Hier liegen erstmals in deutscher Übersetzung und Kommentierung Fragmente zu Rhetorik, Poetik und Literaturwissenschaft vor. Von besonderem Interesse sind die Reste verlorener Dialoge in der literarischen Tradition Platons, einige davon lassen sich in Aufbau und Inhalt noch rekonstruieren; sie sind Zeugnisse der lebendigen Auseinandersetzung in der Platonischen Akademie und prägten das Aristoteles-Bild im Hellenismus, als die sog. Lehrschriften nicht in vollem Umfang zugänglich waren. Die zahlreichen Fragmente zur Erklärung der Epen Homers schließlich zeigen Aristoteles als Exegeten der Dichtung und Vorläufer der Alexandrinischen Homer-Philologie. Auch von den Gedichten des Aristoteles erhält man ein lebendiges Bild.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.02.2007Alles darf auf den Markt
Die Dialoge des Aristoteles sind verloren. Jetzt erschließt die deutsche Werkausgabe die Fragmente des Philosophen
Wie um seinen vielleicht bekanntesten Ausspruch – dass die Philosophie mit dem Staunen beginne – am eigenen Produkt zu veranschaulichen, hat der Philosoph Aristoteles ein Gesamtwerk vorgelegt, das selbst gewaltig staunen macht. Seine umfangreichen Schriften dokumentieren nicht weniger als eine systematische denkerische und beschreibende Erschließung der Welt. Die Texte, vielfach wahrhafte Pionierleistungen, behandeln Logik und Ontologie, Politik und Ethik, Rhetorik und Poetik, Physik und Zoologie, und vieles mehr. Schon manches einzelne dieser Werke des Aristoteles hat das abendländische Denken maßgeblich geprägt, vom Begriff der Substanz bis zur Verfassungslehre.
So könnte man es sagen. Nur dass da ein Wörtchen, recht besehen, irreführend ist: Wenn man behauptet, Aristoteles habe seine Abhandlungen „vorgelegt”, so läuft man Gefahr, damit Vorstellungen der neuzeitlichen Publikationspraxis hervorzurufen, die hier ganz unpassend sind. Denn Aristoteles hat die „Metaphysik” und all die anderen heute bekannten Schriften überhaupt nicht für die Öffentlichkeit bestimmt – sondern nur für den Lehrbetrieb in seiner eigenen Philosophenschule in Athen. Deswegen nennt man sie auch die „esoterischen” Schriften, gemeint im technischen Sinne: also nicht etwa, weil sie als raunend-schwärmerische Geheimschriften daherkämen, sondern weil sie nur für den „inneren” Gebrauch vorgesehen waren. Diese Zielgruppe merkt man den Texten auch oft an: Über lange Strecken hin sind sie schwierig zu lesen, voraussetzungsreich und ohne jene literarische Geschmeidigkeit, die viele Schriften Platons, des Lehrers des Aristoteles, auszeichnet. Unser Aristoteles besteht eher aus Vorlesungsskripten denn aus Büchern; in ihnen zählt der Stoff, nicht die Form – um es mit einem jener gängigen Begriffspaare auszudrücken, die wir von Aristoteles haben.
Schuld daran ist der Zufall der Überlieferungsgeschichte, der es wollte, dass im ersten Jahrhundert vor Christus der Aristoteliker Andronikos von Rhodos eine Aristoteles-Ausgabe veranstaltete, die nur diese „esoterischen” Schulschriften enthielt. Diese Edition bestimmte den Gang der Dinge. Und sie blendete aus, dass Aristoteles selbst eine ganze Reihe von weiteren Schriften für den öffentlichen Buchmarkt verfasst hatte, den es im vierten Jahrhundert vor Christus in Athen schon gab.
