In Franz Mehrings Lebenszeit (1846-1919) fallen die deutschen Einigungskriege (1864-1871), die Epoche des deutschen Kaiserreichs, dessen Götterdämmerung im 1. Weltkrieg und die deutsche Revolution von 1918; Ereignisse, die er kritisch begleitete und historiographisch festhielt, dazu vor allem auch die Anfänge und ersten Jahrzehnte der deutschen Arbeiterbewegung. Hervorgegangen aus einer Familie preußischer Beamter und Pfarrer, entwickelte er sich über bürgerlich-philanthropische und nationalliberale Stadien seines Denkens zum besten Publizisten der Sozialdemokratie seiner Zeit, zu deren erstem Geschichtsschreiber, zum Historiker und Theoretiker der Literatur und Philosophie und zum großen Journalisten. Er hinterließ ein umfassendes, bis heute nicht ausgeschöpftes Schrifttum von höchstem Rang, das zugleich eine unüberbietbar interessante Quelle für die Geschichte des Wilhelminismus sowie der Arbeiterbewegung bildet.