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Auf der Deutschlandfunk-Empfehlungsliste "Die besten 7"Franziska ist vorsichtig und nicht besonders mutig. Sie streichelt keine fremden Hunde und springt nicht über tiefe Gräben. Doch als beim Kindergartenausflug plötzlich alle weg sind, ist sie auf einmal ganz allein im Wald. Statt den Weg zurück findet sie ein Rudel Wölfe. Angst spielt auf einmal keine Rolle mehr für sie, denn die Wölfe wollen unterhalten werden. Also spielt Franziska mit ihnen, kocht für sie Schlammbambersuppe und singt ihnen traurige Lieder zur Nacht. So ist Franziska der beste Spielkamerad, den die Wölfe je hatten. Am…mehr

Produktbeschreibung
Auf der Deutschlandfunk-Empfehlungsliste "Die besten 7"Franziska ist vorsichtig und nicht besonders mutig. Sie streichelt keine fremden Hunde und springt nicht über tiefe Gräben. Doch als beim Kindergartenausflug plötzlich alle weg sind, ist sie auf einmal ganz allein im Wald. Statt den Weg zurück findet sie ein Rudel Wölfe. Angst spielt auf einmal keine Rolle mehr für sie, denn die Wölfe wollen unterhalten werden. Also spielt Franziska mit ihnen, kocht für sie Schlammbambersuppe und singt ihnen traurige Lieder zur Nacht. So ist Franziska der beste Spielkamerad, den die Wölfe je hatten. Am nächsten Morgen findet sie auch wieder in den Kindergarten zurück. Und ab sofort traut sie sich allerhand zu!
Autorenporträt
Pija Lindenbaum, geboren 1955 in Nordschweden, gehört zu den bekanntesten Autorinnen und Illustratorinnen von Bilderbüchern ihres Landes. Meistens schreibt sie über Mädchen: "Es gibt kaum Bücher über Mädchen. Wenn mal eins vorkommt, ist es meistens supersüß - mit Lockenhaar und so. Ich will von starken Mädchen schreiben!" Für Franziska und die Wölfe erhielt sie den Augustpreis, den wichtigsten Literaturpreis Schwedens.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2002

Wo die wilden Wölfe wohnen
Frech und genial: Pija Lindenbaum schickt ein Kind in den Wald

Rotkäppchen heißt jetzt Franziska. Sie trägt einen roten Kapuzenpulli, geht in einen schwedischen Kindergarten und hat vor jeder Kleinigkeit Angst. Hätte die Märchen-Mutter sie in den Wald zur Großmutter geschickt, wäre sie sicherlich niemals vom Wege abgekommen. Man könnte sich ja an Tannennadeln pieksen, hätte sie gedacht. So eine ist Franziska. Ein großer dunkler Wald ist nichts für sie, genau wie einiges andere auch: Hunde streicheln, Regenwürmer anfassen, über den Bach springen - sollen doch die anderen Kinder all das tun, johlend und lachend, sie hält sich lieber abseits. Oder sie klammert sich an der dicken Frau Köpke fest, obwohl die nichts anderes sagt als "Na, das wird ein Spaß!" Franziska ist es nicht so wichtig, daß eine Sache Spaß macht. Hauptsache, sie ist nicht gefährlich.

Pija Lindenbaum hat schon einmal ein Märchen umgekrempelt. Mit "Elsemarie und die kleinen Papas" hat sie sich vor zehn Jahren über die modernen Väter lustig gemacht, indem sie ihnen die Rolle der Zwerge in "Schneewittchen" zuteilte - ein schräges, anarchisches Bilderbuch. "Franziska und die Wölfe" ist auf den ersten Blick braver erzählt, hat aber eine um so nachhaltigere subversive Kraft. Denn hier geht es um die innere Stärke der ängstlichen Kinder. Franziska ist entsetzlich passiv: Als sie die anderen im Wald aus den Augen verliert, bleibt sie einfach sitzen, wo sie ist. Bloß nicht bewegen, dann passiert auch nichts, scheint ihr Motto zu sein. Es ist erholsam, einmal auf eine Bilderbuchheldin zu treffen, die nicht frisch-frech-fröhlich, mädchen-mutig und sozial kompetent herumwuselt, sondern einfach nur dasitzt und ihren Ängsten und Schrullen freien Lauf läßt - und dabei eine Menge erlebt.

Denn jetzt kommen die Wölfe. Als die grauen Gesellen, fünf große Wölfe und ein niedliches Wölfchen, hinter den Baumstämmen hervorschleichen, hat Franziska gar keine Zeit, Angst zu kriegen, weil sie sofort mit ihnen Dinge unternimmt, die ihr Spaß machen. Außerdem ist sie die Bestimmerin. Als die Wölfe ihr erklären: "Wir spielen nicht. Wir stehen nur hinter Bäumen und knirschen", da bringt Franziska ihnen resolut das Spielen bei.

