Franz Marc (1880-1916) was one of the most important members of the Blue Rider group of painters, together with other outstanding artists such as Wassily Kandinsky, Gabriele Munter, August Macke, Paul Klee and Alfred Kubin. The group marked the high point of German Expressionism and had a profound influence on international art during the brief period from its formation to the beginning of the First World War. This volume, the second of a three-part catalogue raisonne of Franz Marc's work, is devoted to the watercolors, works on paper, sculpture and decorative arts. All the pieces included have been newly researched and documented by the Stadtische Galerie at the Lenbachhaus in Munich. Each entry provides details of technique, provenance, exhibitions and literature.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.04.2012Puzzle eines Malerlebens
Die Kunsthistorikerinnen Annegret Hoberg und Isabelle Jansen haben ein Werkverzeichnis der Skizzen und Druckgrafiken von Franz Marc erstellt
Von Sabine Reithmaier
München – Annegret Hoberg mag das Japan-Skizzenbuch Franz Marcs am liebsten. „Das sind so wunderbar zarte Miniaturen“, sagt die Kunsthistorikerin. Der Begriff Buch führt freilich ziemlich in die Irre, denn eigentlich handelt es sich nur um sechs einzelne Blätter aus dem Jahr 1913. Und das Wort Skizzen weckt ebenfalls falsche Assoziationen angesichts der vollendeten Kunstwerke. Ein buntes Chamäleon ist darunter, ein blaues Pferd mit Regenbogen oder eine Landschaft mit grünem Tier.
Der Rest des Buches fehlt, ist unauffindbar. Und weil Maria Marc, die Witwe des Malers, im Gegensatz zu den anderen 32 Skizzenbüchern ausgerechnet dieses Heft nicht paginiert hat, weiß bis heute niemand, ob es nicht noch weitere Blätter gegeben hat. Nicht einmal Annegret Hoberg und Isabelle Jansen, die in akribischer Detektivarbeit diesen Skizzenbüchern nachgeforscht haben. Das Ergebnis ihrer Rekonstruktionsarbeit, der dritte Band des Franz-Marc-Werkverzeichnisses, liegt jetzt vor. In dem umfangreichen Werk sind nicht nur die Skizzenbücher aus den Jahren 1904 bis 1915 erstmals vollständig publiziert, sondern auch die komplette Druckgrafik.
885 Skizzenbuchblätter mit rund 1000 Abbildungen haben die Kunsthistorikerinnen zusammengetragen. Ein mühsames Geschäft, denn aus den 33 Heften wurden über viele Jahre hinweg immer wieder Zeichnungen herausgelöst, erstmals schon im Herbst 1916 anlässlich einer frühen Gedächtnisausstellung. Dann wieder, als Rudolf Probst in Dresden 1927 Marcs Arbeiten auf Papier zeigte. Auch Otto Stangl, der von Maria Marc bestimmte Nachlassverwalter, entnahm seit Ende der 40er Jahre immer wieder Skizzen und verkaufte sie, bis er 1982/83 den noch vorhandenen Rest an das Germanische Nationalmuseum veräußerte. Von den Büchern 23 und 25 waren da nur mehr die Einbände übrig, die Nummern 27, 31 und das Japan-Buch fehlten ganz. Aber immerhin liegen in Nürnberg 523 Blätter. Das berühmte „Skizzenbuch aus dem Felde“, die Nummer 32 aus dem Jahr 1915, hatte bereits 1955 die Graphische Sammlung München erworben.
Die 523 Blätter mit den zirka 602 Abbildungen in Nürnberg waren das Grundgerüst der Rekonstruktion. Die anderen Arbeiten sind weltweit verstreut. Zum Glück hatte Maria Marc fast alle Bücher mit römischen Nummern versehen und fast jedes Blatt mit arabischen „Bleistiftnümmerchen“ (Hoberg) gekennzeichnet. „Dadurch fiel es uns leichter, Lücken zu erkennen“, sagt die Kuratorin im Lenbachhaus, die dort auch für die Abteilung Blauer Reiter zuständig ist.
Ein weiteres Kriterium für die virtuelle Rekonstruktion der Hefte waren das jeweilige Format des Buchs, die Papierart, die Form der Ecken oder die Bindung. Die erste Werkliste hat Mitte der dreißiger Jahre Maria Marc selbst erstellt: Mit Schreibmaschine beschrieb sie für das erste Werkverzeichnis von Alois Schardt jedes einzelne Blatt. So detailliert, dass es Hoberg und Jansen beispielsweise gelang, die mehr als 100 Katzenskizzen den einzelnen Büchern zuzuordnen. Außerdem notierte die Witwe auch, welche Bilder im jeweiligen Buch schon fehlten, allerdings nicht mit der Akribie, die sich die Forscherinnen wünschten.
