Am Neujahrstag 1818 erschien Mary Shelleys Roman "Frankenstein" erstmals in einer dreibändigen Auflage von nur 500 Exemplaren und ohne Nennung des Autors. Manche dachten, das Buch sei in seiner Tragweite zu radikal. Einige fanden das zentrale Thema faszinierend ... Niemand jedoch sah seinen grandiosen Erfolg voraus. Seitdem gab es viele Bearbeitungen des Stoffs - allein 120 Filme, so der aktuelle Stand - aber auch fürs Fernsehen, die Bühne, in Form von Romanen, Comics und Graphic Novels sowie in der Werbung und sogar auf Cornflakes-Verpackungen. Von einem Alptraum der Regency-Epoche (1811-1820) wurde Frankenstein zum knuddeligen Kindheitsbegleiter, dessen Monsterpersönlichkeit auf allen Kanälen gründlich kommuniziert wurde. Die Geschichte wurde als feministische Allegorie auf den Geburtsvorgang interpretiert, als ökologische Lesart von Mutter Erde, als Angriff auf die männlich dominierte Wissenschaft, als Ursprung der Science-Fiction, als Beispiel für "weibliche Gruselprosa" oderauch als Reaktion auf den Aufstieg des industriellen Proletariats und vieles mehr. Frankenstein lebt!
Dieses Buch, das den zweihundertsten Geburtstag von Frankenstein feiert, illustriert auf farbenfrohe und engagierte Art und Weise die Adaptionsgeschichte von Shelleys Frankenstein: von der limitierten Auflage bis hin zur inflationären Wiederkehr des Stoffes in der zeitgenössischen Kultur. Es enthält neue Forschungsergebnisse zu den Ursprüngen des Romans sowie einen Faksimile-Nachdruck der frühesten bekannten Manuskriptversion der Schöpfungsszene. Aber auch Bildmaterial zu den Bühnenbearbeitungen, das aus Zeitschriften, Programmheften, Druckgrafiken und Buchveröffentlichungen des 19. Jahrhunderts stammt. Außerdem sind zahlreiche Bildstrecken über viele der Filmversionen und ihre Einflüsse auf die Kunstgeschichte enthalten. Nicht zuletzt wird das Phänomen Frankenstein in der populären Kultur gewürdigt, und zwar mit Plakaten, Werbeanzeigen, Verpackungen, Comics und Graphic Novels.
Die deutsche Ausgabe erscheint Anfang 2018.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Dieses Buch, das den zweihundertsten Geburtstag von Frankenstein feiert, illustriert auf farbenfrohe und engagierte Art und Weise die Adaptionsgeschichte von Shelleys Frankenstein: von der limitierten Auflage bis hin zur inflationären Wiederkehr des Stoffes in der zeitgenössischen Kultur. Es enthält neue Forschungsergebnisse zu den Ursprüngen des Romans sowie einen Faksimile-Nachdruck der frühesten bekannten Manuskriptversion der Schöpfungsszene. Aber auch Bildmaterial zu den Bühnenbearbeitungen, das aus Zeitschriften, Programmheften, Druckgrafiken und Buchveröffentlichungen des 19. Jahrhunderts stammt. Außerdem sind zahlreiche Bildstrecken über viele der Filmversionen und ihre Einflüsse auf die Kunstgeschichte enthalten. Nicht zuletzt wird das Phänomen Frankenstein in der populären Kultur gewürdigt, und zwar mit Plakaten, Werbeanzeigen, Verpackungen, Comics und Graphic Novels.
Die deutsche Ausgabe erscheint Anfang 2018.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.09.2018Wer weiß noch, dass das Monster den "Werther" las?
