Die französische Literatur war in den zurückliegenden Jahrhunderten und bis ins 21. Jahrhundert hinein ein Eckpfeiler der europäischen Literatur. Von ihr gingen viele Anregungen aus. Da verwundert es, dass man die deutschsprachigen Publikationen zur französischen Literaturgeschichte nahezu an einer
Hand abzählen kann.
Die „Französische Literaturgeschichte“ aus dem Verlag J.B. Metzler ist da…mehrDie französische Literatur war in den zurückliegenden Jahrhunderten und bis ins 21. Jahrhundert hinein ein Eckpfeiler der europäischen Literatur. Von ihr gingen viele Anregungen aus. Da verwundert es, dass man die deutschsprachigen Publikationen zur französischen Literaturgeschichte nahezu an einer Hand abzählen kann.
Die „Französische Literaturgeschichte“ aus dem Verlag J.B. Metzler ist da fast ein einsamer Leuchtturm. Sie liegt nun bereits in der 5. Auflage vor und hat sich seit ihrer ersten Auflage (1999) zu einem anerkannten Standardwerk entwickelt. Dem Herausgeber Jürgen Grimm und dem Autorenteam von dreizehn renommierten Literaturwissenschaftlern schien es notwendig, eine erweiterte und aktualisierte Gesamtdarstellung der französischen Literatur vorzulegen, wobei man sich um Homogenität aller Beiträge bemühte.
Durch den begrenzten Rahmen war es aber nicht immer möglich, die großen Autoren Frankreich und ihr Werk in ganzer Fülle zu präsentieren. Den Verfassern war es wichtiger, die französische Nationalliteratur in ihrer Gesamtheit darzustellen.
Der Ursprung der französischen Literatur liegt wie bei anderen Literaturen in der geistlichen Dichtung. Die nachfolgenden Epochen wurden von den Autoren in neun Kapitel unterteilt, die sich nach Umbrüchen im Denken und Fühlen der Menschen orientierten. Die ersten beiden Kapitel beleuchten die mittelalterliche Dichtung bis ins 15. Jahrhundert, die vorwiegend durch die katholische Kirche (Klöster) geprägt war, ehe sich dann im 13. Jahrhundert der Schwerpunkt der literarischen Aktivitäten in das Bürgertum verlagerte.
Die nächste Periode, die Literatur der Renaissance, markierte den Beginn der Neuzeit in Frankreich und war gleichzeitig das Bindeglied zwischen Mittelalter und Klassik, die von der absoluten Monarchie bestimmt wurde. Die Literatur des 18. Jahrhunderts war die Literatur der Aufklärung und der Französischen Revolution, die sich gegen den Feudalismus und seine klerikalen Stützen richtete. Von der großen Revolution bis zur Kommune waren Romantik und Realismus die vorherrschenden literarischen Strömungen, vorangetrieben von der industriellen Durchdringung aller Lebensbereiche.
Die Niederlage Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 bedeutete auch einen literarischen Neubeginn, der u.a. Naturalismus, Symbolismus, Belle Epoque und Surrealismus hervorbrachte. Die Literatur nach 1945 wurde zunächst von Themen wie Résistance und Demokratie beherrscht, ehe dann in den 80er Jahren eine neue Kulturpolitik die Oberhand gewann, in der neue Medienformen immer breiteren Raum einnahmen.
Um die Einheit der einzelnen Epochen zu veranschaulichen, wurde allen Kapiteln eine sozialgeschichtliche Einleitung vorangestellt, die auch den historischen Rahmen der einzelnen Literaturepochen berücksichtigt.
Den Abschluss bildet eine ausführliche Betrachtung der frankophonen Literaturen außer-halb Frankreichs, von der französischsprachigen Literatur in Belgien und Kanada bis zu den frankophonen Literaturen in Schwarzafrika, die mit der Eroberung durch die europäischen Kolonialmächte entstanden.
Über 300 Abbildungen, eine umfangreiche Bibliografie, die weitere Recherchen und Studien ermöglicht, sowie Namens- und Titelregister machen diesen Band zu einem präzisen und unentbehrlichen Nachschlagewerk.
Manfred Orlick