Diese populärer ausgerichteten Werke – darunter etwa der berühmte „Protreptikós”, eine Werbeschrift für die Beschäftigung mit der Philosophie – nennt der Philosoph in den Lehrschriften selbst die „exoterischen” Schriften, also die für „draußen” bestimmten. Noch der Römer Cicero kannte seinen Aristoteles vor allem aus diesen publizierten Texten. Aber spätestens in der Spätantike verlieren sich ihre Spuren, und heute sind sie verloren, bis auf wenige Bruchstücke, die man den Referaten und Zitaten späterer Schriftsteller entnommen hat. Ein besonders interessanter Teil dieser Fragmente – zur Philosophie, Rhetorik und Dichtung – ist jetzt erstmals in einer wissenschaftlichen Ausgabe mit zuverlässigen deutschen Übersetzungen und Kommentaren zusammengeführt worden. Der vorzügliche und reichhaltige Band erscheint in der groß angelegten deutschen Aristoteles-Ausgabe, die von Ernst Grumach begründet wurde und von dem Münchner Emeritus Hellmut Flashar herausgegeben wird. 25 Teilbände sind inzwischen auf dem Markt. Flashar, heute Ende siebzig, ist seit Jahrzehnten einer der weltweit anerkannten Aristoteles-Forscher, und er hat selbst zu dem neuen Band substantiell beigetragen.
Mit seiner Kommentierung der philosophischen Fragmente macht Hellmut Flashar ein weiteres Mal eindrucksvoll glaubhaft, dass die einst beliebte Rekonstruktion einer Entwicklung im Denken des Aristoteles nicht haltbar ist. Diese Entwicklungsgeschichte, vertreten vor allem von Werner Jaeger, hatte gemeint, einen frühen, dem Lehrer gedanklich näher stehenden Aristoteles von dem späteren, platon-kritischen Denker unterscheiden zu können.
Demgegenüber zeigt Flashar, wie Aristoteles nicht lange nach seinem Eintritt in Platons Akademie im Jahr 367 (da war er siebzehn) in eine disputierende und alsbald auch schriftstellerische Konkurrenz mit Platon trat. Schon zu Lebzeiten Platons hat Aristoteles nicht nur Abhandlungen mit einer Stimme, sondern auch eine ganze Reihe von mehrstimmigen philosophischen Dialogen geschrieben, wie sein Lehrer – in der Dialog-Tradition, wie sie von allen Nachfolgern des nicht schreibenden Sokrates gepflegt wurde. Aristoteles’ verlorene Dialoge, rechnet Flashar vor, nahmen etwa ein Drittel des Gesamtwerks Platons ein; eine Textmenge, die immerhin 12 bis 15 Prozent von Aristoteles’ eigenem Oeuvre ausmachte.
Die Reste davon sind ziemlich spärlich, aber doch aufschlussreich genug. Anders als Platon ist Aristoteles in seinen Dialogen, wahrscheinlich als erster in diesem Genre, mehrmals selbst als Gesprächspartner aufgetreten. Das ist selbstbewusst und offenbart eine veränderte Einstellung zum philosophischen Schreiben: ohne Maske und Ironie. Die Dialoge, wie der „Eudemos” (über das Problem der Seele) oder „Über die Gerechtigkeit” (eine Auseinandersetzung mit Platons „Staat” in vier Büchern), waren offenbar nicht als Schlagabtausch von Frage und Antwort, sondern eher als Wechsel längerer zusammenhängender Beiträge gestaltet.
Da die Autoren, aus denen die Fragmente stammen, oft dem Neuplatonismus verpflichtet und somit vor allem an systematischen Zusammenhängen im Denken von Platon und Aristoteles interessiert sind, haben wir über die literarische Gestaltung recht wenige Nachrichten; aber was wir haben, deutet hin auf mehr Nüchternheit und Trockenheit als bei Platon, aber auch mehr Farbigkeit und Lebendigkeit als in Aristoteles’ eigenen Lehrschriften. Beispielsweise wurde im „Eudemos” das Leib-Seele-Problem mit folgendem drastischen Vergleich illustriert: „Wie man nämlich berichtet, dass die in Tyrrhenien Gefangenen des öfteren gefoltert werden, indem Leichname an die Lebenden gebunden würden, so dass Gesicht gegen Gesicht und jeder Körperteil zu dem jeweils gleichen zusammengefügt wird, so scheint auch die Seele gemartert und angeleimt zu sein an allen wahrnehmbaren Gliedern des Körpers.”