Ihre Arbeit nahmen Jansen und Hoberg bereits 1997 auf. „Wir begannen mit allen Gattungen gleichzeitig“, erinnert sich Hoberg. Früh stellte sich heraus, dass die Skizzenbücher viel Aufwand und Spürsinn erfordern würden, deutlich mehr als die 240 Gemälde Franz Marcs, von denen zudem 40 verschollen oder zerstört sind. Den ersten Band des Werkverzeichnisses schlossen die Kunsthistorikerinnen bereits 2003 ab, der zweite mit Aquarellen, Gouachen, Postkarten, Plastiken folgte 2004.
Das älteste Skizzenbuch stammt aus dem Jahr 1904. Kaum zu glauben, dass der 1880 geborene Marc vorher nichts festgehalten haben soll. „Hat er schon, aber vermutlich zerstörte er alles selbst“, sagt Hoberg. Zumindest ließen sich Briefe an seinen Bruder Paul – „meine Stümpereien von früher, in jeglicher Hinsicht, verstehe ich einfach nicht“ (1901) oder seine Mutter in diese Richtung deuten, auch wenn bislang keine schriftliche Quelle bekannt ist, die das wirklich bestätigt. Doch anders ist kaum erklärbar, dass aus seiner dreijährigen Akademiezeit weder Zeichnungen noch Gemälde noch Skizzen erhalten sind. Er hatte es wohl schwer, seinen künstlerischen Werdegang gegenüber seiner bildungsbürgerlichen, bourgeoisen Familie zu rechtfertigen, mutmaßt Hoberg. Der Durchbruch gelang erst 1909/10.
Überrascht stellt man beim Durchblättern des Buchs fest, für wie viele Themen sich Marc interessierte. Natürlich zeichnet er, meist mit dem Bleistift, gelegentlich auch mit Tusche, auf Vorder- und Rückseiten der Blätter von Anfang an Tiere: Pferde, Schafe, Hasen, auch Möwenschwärme, mit Drachen kämpfende Löwen, Elefanten auf einem Schiff. Bis 1910 skizziert er aber genauso viele weibliche Akte, dazu Akrobaten, Hockeyspieler, Turner, exotische Tänzerinnen. Die Einflüsse außereuropäischer Kunst sind unverkennbar. Viele der Motive tauchen in seinen anderen Werken nicht auf. Erst von 1911 an dominiert in den Skizzenbüchern das Tier, dazu kommen wenig später abstrakte Kompositionen und figurative Zeichnungen. Spätestens von da an glaubt man, fast all die kleinen farbigen Aquarelle oder Gouachen schon zu kennen. Marc nutzte die Skizzen als Vorstudien zu Gemälden oder Papierarbeiten. Kein Wunder, dass der Kunstmarkt von diesen Blättern begeistert war.
Das druckgrafische Werk Marcs dagegen ist überschaubar: Ein früher Radierversuch, 21 Lithographien, davon 14 größere selbständige Blätter, und 22 Holzschnitte, vier farbige, der Rest schwarzweiß. Hoberg hat hier, unterstützt von Claudia Albrecht, die Fleißarbeit vollbracht, für jedes Blatt nicht nur die Herkunft, sondern auch die verschiedenen Auflagen und Standorte herauszufiltern. „Es war auch schwierig zu entscheiden, welches Exemplar wir als repräsentative Abbildung wählen.“ Lithographien stellte Marc von 1907 an her, einzig und allein aus dem Grund, um damit ein bisschen Geld zu verdienen. Die Auflagen waren niedrig, oft handelt es sich nur um zwei Exemplare.
