Die immer komplexer werdenden Methoden, die am Werk Franz Kafkas erprobt wurden, haben den Zugang zu seinen Schriften nicht leichter gemacht. Aktueller denn je erscheint heute der Ratschlag Walter Benjamins, Kafkas Schriften nicht zu deuten, sondern als einen Kodex von Gesten zu lesen, als eine befremdliche Gebärdensprache, die immer neue Fragen aufwerfen kann. Das Buch stellt den ersten umfassenden Versuch dar, das Erkenntnispotential von Kafkas Gesten zu erörtern und auf seine aktuelle Lesbarkeit hin zu befragen. Thematisiert werden Kafkas ausgeprägter Sinn für mimische und gestische Details, sein zeichnerisches Talent, seine Liebe zur kollektiven Melodie des jiddischen Theaters oder die Affinität seiner Texte zum Stummfilm, die Gesten als Indizien im Kräftespiel einer Macht, deren Effekte nur an den Deformationen der menschlichen Haltung erkennbar sind. Die Studie bietet neue Einsichten in ein Werk von weltliterarischem Rang, dem es noch nicht gelungen ist, sich von den Kafkaesken Mythen und Legenden zu befreien, die das 20. Jahrhundert geprägt hat. Im medial geschärften und technisch ernüchterten Blick der Gegenwart gewinnen Kafkas Gesten ihre volle Signifikanz: als Träger einer Form des kulturellen Gedächtnisses, in dem vielleicht mit den Spuren der Entfremdung auch die Momente einer profanen Erlösung entzifferbar sind.
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