In ca. 120 alphabetisch geordneten Stichwörtern - von Ach bis Elite, von Apéritif bis Bundesbank, von Dezentralisation bis Diskretion, von Fischen bis Fortschritt, von Gewerkschaften bis Gott in Frankreich, von Präsident bis Promille, von Literaturpreise bis Tischmanieren und Tradition - gibt Josef Ebner ein Bild der Franzosen und des Verhältnisses von Franzosen und Deutschen. Seine Sicht ist ironisch oder bewundernd, amüsiert oder kritisch, je nach Gegenstand und Erfahrung, und jeder Deutsche, der dieses Land, seine Geschichte, die Lebensweise seiner Menschen kennt, wird manche interessante Neuentdeckung machen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.02.2000Europa
"Frankreich, mon amour. Ein Liebhaberlexikon" von Josef Ebner. Aufbau Verlag, Berlin 1999. 240 Seiten. Broschiert, 15,90 Mark. ISBN 3-7466-1458.
Niemand kann behaupten, dass die annähernd elf Millionen Deutschen, die jedes Jahr nach Frankreich verreisen, auf dieses Buch gewartet hätten. Denn die Werke, mit denen der westliche Nachbar bis in die letzte Marotte seiner kollektiven Psyche ausgeleuchtet wird, sind Legion, angefangen von den intelligenten "Innenansichten" des Briten Theodore Zelding bis hin zu den ausgebreiteten Bonmots des Fernsehjournalisten Ulrich Wickert. Selbst einzelne Stämme der Grand Nation wurden ausführlich beschrieben: Peter Mayle benötigte für seine Fallstudie des Provenzalen wie erinnerlich nur ein Jahr. Deutlich mehr Zeit ließ sich Josef Ebner. Seit mehr als zwanzig Jahren lebt der Autor in Frankreich, dem geliebten Land, wie er im Titel seines Buchs unmissverständlich kundtut - drum prüfe, wer sich ewig bindet. Ebner schaute lange und genau hin, vielleicht ein Erbe aus der Zeit, als er noch Fotograf gewesen ist; heute schreibt er Drehbücher. Was er notierte, sind keine verliebten Hymnen, sondern Szenen aus dem Alltag einer Ménage, zu denen Petitessen wie das "Grand Lit" oder der "Rond Point" zählen. Langjährige Frankreich-Kenner dürfen sich in ihren Beobachtungen bestätigt fühlen. Die anderen erfahren Dinge, die sonst nirgends publiziert sind: "De Gaulle" und "Derrick" stehen sich jenseits des Rheins in ihrer Beliebtheit wenig, im Sammelsurium alphabetisch geordneter Stichworte in nichts nach. Unter Il wie "Hausschuhe" erfährt man, dass in Frankreich dreimal so viel Paare pro Jahr gekauft werden wie bei uns. Ein Weltrekord zudem, der mit klarer Sicht und in vergnügten Worten erklärt wird. Das Buch wird obendrein zum nützlichen Reisebegleiter, wenn es etwa unter dem Stichwort "Abkürzungen" Fährten durch den französischen Großbuchstabendschungel schlägt: ein "VTT" ist ein Mountainbike, der "TGV" ein Hochgeschwindigkeitszug, das auf vielen Kaffeehausschildern angehängte "PMU" bedeutet, dass an der Theke Pferdewetten abgeschlossen werden können. Was man schon immer gern über den westlichen Nachbarn gewusst hätte - hier steht es. Und spätestens nach der Lektüre begreift man, dass man auf dieses Buch gewartet hat. (ksi)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Frankreich, mon amour. Ein Liebhaberlexikon" von Josef Ebner. Aufbau Verlag, Berlin 1999. 240 Seiten. Broschiert, 15,90 Mark. ISBN 3-7466-1458.
Niemand kann behaupten, dass die annähernd elf Millionen Deutschen, die jedes Jahr nach Frankreich verreisen, auf dieses Buch gewartet hätten. Denn die Werke, mit denen der westliche Nachbar bis in die letzte Marotte seiner kollektiven Psyche ausgeleuchtet wird, sind Legion, angefangen von den intelligenten "Innenansichten" des Briten Theodore Zelding bis hin zu den ausgebreiteten Bonmots des Fernsehjournalisten Ulrich Wickert. Selbst einzelne Stämme der Grand Nation wurden ausführlich beschrieben: Peter Mayle benötigte für seine Fallstudie des Provenzalen wie erinnerlich nur ein Jahr. Deutlich mehr Zeit ließ sich Josef Ebner. Seit mehr als zwanzig Jahren lebt der Autor in Frankreich, dem geliebten Land, wie er im Titel seines Buchs unmissverständlich kundtut - drum prüfe, wer sich ewig bindet. Ebner schaute lange und genau hin, vielleicht ein Erbe aus der Zeit, als er noch Fotograf gewesen ist; heute schreibt er Drehbücher. Was er notierte, sind keine verliebten Hymnen, sondern Szenen aus dem Alltag einer Ménage, zu denen Petitessen wie das "Grand Lit" oder der "Rond Point" zählen. Langjährige Frankreich-Kenner dürfen sich in ihren Beobachtungen bestätigt fühlen. Die anderen erfahren Dinge, die sonst nirgends publiziert sind: "De Gaulle" und "Derrick" stehen sich jenseits des Rheins in ihrer Beliebtheit wenig, im Sammelsurium alphabetisch geordneter Stichworte in nichts nach. Unter Il wie "Hausschuhe" erfährt man, dass in Frankreich dreimal so viel Paare pro Jahr gekauft werden wie bei uns. Ein Weltrekord zudem, der mit klarer Sicht und in vergnügten Worten erklärt wird. Das Buch wird obendrein zum nützlichen Reisebegleiter, wenn es etwa unter dem Stichwort "Abkürzungen" Fährten durch den französischen Großbuchstabendschungel schlägt: ein "VTT" ist ein Mountainbike, der "TGV" ein Hochgeschwindigkeitszug, das auf vielen Kaffeehausschildern angehängte "PMU" bedeutet, dass an der Theke Pferdewetten abgeschlossen werden können. Was man schon immer gern über den westlichen Nachbarn gewusst hätte - hier steht es. Und spätestens nach der Lektüre begreift man, dass man auf dieses Buch gewartet hat. (ksi)
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