Anders verhält es sich bei den Holzschnitten, bei denen Hoberg bis zu sechs Auflagen ermittelte. Sie entstanden kontinuierlich von 1911/12 an, vermutlich auf Anregung Kandinskys und in Zusammenhang mit der Illustrierung des Almanachs „Blauer Reiter“. Elf davon veröffentlichte Herwarth Walden in der Berliner Zeitschrift Der Sturm, eine frühe zweite Auflage, für die Marc die originalen Holzstöcke nach Berlin schickte. Den maschinellen Druck in Berlin überstanden manche der Holzstöcke nicht gut, weshalb spätere Drucke eine mittig über das Bild laufende Bruchlinie ziert. Der elfte Holzschnitt „Löwenjagd nach Delacroix“ wurde erst 1915 abgedruckt, zu einer Zeit, als Marc schon im Krieg war und Maria den Holzstock versenden musste. Neben den Nachdrucken zu Marcs Lebzeiten gibt es die posthumen, die meist Maria Marc abzog, aber auch die Stangl-Nachdrucke von 1984.
Das alles zu identifizieren und zu systematisieren, ist eine echte Puzzlearbeit. „Im Nachhinein frage ich mich wirklich, wie wir es geschafft haben“, sagt Hoberg. Und es ist nicht schwer, sich vorzustellen, welch eine Herausforderung die völlig unterschiedlichen Maße der Skizzen für die Grafikerin waren und wie kostspielig es trotz mancher Sponsoren für einen Verlag ist, so einen reich bebilderten Band zu drucken.
Während Annegret Hoberg im Augenblick von Archiv- und Dokumentationsarbeit genug hat, ist Isabelle Jansen, Geschäftsführerin der Gabriele-Münter- und Johannes-Eichner-Stiftung, gerade dabei, ein Münter-Werkverzeichnis zu erarbeiten. Auch keine kleine Herausforderung schon allein wegen der Quantität des Münterschen Opus – vieles davon ist in Privatbesitz – und aufgrund der vielen Fälscher, die sich an Münter erproben.
Vielleicht gibt es nach der Wiedereröffnung des Lenbachhauses auch bald eine Münter-Ausstellung. Zuvor wird es 2014/15 eine Ausstellung über die Künstlerfreundschaft Franz Marcs und August Mackes geben. Hoberg ist schon mitten in der Planungsphase. Marc ist nämlich auch als Leihgabe nur schwer zu bekommen. Es gibt einfach so wenig. „Was da ist, wird heiß umkämpft.“
Annegret Hoberg, Isabelle Jansen, Franz Marc Werkverzeichnis, Band 3: Skizzenbücher und Druckgraphik, Verlag C. H. Beck, 2011, 432 Seiten, 1300 Abbildungen, 348 Euro
Viele der Arbeiten
sind in der
ganzen Welt verstreut.
Der Kunstmarkt
war von diesen
Blättern begeistert.
„Rote Hirtin mit Schafen“, aus dem Skizzenbuch XXXI. Foto: Franz Marc-Werkverzeichnis
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Die Kunsthistorikerinnen Annegret Hoberg und Isabelle Jansen haben ein Werkverzeichnis der Skizzen und Druckgrafiken von Franz Marc erstellt
Von Sabine Reithmaier
München – Annegret Hoberg mag das Japan-Skizzenbuch Franz Marcs am liebsten. „Das sind so wunderbar zarte Miniaturen“, sagt die Kunsthistorikerin. Der Begriff Buch führt freilich ziemlich in die Irre, denn eigentlich handelt es sich nur um sechs einzelne Blätter aus dem Jahr 1913. Und das Wort Skizzen weckt ebenfalls falsche Assoziationen angesichts der vollendeten Kunstwerke. Ein buntes Chamäleon ist darunter, ein blaues Pferd mit Regenbogen oder eine Landschaft mit grünem Tier.
Der Rest des Buches fehlt, ist unauffindbar. Und weil Maria Marc, die Witwe des Malers, im Gegensatz zu den anderen 32 Skizzenbüchern ausgerechnet dieses Heft nicht paginiert hat, weiß bis heute niemand, ob es nicht noch weitere Blätter gegeben hat. Nicht einmal Annegret Hoberg und Isabelle Jansen, die in akribischer Detektivarbeit diesen Skizzenbüchern nachgeforscht haben. Das Ergebnis ihrer Rekonstruktionsarbeit, der dritte Band des Franz-Marc-Werkverzeichnisses, liegt jetzt vor. In dem umfangreichen Werk sind nicht nur die Skizzenbücher aus den Jahren 1904 bis 1915 erstmals vollständig publiziert, sondern auch die komplette Druckgrafik.