Die literarischen Unterschiede zu Platon betreffen nicht bloß die äußere Darstellung, sondern den Kern der philosophischen Überzeugungen. Ist bei Platon die Form des Dialogs eng mit seiner Auffassung vom richtigen Philosophieren verbunden, und rückte er offenbar entscheidende Lehren der späteren Ideenlehre in die Sphäre außerhalb der Schriftlichkeit, so kennt Aristoteles solche Skrupel nicht: „Es gibt bei Aristoteles nichts, was von diskursiver und schriftlicher Mitteilung ausgeschlossen wäre”, so Flashar. Und das gilt natürlich auch für die Kritik an Platons Ideenlehre selbst, der Aristoteles in den verlorenen Schriften „Über die Philosophie” und „Über Ideen” einigen Raum gab. Im ersteren Werk formulierte er sein ganz eigenes Höhlengleichnis, dem jede transzendentale Schattenwirtschaft abgeht.
Dieser neue Band hält in zugänglicher Form manche Entdeckungen bereit, darunter auch die Beiträge zur Homer-Auslegung. Es ist sehr reizvoll, sich daraus seinen eigenen „exoterischen” Aristoteles zusammenzusetzen. JOHAN SCHLOEMANN
ARISTOTELES: Fragmente zu Philosophie, Rhetorik, Poetik, Dichtung. Übersetzt und erläutert von Hellmut Flashar, Uwe Dubielzig und Barbara Breitenberger. Werke in deutscher Übersetzung, hrsg. v. Hellmut Flashar, Band 20, Teil I. Akademie Verlag, Berlin 2007. 448 Seiten, 59,80 Euro.
Wir haben nicht den ganzen Aristoteles, sondern „nur” die Schulschriften. Von den übrigen Werken sind aber Bruchstücke erhalten. Foto: Bettmann/Corbis; Collage: sted/SZ
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Die Dialoge des Aristoteles sind verloren. Jetzt erschließt die deutsche Werkausgabe die Fragmente des Philosophen
Wie um seinen vielleicht bekanntesten Ausspruch – dass die Philosophie mit dem Staunen beginne – am eigenen Produkt zu veranschaulichen, hat der Philosoph Aristoteles ein Gesamtwerk vorgelegt, das selbst gewaltig staunen macht. Seine umfangreichen Schriften dokumentieren nicht weniger als eine systematische denkerische und beschreibende Erschließung der Welt. Die Texte, vielfach wahrhafte Pionierleistungen, behandeln Logik und Ontologie, Politik und Ethik, Rhetorik und Poetik, Physik und Zoologie, und vieles mehr. Schon manches einzelne dieser Werke des Aristoteles hat das abendländische Denken maßgeblich geprägt, vom Begriff der Substanz bis zur Verfassungslehre.
So könnte man es sagen. Nur dass da ein Wörtchen, recht besehen, irreführend ist: Wenn man behauptet, Aristoteles habe seine Abhandlungen „vorgelegt”, so läuft man Gefahr, damit Vorstellungen der neuzeitlichen Publikationspraxis hervorzurufen, die hier ganz unpassend sind. Denn Aristoteles hat die „Metaphysik” und all die anderen heute bekannten Schriften überhaupt nicht für die Öffentlichkeit bestimmt – sondern nur für den Lehrbetrieb in seiner eigenen Philosophenschule in Athen. Deswegen nennt man sie auch die „esoterischen” Schriften, gemeint im technischen Sinne: also nicht etwa, weil sie als raunend-schwärmerische Geheimschriften daherkämen, sondern weil sie nur für den „inneren” Gebrauch vorgesehen waren. Diese Zielgruppe merkt man den Texten auch oft an: Über lange Strecken hin sind sie schwierig zu lesen, voraussetzungsreich und ohne jene literarische Geschmeidigkeit, die viele Schriften Platons, des Lehrers des Aristoteles, auszeichnet. Unser Aristoteles besteht eher aus Vorlesungsskripten denn aus Büchern; in ihnen zählt der Stoff, nicht die Form – um es mit einem jener gängigen Begriffspaare auszudrücken, die wir von Aristoteles haben.
Schuld daran ist der Zufall der Überlieferungsgeschichte, der es wollte, dass im ersten Jahrhundert vor Christus der Aristoteliker Andronikos von Rhodos eine Aristoteles-Ausgabe veranstaltete, die nur diese „esoterischen” Schulschriften enthielt. Diese Edition bestimmte den Gang der Dinge. Und sie blendete aus, dass Aristoteles selbst eine ganze Reihe von weiteren Schriften für den öffentlichen Buchmarkt verfasst hatte, den es im vierten Jahrhundert vor Christus in Athen schon gab.