Über die Nacht des 17. zum 18. Juni 1816 in einer Ferienvilla am Genfer See ist viel geschrieben worden. Sogar Filme wurden über die kleine Gesellschaft gedreht, die sich dort unter dem Vorsitz Lord Byrons mit dem Erzählen selbst erfundener Gespenstergeschichten unterhielt. Vielleicht hat in dieser Nacht die damals achtzehnjährige Mary Godwin, die mit dem jungen (und verheirateten) Dichter Percy Bysse Shelley durchgebrannt war, Viktor Frankenstein und seiner Kreatur zum ersten Auftritt verholfen. Jedenfalls blieb sie bei der Sache, und Anfang 1818 erschien "Frankenstein or The Modern Prometheus" (während die gleichfalls in dieser Abendunterhaltung auf den Wege gebrachte erste moderne Vampir-Geschichte, die den Weg für Graf Draculas Karriere bahnte, nur auf Umwegen in die Öffentlichkeit fand).
Zum zweihundertsten Jahrestag hat ein eminenter Kenner des Horror-Genres einen stattlichen Band vorgelegt (Christopher Frayling: "Frankenstein". Die ersten zweihundert Jahre. Aus dem Englischen von Katrin Höller. Rare Art Press, London 2018. 205 S., Abb., geb., 39,95 [Euro]). Es ist schwer zu vermeiden, bei seinem umfangreichen Bildteil hängenzubleiben, dessen Titel "Frankenstein - ein visuelles Fest" keine Übertreibung ist. Doch den exzellenten Text von Frayling - Autor zahlreicher Bücher zur Populärkultur, insbesondere zum Film - sollte man darüber nicht vergessen. Er setzt ein bei der Geburtsstunde Frankensteins 1816, widmet sich bündig den in ihm verarbeiteten Quellen und folgt dann der Geschichte des mäßig erfolgreichen Buchs, das zuerst viel besuchte Theaterbearbeitungen und schließlich das Kino auf Geschichten vom verrückten Wissenschaftler und seinem dumpfen Monster herunterbrechen, obwohl im Roman ganz anderes zu lesen ist. Immerhin kamen dann auch Persiflagen ins Spiel. Auch sie sind im opulenten Bildteil vertreten, den Frayling mit knappen und eleganten Kommentaren versehen hat. (hmay)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Über die Nacht des 17. zum 18. Juni 1816 in einer Ferienvilla am Genfer See ist viel geschrieben worden. Sogar Filme wurden über die kleine Gesellschaft gedreht, die sich dort unter dem Vorsitz Lord Byrons mit dem Erzählen selbst erfundener Gespenstergeschichten unterhielt. Vielleicht hat in dieser Nacht die damals achtzehnjährige Mary Godwin, die mit dem jungen (und verheirateten) Dichter Percy Bysse Shelley durchgebrannt war, Viktor Frankenstein und seiner Kreatur zum ersten Auftritt verholfen. Jedenfalls blieb sie bei der Sache, und Anfang 1818 erschien "Frankenstein or The Modern Prometheus" (während die gleichfalls in dieser Abendunterhaltung auf den Wege gebrachte erste moderne Vampir-Geschichte, die den Weg für Graf Draculas Karriere bahnte, nur auf Umwegen in die Öffentlichkeit fand).
Zum zweihundertsten Jahrestag hat ein eminenter Kenner des Horror-Genres einen stattlichen Band vorgelegt (Christopher Frayling: "Frankenstein". Die ersten zweihundert Jahre. Aus dem Englischen von Katrin Höller. Rare Art Press, London 2018. 205 S., Abb., geb., 39,95 [Euro]). Es ist schwer zu vermeiden, bei seinem umfangreichen Bildteil hängenzubleiben, dessen Titel "Frankenstein - ein visuelles Fest" keine Übertreibung ist. Doch den exzellenten Text von Frayling - Autor zahlreicher Bücher zur Populärkultur, insbesondere zum Film - sollte man darüber nicht vergessen. Er setzt ein bei der Geburtsstunde Frankensteins 1816, widmet sich bündig den in ihm verarbeiteten Quellen und folgt dann der Geschichte des mäßig erfolgreichen Buchs, das zuerst viel besuchte Theaterbearbeitungen und schließlich das Kino auf Geschichten vom verrückten Wissenschaftler und seinem dumpfen Monster herunterbrechen, obwohl im Roman ganz anderes zu lesen ist. Immerhin kamen dann auch Persiflagen ins Spiel. Auch sie sind im opulenten Bildteil vertreten, den Frayling mit knappen und eleganten Kommentaren versehen hat. (hmay)
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