Francesco Bianchini avancierte unter Papst Clemens XI. zu einem erfolgreichen Höfling und päpstlichen Kurialbeamten. Auch als Wissenschaftler agierte er in einem weiten internationalen Radius. Eine Fülle bislang unbeachteter Handzeichnungen erlaubt es nun erstmals, sein Projekt eines Museo Ecclesiastico (1703 1710) für den Vatikan zu rekonstruieren. Die Sichtbarkeit der Geschichte bildete die Leitidee dieser neuartigen Museumskonzeption. Das Museum musste zwar vorzeitig aufgelöst werden, seine Disposition wurde jedoch in einer spektakulären Stichserie des Oratorianers Giuseppe Bianchini veranschaulicht. Diese imaginäre Galerie (1752 1754) ist das entscheidende Bindeglied zwischen dem nicht zur Verwirklichung gelangten Museo Ecclesiastico und dem Museo Sacro (1757), das unter Papst Benedikt XIV. als das erste öffentliche Museum im Vatikan eingerichtet worden war. Die Autorin weist den engen Zusammenhang der vatikanischen Museumsplanungen nach und ermittelt deren herausragende Position in der Sammlungs- und Wissenskultur des frühen 18. Jahrhunderts.