Diese populärer ausgerichteten Werke – darunter etwa der berühmte „Protreptikós”, eine Werbeschrift für die Beschäftigung mit der Philosophie – nennt der Philosoph in den Lehrschriften selbst die „exoterischen” Schriften, also die für „draußen” bestimmten. Noch der Römer Cicero kannte seinen Aristoteles vor allem aus diesen publizierten Texten. Aber spätestens in der Spätantike verlieren sich ihre Spuren, und heute sind sie verloren, bis auf wenige Bruchstücke, die man den Referaten und Zitaten späterer Schriftsteller entnommen hat. Ein besonders interessanter Teil dieser Fragmente – zur Philosophie, Rhetorik und Dichtung – ist jetzt erstmals in einer wissenschaftlichen Ausgabe mit zuverlässigen deutschen Übersetzungen und Kommentaren zusammengeführt worden. Der vorzügliche und reichhaltige Band erscheint in der groß angelegten deutschen Aristoteles-Ausgabe, die von Ernst Grumach begründet wurde und von dem Münchner Emeritus Hellmut Flashar herausgegeben wird. 25 Teilbände sind inzwischen auf dem Markt. Flashar, heute Ende siebzig, ist seit Jahrzehnten einer der weltweit anerkannten Aristoteles-Forscher, und er hat selbst zu dem neuen Band substantiell beigetragen.
Mit seiner Kommentierung der philosophischen Fragmente macht Hellmut Flashar ein weiteres Mal eindrucksvoll glaubhaft, dass die einst beliebte Rekonstruktion einer Entwicklung im Denken des Aristoteles nicht haltbar ist. Diese Entwicklungsgeschichte, vertreten vor allem von Werner Jaeger, hatte gemeint, einen frühen, dem Lehrer gedanklich näher stehenden Aristoteles von dem späteren, platon-kritischen Denker unterscheiden zu können.
Demgegenüber zeigt Flashar, wie Aristoteles nicht lange nach seinem Eintritt in Platons Akademie im Jahr 367 (da war er siebzehn) in eine disputierende und alsbald auch schriftstellerische Konkurrenz mit Platon trat. Schon zu Lebzeiten Platons hat Aristoteles nicht nur Abhandlungen mit einer Stimme, sondern auch eine ganze Reihe von mehrstimmigen philosophischen Dialogen geschrieben, wie sein Lehrer – in der Dialog-Tradition, wie sie von allen Nachfolgern des nicht schreibenden Sokrates gepflegt wurde. Aristoteles’ verlorene Dialoge, rechnet Flashar vor, nahmen etwa ein Drittel des Gesamtwerks Platons ein; eine Textmenge, die immerhin 12 bis 15 Prozent von Aristoteles’ eigenem Oeuvre ausmachte.
Die Reste davon sind ziemlich spärlich, aber doch aufschlussreich genug. Anders als Platon ist Aristoteles in seinen Dialogen, wahrscheinlich als erster in diesem Genre, mehrmals selbst als Gesprächspartner aufgetreten. Das ist selbstbewusst und offenbart eine veränderte Einstellung zum philosophischen Schreiben: ohne Maske und Ironie. Die Dialoge, wie der „Eudemos” (über das Problem der Seele) oder „Über die Gerechtigkeit” (eine Auseinandersetzung mit Platons „Staat” in vier Büchern), waren offenbar nicht als Schlagabtausch von Frage und Antwort, sondern eher als Wechsel längerer zusammenhängender Beiträge gestaltet.
Da die Autoren, aus denen die Fragmente stammen, oft dem Neuplatonismus verpflichtet und somit vor allem an systematischen Zusammenhängen im Denken von Platon und Aristoteles interessiert sind, haben wir über die literarische Gestaltung recht wenige Nachrichten; aber was wir haben, deutet hin auf mehr Nüchternheit und Trockenheit als bei Platon, aber auch mehr Farbigkeit und Lebendigkeit als in Aristoteles’ eigenen Lehrschriften. Beispielsweise wurde im „Eudemos” das Leib-Seele-Problem mit folgendem drastischen Vergleich illustriert: „Wie man nämlich berichtet, dass die in Tyrrhenien Gefangenen des öfteren gefoltert werden, indem Leichname an die Lebenden gebunden würden, so dass Gesicht gegen Gesicht und jeder Körperteil zu dem jeweils gleichen zusammengefügt wird, so scheint auch die Seele gemartert und angeleimt zu sein an allen wahrnehmbaren Gliedern des Körpers.”