885 Skizzenbuchblätter mit rund 1000 Abbildungen haben die Kunsthistorikerinnen zusammengetragen. Ein mühsames Geschäft, denn aus den 33 Heften wurden über viele Jahre hinweg immer wieder Zeichnungen herausgelöst, erstmals schon im Herbst 1916 anlässlich einer frühen Gedächtnisausstellung. Dann wieder, als Rudolf Probst in Dresden 1927 Marcs Arbeiten auf Papier zeigte. Auch Otto Stangl, der von Maria Marc bestimmte Nachlassverwalter, entnahm seit Ende der 40er Jahre immer wieder Skizzen und verkaufte sie, bis er 1982/83 den noch vorhandenen Rest an das Germanische Nationalmuseum veräußerte. Von den Büchern 23 und 25 waren da nur mehr die Einbände übrig, die Nummern 27, 31 und das Japan-Buch fehlten ganz. Aber immerhin liegen in Nürnberg 523 Blätter. Das berühmte „Skizzenbuch aus dem Felde“, die Nummer 32 aus dem Jahr 1915, hatte bereits 1955 die Graphische Sammlung München erworben.
Die 523 Blätter mit den zirka 602 Abbildungen in Nürnberg waren das Grundgerüst der Rekonstruktion. Die anderen Arbeiten sind weltweit verstreut. Zum Glück hatte Maria Marc fast alle Bücher mit römischen Nummern versehen und fast jedes Blatt mit arabischen „Bleistiftnümmerchen“ (Hoberg) gekennzeichnet. „Dadurch fiel es uns leichter, Lücken zu erkennen“, sagt die Kuratorin im Lenbachhaus, die dort auch für die Abteilung Blauer Reiter zuständig ist.
Ein weiteres Kriterium für die virtuelle Rekonstruktion der Hefte waren das jeweilige Format des Buchs, die Papierart, die Form der Ecken oder die Bindung. Die erste Werkliste hat Mitte der dreißiger Jahre Maria Marc selbst erstellt: Mit Schreibmaschine beschrieb sie für das erste Werkverzeichnis von Alois Schardt jedes einzelne Blatt. So detailliert, dass es Hoberg und Jansen beispielsweise gelang, die mehr als 100 Katzenskizzen den einzelnen Büchern zuzuordnen. Außerdem notierte die Witwe auch, welche Bilder im jeweiligen Buch schon fehlten, allerdings nicht mit der Akribie, die sich die Forscherinnen wünschten.
Ihre Arbeit nahmen Jansen und Hoberg bereits 1997 auf. „Wir begannen mit allen Gattungen gleichzeitig“, erinnert sich Hoberg. Früh stellte sich heraus, dass die Skizzenbücher viel Aufwand und Spürsinn erfordern würden, deutlich mehr als die 240 Gemälde Franz Marcs, von denen zudem 40 verschollen oder zerstört sind. Den ersten Band des Werkverzeichnisses schlossen die Kunsthistorikerinnen bereits 2003 ab, der zweite mit Aquarellen, Gouachen, Postkarten, Plastiken folgte 2004.
Das älteste Skizzenbuch stammt aus dem Jahr 1904. Kaum zu glauben, dass der 1880 geborene Marc vorher nichts festgehalten haben soll. „Hat er schon, aber vermutlich zerstörte er alles selbst“, sagt Hoberg. Zumindest ließen sich Briefe an seinen Bruder Paul – „meine Stümpereien von früher, in jeglicher Hinsicht, verstehe ich einfach nicht“ (1901) oder seine Mutter in diese Richtung deuten, auch wenn bislang keine schriftliche Quelle bekannt ist, die das wirklich bestätigt. Doch anders ist kaum erklärbar, dass aus seiner dreijährigen Akademiezeit weder Zeichnungen noch Gemälde noch Skizzen erhalten sind. Er hatte es wohl schwer, seinen künstlerischen Werdegang gegenüber seiner bildungsbürgerlichen, bourgeoisen Familie zu rechtfertigen, mutmaßt Hoberg. Der Durchbruch gelang erst 1909/10.
