehungen 4 Auditive Inszenierung 4.1 Kommentar 4.2 Musik und Geräusche 4.3 Stille 4.4 Auditive Motive 5 Ton versus Bild 5.1 Asynchronität 5.2 Inkongruenzen und Kontraste 6 Film als Album 6.1 Dispositiv Album 6.2 Nostalgie und Forschung - Das Album als Fragment, Referenz und Antiquität 6.3 Album versus Film - Differenzen Kapitel 4: Medien- und Materialverhältnisse im Essay- und Found Foto-Film 1 Kurzer Abriss zum Verhältnis von Film und Fotografie 1.1 Fotografie im frühen Dokumentarfilm - Bewegung versus Stillstand 1.1.1 Menschen am Sonntag 1.1.2 Drei Lieder über Lenin 1.2 Doppelte Melancholie 2 Effekte und Wirkung 2.1 Zeitebenen im Fotofilm 2.2 Der 'denkende Zuschauer' 2.3 Das punctum im Film 2.4 Fotografie als Unterbrechung 3 Materialverhältnisse und Zwischenräume 3.1 Materialitäten 3.2 Zwischenräume: Vom Zweifel zur Melancholie 3.3 Umbettung und Zirkulation am Beispiel von re-burial und poor images Fazit Filmverzeichnis Abbildungsverzeichnis Literaturverzeichnis Internetquellen Danksagung
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