Die literarischen Unterschiede zu Platon betreffen nicht bloß die äußere Darstellung, sondern den Kern der philosophischen Überzeugungen. Ist bei Platon die Form des Dialogs eng mit seiner Auffassung vom richtigen Philosophieren verbunden, und rückte er offenbar entscheidende Lehren der späteren Ideenlehre in die Sphäre außerhalb der Schriftlichkeit, so kennt Aristoteles solche Skrupel nicht: „Es gibt bei Aristoteles nichts, was von diskursiver und schriftlicher Mitteilung ausgeschlossen wäre”, so Flashar. Und das gilt natürlich auch für die Kritik an Platons Ideenlehre selbst, der Aristoteles in den verlorenen Schriften „Über die Philosophie” und „Über Ideen” einigen Raum gab. Im ersteren Werk formulierte er sein ganz eigenes Höhlengleichnis, dem jede transzendentale Schattenwirtschaft abgeht.
Dieser neue Band hält in zugänglicher Form manche Entdeckungen bereit, darunter auch die Beiträge zur Homer-Auslegung. Es ist sehr reizvoll, sich daraus seinen eigenen „exoterischen” Aristoteles zusammenzusetzen. JOHAN SCHLOEMANN
ARISTOTELES: Fragmente zu Philosophie, Rhetorik, Poetik, Dichtung. Übersetzt und erläutert von Hellmut Flashar, Uwe Dubielzig und Barbara Breitenberger. Werke in deutscher Übersetzung, hrsg. v. Hellmut Flashar, Band 20, Teil I. Akademie Verlag, Berlin 2007. 448 Seiten, 59,80 Euro.
Wir haben nicht den ganzen Aristoteles, sondern „nur” die Schulschriften. Von den übrigen Werken sind aber Bruchstücke erhalten. Foto: Bettmann/Corbis; Collage: sted/SZ
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Richtig dankbar ist Johan Schloemann dem Herausgeber Hellmut Flashar für seine Arbeit am 20. Band der deutschen Aristoteles-Ausgabe. Die erstmalige wissenschaftliche Herausgabe der Fragmente zur Philosophie, Rhetorik und Dichtung erscheint ihm wertvoll nicht zuletzt, weil sie ihm einmal mehr die Unhaltbarkeit der "Rekonstruktion einer Entwicklung im Denken des Aristoteles" vor Augen führt und die Unterschiede der literarischen Gestaltung innerhalb des Werkes des Aristoteles aber auch zum Werk Platons verdeutlicht. Der "zugängliche" Text ermöglicht dem Rezensenten so manche Entdeckung, die ihm zu einem neuen, "exoterischen" Aristoteles-Bild verhilft.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein besonders interessanter Teil dieser Fragmente [des Aristoteles] ist jetzt erstmals in einer wissenschaftlichen Ausgabe mit zuverlässigen deutschen Übersetzungen und Kommentaren zusammengeführt worden. [...]. Dieser neue Band hält in zugänglicher Form manche Entdeckungen bereit, darunter auch die Beiträge zur Homer-Auslegung. Es ist sehr reizvoll, sich daraus seinen eigenen 'exoterischen' Aristoteles zusammenzusetzen." Johan Schloemann in: Süddeutsche Zeitung (Nr. 27, 2. Februar 2007) "[...] die vorliegenden, aus dem Umfeld der platonischen Akademie überlieferten Fragmente erfüllen jenes Kriterium, mit dem Aristoteles zufolge die Philosophie in die Welt kommt: Sie machen staunen. Zum einen, weil sie ein Gefühl dafür vermitteln, wie lebendig und im besten Sinne radikal die Auseinandersetzung zwischen Lehrern und Schülern an der Akademie gewesen sein muss. Zum anderen, weil die erhaltenen und in diesem großartigen Band versammelten Reste der verlorenen Dialoge in platonischer Tradition mehr als nur eine Ahnung davon geben, wie viel das Geistesleben der Gegenwart antiker Rhetorik und Logik verdankt." Hendrik Werner in: Die Welt (19.Februar 2007)