Überrascht stellt man beim Durchblättern des Buchs fest, für wie viele Themen sich Marc interessierte. Natürlich zeichnet er, meist mit dem Bleistift, gelegentlich auch mit Tusche, auf Vorder- und Rückseiten der Blätter von Anfang an Tiere: Pferde, Schafe, Hasen, auch Möwenschwärme, mit Drachen kämpfende Löwen, Elefanten auf einem Schiff. Bis 1910 skizziert er aber genauso viele weibliche Akte, dazu Akrobaten, Hockeyspieler, Turner, exotische Tänzerinnen. Die Einflüsse außereuropäischer Kunst sind unverkennbar. Viele der Motive tauchen in seinen anderen Werken nicht auf. Erst von 1911 an dominiert in den Skizzenbüchern das Tier, dazu kommen wenig später abstrakte Kompositionen und figurative Zeichnungen. Spätestens von da an glaubt man, fast all die kleinen farbigen Aquarelle oder Gouachen schon zu kennen. Marc nutzte die Skizzen als Vorstudien zu Gemälden oder Papierarbeiten. Kein Wunder, dass der Kunstmarkt von diesen Blättern begeistert war.
Das druckgrafische Werk Marcs dagegen ist überschaubar: Ein früher Radierversuch, 21 Lithographien, davon 14 größere selbständige Blätter, und 22 Holzschnitte, vier farbige, der Rest schwarzweiß. Hoberg hat hier, unterstützt von Claudia Albrecht, die Fleißarbeit vollbracht, für jedes Blatt nicht nur die Herkunft, sondern auch die verschiedenen Auflagen und Standorte herauszufiltern. „Es war auch schwierig zu entscheiden, welches Exemplar wir als repräsentative Abbildung wählen.“ Lithographien stellte Marc von 1907 an her, einzig und allein aus dem Grund, um damit ein bisschen Geld zu verdienen. Die Auflagen waren niedrig, oft handelt es sich nur um zwei Exemplare.
Anders verhält es sich bei den Holzschnitten, bei denen Hoberg bis zu sechs Auflagen ermittelte. Sie entstanden kontinuierlich von 1911/12 an, vermutlich auf Anregung Kandinskys und in Zusammenhang mit der Illustrierung des Almanachs „Blauer Reiter“. Elf davon veröffentlichte Herwarth Walden in der Berliner Zeitschrift Der Sturm, eine frühe zweite Auflage, für die Marc die originalen Holzstöcke nach Berlin schickte. Den maschinellen Druck in Berlin überstanden manche der Holzstöcke nicht gut, weshalb spätere Drucke eine mittig über das Bild laufende Bruchlinie ziert. Der elfte Holzschnitt „Löwenjagd nach Delacroix“ wurde erst 1915 abgedruckt, zu einer Zeit, als Marc schon im Krieg war und Maria den Holzstock versenden musste. Neben den Nachdrucken zu Marcs Lebzeiten gibt es die posthumen, die meist Maria Marc abzog, aber auch die Stangl-Nachdrucke von 1984.
Das alles zu identifizieren und zu systematisieren, ist eine echte Puzzlearbeit. „Im Nachhinein frage ich mich wirklich, wie wir es geschafft haben“, sagt Hoberg. Und es ist nicht schwer, sich vorzustellen, welch eine Herausforderung die völlig unterschiedlichen Maße der Skizzen für die Grafikerin waren und wie kostspielig es trotz mancher Sponsoren für einen Verlag ist, so einen reich bebilderten Band zu drucken.
Während Annegret Hoberg im Augenblick von Archiv- und Dokumentationsarbeit genug hat, ist Isabelle Jansen, Geschäftsführerin der Gabriele-Münter- und Johannes-Eichner-Stiftung, gerade dabei, ein Münter-Werkverzeichnis zu erarbeiten. Auch keine kleine Herausforderung schon allein wegen der Quantität des Münterschen Opus – vieles davon ist in Privatbesitz – und aufgrund der vielen Fälscher, die sich an Münter erproben.
Vielleicht gibt es nach der Wiedereröffnung des Lenbachhauses auch bald eine Münter-Ausstellung. Zuvor wird es 2014/15 eine Ausstellung über die Künstlerfreundschaft Franz Marcs und August Mackes geben. Hoberg ist schon mitten in der Planungsphase. Marc ist nämlich auch als Leihgabe nur schwer zu bekommen. Es gibt einfach so wenig. „Was da ist, wird heiß umkämpft.“
Annegret Hoberg, Isabelle Jansen, Franz Marc Werkverzeichnis, Band 3: Skizzenbücher und Druckgraphik, Verlag C. H. Beck, 2011, 432 Seiten, 1300 Abbildungen, 348 Euro
Viele der Arbeiten
sind in der
ganzen Welt verstreut.
Der Kunstmarkt
war von diesen
Blättern begeistert.
„Rote Hirtin mit Schafen“, aus dem Skizzenbuch XXXI. Foto: Franz Marc-Werkverzeichnis
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de