Für Franziska ist keine Angst dabei - Leute, die sich vor jeder Kleinigkeit fürchten, sind oft erstaunlich sicher, wenn es um Größeres geht. Für den Betrachter dagegen ist die Sache mit einer guten Portion Angstlust verbunden, wie man sie nur genießt, wenn man in Sicherheit ist. Struppige, mächtige Tiere mit gelben Augen und scharfen Zähnen versammeln sich da um das kleine Mädchen. Aber es sind nicht gerade Intelligenzbestien, wie man dank Pija Lindenbaums lakonischem Zeichenstrich sofort erkennt, mit dem sie die törichten Wölfe ebensowenig schont wie etwa dicke Erwachsene. Franziska behandelt die Wölfe wie eine Kindergartentante: geduldig, aber in wichtigen Fragen unnachgiebig. Vor dem Schlafengehen schickt sie alle zum Pinkeln hinter ihre Bäume. Da hocken sie und schauen mit schläfrigen Augen hinter den Stämmen hervor, während es "klingt, als würde es im Wald regnen". Unvermeidlich, daß dies ein Lieblingsbild der Kinder wird.

Wenn Pija Lindenbaum ihre Franziska so unbefangen mit den Wölfen umspringen läßt, mit aller Fürsorglichkeit, die zu einer echten Autoritätsperson gehört, dann grüßt sie damit einen seit vielen Jahren heißgeliebten Bilderbuchjungen, Maurice Sendaks Max mit seinen "Wilden Kerlen". Die Geschichte von Franziska ist künstlerisch schlichter angelegt und auf allen Ebenen weniger stilisiert. Bei ihr überwiegt die Wirklichkeit, bei Max das Träumerische. Dennoch: Falls Bilderbücher heute überhaupt noch Klassiker werden können, dann hat "Franziska" ein starkes Potential dazu, ein ähnlich elementares Bucherlebnis für Kinder zu werden wie die "Wilden Kerle".

Das liegt auch daran, daß dieses Buch niemanden zu einer bestimmten Deutung zwingt. Keine enttäuschende Auflösung kommt am Schluß, etwa in dem Sinn, es sei alles nur ein Traum gewesen. Es wird allerdings sehr sachte angedeutet, daß Franziska sich nach ihrer Schicksalsnacht bei den Wölfen durchaus ein wenig mehr traut als vorher. Die Geschichte bleibt ganz bei sich und in manchen Dingen ein Rätsel. Das werden alle zu schätzen wissen: die, welche sich vor jeder Kleinigkeit fürchten, und die anderen, bei denen es schon etwas mehr sein muß.

MONIKA OSBERGHAUS

Pija Lindenbaum: "Franziska und die Wölfe". Aus dem Schwedischen übersetzt von Birgitta Kicherer. Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2002. 40 S., geb., 13,80 [Euro]. Ab 4 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das muss wohl Begeisterung sein. Monika Osberghaus schreibt dem Bilderbuch von Pija Lindenbaum ein "starkes Potenzial" zu, ein Klassiker zu werden. Von der Geschichte des ängstlich-passiven Mädchens Franziska, das eines Tages im Wald ein Wolfsrudel trifft und sich mit ihm anfreundet, gehe eine "subversive Kraft" aus. "Erholsam" findet es die Rezensentin, einmal eine Bilderbuchheldin zu treffen, die nicht "frisch-frech-fröhlich, mädchen-mutig und sozial kompetent herumwuselt", sondern einfach sitzen bleibt und ihren "Ängsten und Schrullen freien Lauf lässt". Einen weiteren großen Vorteil des Buchs sieht die Rezensentin in der zurückhaltenden Pädagogik und dem offenen Schluss, der den Leser nicht zu einer Deutung zwingt. Dadurch bleibe die Geschichte bei sich "und in manchen Dingen ein Rätsel".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Falls Bilderbücher heute überhaupt noch Klassiker werden können, dann hat Franziska ein starkes Potenzial dazu, ein ähnlich elementares Bucherlebnis für Kinder zu werden wie 'Die wilden Kerle'." Monika Osberghaus, F.A.Z. "Diese Franziska hat das Zeug zur Serienheldin." General-Anzeiger, Bonn "Frech und genial!" Frankfurter Allgemeine Zeitung "Schwer zu sagen, worüber man mehr lachen muss, über den Text oder über die Zeichnungen." Bayerischer Rundfunk