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Die erste offizielle Biografie, autorisiert von Paul von Schell, dem Witwer Hildegard Knefs - pünktlich zum Filmstart Hilde mit Heike Makatsch in der Hauptrolle.
Als sie 1981 gefragt wurde, ob sie das Archiv von Hildegard Knef ordnen könne, musste Petra Roek, immer schon ein Fan, nicht lange überlegen. Aus den sechs geplanten Wochen wurden 21 Jahre, in denen sich eine intensive Freundschaft zwischen den beiden Frauen entwickelte. Hildegard Knef ließ Petra Roek in ungezählten Tag- und Nachtstunden an ihren Erinnerungen teilnehmen Erinnerungen an den Krieg, ihre Kindheit, ihre Ehen und…mehr

Produktbeschreibung
Die erste offizielle Biografie, autorisiert von Paul von Schell, dem Witwer Hildegard Knefs - pünktlich zum Filmstart Hilde mit Heike Makatsch in der Hauptrolle.
Als sie 1981 gefragt wurde, ob sie das Archiv von Hildegard Knef ordnen könne, musste Petra Roek, immer schon ein Fan, nicht lange überlegen. Aus den sechs geplanten Wochen wurden 21 Jahre, in denen sich eine intensive Freundschaft zwischen den beiden Frauen entwickelte. Hildegard Knef ließ Petra Roek in ungezählten Tag- und Nachtstunden an ihren Erinnerungen teilnehmen Erinnerungen an den Krieg, ihre Kindheit, ihre Ehen und Beziehungen zu Männern, sie erzählte von ihren Freunden und Feinden, ihren Ängsten und Träumen...
Autorenporträt
Petra Roek, geboren 1951, verheiratet, eine Tochter, ist Diplom-Verwaltungswirtin und lebt in Berlin. Mit Hildegard Knef, die sie Anfang der 1980er Jahre kennenlernte, verband sie eine innige Freundschaft bis zu deren Tod.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2009

Unterm Brustbein tickt die Nacht

Petra Roeks Biographie der Hildegard Knef wirft verstohlene Blicke hinter die Masken der Künstlerin und Frau, rührt aber nicht an die wesentlichen Fragen.

Außerhalb ihrer Rollen enttäuschen darstellende Künstler. Wann erleben wir schon einen Glücksfall wie Sean Penn, der in der vergangenen Sonntagnacht den Oscar als bester Hauptdarsteller dazu nutzte, in seiner Dankesrede so couragiert wie der von ihm dargestellte Harvey Milk für die Rechte der Schwulen einzutreten? Ob Hollywood oder irgendein Provinztheater Deutschlands - die Regel sind tränenreiche, unfreiwillig oder kalkuliert hilflos gestammelte Dankestiraden an Ehepartner und Eltern, Kinder, Regisseure und Produzenten: Durchschnittsmenschen, die außerhalb der Rollenschablonen von wortgewaltigen Lears oder Medeas zu mundfaulen Muffeln oder stotternden Nervenbündeln werden.

Sich selbst derart bloßzustellen wäre Hildegard Knef nicht passiert. Wir alle haben sie aus zahllosen Talkshows und Dokumentarfilmen, aus ihren Büchern und Artikeln als zwar nervöse, aber wortgewandte, häufig ironische, ebenso oft bierernste, gelegentlich humorvolle, immer aber entschlossene Vertreterin ihrer selbst in Erinnerung. Ihre Autobiographie, der "Geschenkte Gaul", hat weitab vom Rummel, den sie 1970 als Millionenseller auslöste, bleibenden Wert als Zeugnis einer Generation, der das "Dritte Reich" Jugend, Würde und Selbstvertrauen raubte und dann das Wirtschaftswunder als Ersatz Wohlstand und so ängstliche wie selbstzufriedene Spießigkeit bescherte.

Erschütternd und gnadenlos ehrlich liest sich dieser "Bericht aus einem Leben", dem das Kunststück gelingt, die Ausnahmesituation einer Künstlerin samt Liebes- und Karrierewirren mit dem Alltag irgendeiner jungen deutschen Frau zwischen Krieg und Frieden, Schuldgefühlen und Überlebensglück zu verbinden. Dass Hildegard Knef, wie Petra Roek in ihrer Biographie andeutet, Fiktives in ihren Bericht schrieb, Gehörtes mit Erlebtem mischte und einiges im Dunkeln ließ, ist bekannt. Es macht die Memoiren nicht weniger ergreifend. Was dagegen an Petra Roeks - rechtzeitig als Buch zum Makatsch-Film erschienenem - Band ein schales Gefühl hinterlässt, sind die Bemühungen der Verfasserin, einer späten Freundin und Archivarin der Knef, Widersprüche im Charakter der Knef aufzuzeigen, um sie im selben Moment zu verharmlosen.

"Sie nahm mit der größten Selbstverständlichkeit (. . .), gab aber nichts zurück. All ihre Gedanken kreisten ausschließlich um ihr eigenes Fortkommen und ihr persönliches Wohlergehen." So beschrieb Maria Milde, eine ehemalige Mitschülerin auf der Schauspielschule, die junge Hildegard Knef. Die wiederum reagierte bei einem Wiedersehen Jahre später demonstrativ spröde. Auch Marlene Dietrich, Freundin Hildegard Knefs seit deren Broadway-Triumph in "Silk Stokings", wurde von ihr abserviert, weil sie es gewagt hatte, die Knef vor einem als Welttournee angekündigten und bald floppenden Comeback-Versuch als Chansonniere zu warnen. Kollegen, Agenten, Freunde - alle konnten heute in der Gunst des Stars stehen und morgen fallengelassen werden. Bedingungslose Gefolgschaft, wenn sie sich nicht umgekehrt vermeintlichen oder wirklichen Koryphäen regelrecht unterwarf, suchte nicht nur die Künstlerin, sondern auch die Frau. Petra Roek zitiert die Selbstzweifel Hildegard Knefs, ihre Reue gegenüber ihren Ehemännern und Liebhabern, deren Geduld und Loyalität sie zwanghaft überforderte.

Doch wie die Porträtierte beschränkt sich auch die Biographin auf kurze folgenlose Bekenntnisse. Wurzeln die Gier der Knef nach Selbstaufgabe ihrer Partner, ihr übersteigertes Bedürfnis nach Roben und Schminke, ihre Schönheitsoperationen und zahllosen Krankheiten, ihre Erfolgssucht, ihre Egozentrik und die lebenslange Unstetigkeit in einer Kindheit als Halbwaise, die in der krankhaften Furcht davor lebte, ihre Mutter zu verlieren, hinter dem Halbbruder zurückzustehen und dem Stiefvater nichts wert zu sein? Woher wuchs ihr, die trotz Millionenschulden auch beim Dreh winziger Nebenrollen in Luxushotels residierte, der Wirklichkeitssinn zu, in der Verfilmung von Falladas "Jeder stirbt für sich allein" die erschütternde Studie einer Proletarierin und im Film nach Henry Jaegers "Festung" die einer hörig liebenden Durchschnittsfrau zu liefern? Warum waren ihre selbstgetexteten Chansons in den sechziger Jahren so ergreifend und die der siebziger und achtziger so peinlich verquast? War die Autorin Knef Marcuse-Schülerin, oder spielte sie sie nur? Wann war sie Hemingway, wann Simmel?

Eines macht Petra Roek klar: Hildegard Knef muss von Kopf bis Fuß eiserner Wille gewesen sein: vom Kind, das sich selbst Verletzungen zufügte, um die Zuwendung der Mutter zu erzwingen, bis zur Schauspielerin und Sängerin, die ohne mit der Wimper zu zucken mit vereitertem Blinddarm auf die Bühne und vor die Kamera ging oder ihre Tablettensucht für die Dauer eines wichtigen Engagements außer Kraft setzte. Auch in dieser Sucht zu funktionieren ist sie, bis hin zu den Zusammenbrüchen, mit denen sie ihre selbstgewählte Fron bezahlte, exemplarisch für ihre Generation.

Was der Text schuldig bleibt, glaubt man manchmal in den Bildern dieser Biographie zu erkennen. Sie bezeugen den Werdegang einer Frau, die rührend und faszinierend zwischen Selbststilisierung und Selbstzerstörung, Verrätselung und Exhibitionismus schwankt. Aufnahmen der Nachkriegsjahre zeigen eine erschreckend zarte junge Frau mit Kinderstirn, Porzellanteint und fragenden Augen. Hollywood macht daraus eine blonde Sirene, sie selbst, zurück in Deutschland, eine bis zur Grenze des Lächerlichen demonstrativ Verruchte. Dann die legendäre Gazellengestalt der Chansonniere mit blonder Mähne und Dreifachlagen künstlicher Wimpern, gefolgt von der Versteinerung zum Denkmal ihrer selbst, das erst und endlich durch die Gelassenheit der alten Dame seine Starre ablegte.

Länger betrachtet lassen auch die raffiniertesten Schminkbilder Züge jener Charakterspielerin erkennen, deren Können zu oft unerkannt oder unbeachtet blieb. Meist ist es der unfreiwillig gehetzte, trostlose Blick, der den Posen und Masken widerspricht. Er erinnert an "Der Tag holt Luft", eines der bewegendsten selbstverfassten Chansons der Knef: "In unbekannte Richtung laufen Nerven, zwischen Hals und einem Brustbein tickt die Nacht. Anspruchslos das Graue hinter Fenstern, fünf schlug's irgendwo, dann sieben und auch acht." Es mag das Grauen vor dieser lähmenden Lebensleere gewesen sein, das Hildegard Knef trieb. Wir kennen es alle. Deshalb ist uns die Künstlerin so bedeutend gewesen und bleibt es. Den Blick hinter ihre Maske, zumindest den verstohlenen dieses zimperlichen Buchs, wollen wir vergessen.

DIETER BARTETZKO

Petra Roek: ",Fragt nicht, warum!'" Hildegard Knef. Die Biografie. edel edition, Hamburg 2009. 336 S., Abb., geb., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dieter Bartetzko möchte über diese Biografie am liebsten das Mäntelchen des Vergessens ausgebreitet sehen, denn die Autorin Petra Roek, Freundin und Archivarin von Hildegard Knef, bohrt ihm nicht tief genug. Zwar verschließe auch die Biografin nicht gänzlich die Augen vor den Schwächen ihrer Protagonistin, räumt der Rezensent ein. Doch statt nach den Gründen für die "Widersprüche" im Charakter der von Bartetzko ganz offensichtlich verehrten Schauspielerin und Chansonniere zu fragen, spielt die Autorin sie herunter oder belässt es bei "folgenlosen Bekenntnissen" beschwert sich der Rezensent. Lediglich in den dem Band beigegebenen Fotos vermag er deshalb die Ambivalenzen der Knef zu entdecken, weshalb er die Biografie enttäuscht wieder zuklappt.

© Perlentaucher Medien GmbH