Ihr größter Feind ist unsere Gedankenlosigkeit
Würden Sie ein Restaurant besuchen, das keine Toilette hat? Würden Sie ins Theater gehen, wenn Sie nur in der allerletzten Reihe am Rand sitzen dürfen? Claudia Hontschik erzählt ihre eigene Geschichte und nimmt uns mit in ihren Alltag mit MS. Sie kann nicht laufen, sitzt im Rollstuhl, ist behindert. Oder besser: Sie wird ständig behindert. Neben Schnee und Glatteis, neben Treppenstufen, Schlaglöchern und Pflastersteinen ist die Gedankenlosigkeit ihr größter Feind. In kurzen und ergreifenden Geschichten erzählt sie, was wir eigentlich wirklich über das Leben mit MS wissen sollten - und vielleicht sind wir beim nächsten Mal dann nicht so gedankenlos...
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Würden Sie ein Restaurant besuchen, das keine Toilette hat? Würden Sie ins Theater gehen, wenn Sie nur in der allerletzten Reihe am Rand sitzen dürfen? Claudia Hontschik erzählt ihre eigene Geschichte und nimmt uns mit in ihren Alltag mit MS. Sie kann nicht laufen, sitzt im Rollstuhl, ist behindert. Oder besser: Sie wird ständig behindert. Neben Schnee und Glatteis, neben Treppenstufen, Schlaglöchern und Pflastersteinen ist die Gedankenlosigkeit ihr größter Feind. In kurzen und ergreifenden Geschichten erzählt sie, was wir eigentlich wirklich über das Leben mit MS wissen sollten - und vielleicht sind wir beim nächsten Mal dann nicht so gedankenlos...
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.12.2018Was fehlt
Nüchterne Notizen über den
Alltag mit Multipler Sklerose
Am Geburtstag ihres Mannes fing es an. Sie stolperte, blieb mit dem Fuß hängen, ihr war schwindelig. Auch der rechte Arm machte nicht mehr richtig mit; schon seit Wochen putzte sich Claudia Hontschik die Zähne nur noch mit der linken Hand. Erste Untersuchungen erbrachten den niederschmetternden Verdacht: Krebs. Diese Diagnose bestätigte sich zum Glück nicht, doch bei „Frau C.“, wie sie sich selbst nennt, wurde Multiple Sklerose (MS) festgestellt. 30 Jahre ist das jetzt her.
„Frau C. hat MS“ ist ein nüchternes, manchmal verstörend lakonisches Protokoll vom Leben mit der Krankheit, bei der nach und nach die Nerven nicht mehr richtig funktionieren. Natürlich ist die Autorin manchmal wütend, oft traurig und sie beklagt, was sie nicht mehr kann und verloren hat. Sie trauert, wenn sich eine weitere Körperfunktion nicht mehr beherrschen lässt und ihr die motorische Kontrolle entgleitet. Doch vor allem zeigt Hontschik ohne Selbstmitleid, was ihr im Alltag das Leben schwer macht und oft buchstäblich im Wege steht.
Dass Behinderte nicht in erster Linie behindert sind, sondern behindert werden, ist so dahingesagt und preist die Verantwortung der Gesellschaft für ihren nachlässigen Umgang mit Kranken und Benachteiligten ein. In diesem Buch wird anschaulich und – auf manchmal schmerzhafte Weise – nachvollziehbar, was das heißt. Claudia Hontschik schildert, wie es ist, ins Kino oder Theater zu wollen, sich auf eine Reise oder einen Restaurantbesuch zu freuen, aber es häufig nicht oder nur unter großem Aufwand hinzubekommen. Sie zeigt, was es heißt, wenn es erst unmöglich wird, selbst Auto zu fahren, die Körperpflege immer anstrengender wird und irgendwann nicht mehr ohne fremde Hilfe möglich ist.
Dieses Buch ist ein Buch für Gesunde. Es zeigt die kleinen und großen Achtlosigkeiten im Alltag, den fehlenden oder gleichgültigen Blick dafür, ob eine Innenstadt, eine Gaststätte oder ein Veranstaltungsort barrierefrei ist und wie sich Fußgänger schnell an der Frau mit dem Rollstuhl vorbeidrücken, um nicht aufgehalten zu werden. „Keine Zeit, nicht hingucken, schnell weiter“, wie Hontschik schreibt. Eine Anklage ist das nicht – sie hat aufgeschrieben, was fehlt.
WERNER BARTENS
Claudia Hontschik: Frau C. hat MS. Wenn die Nerven blank liegen. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2018. 128 Seiten, 16 Euro.
Dies ist ein Buch für Gesunde. Es
zeigt die Achtlosigkeit im Alltag
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Nüchterne Notizen über den
Alltag mit Multipler Sklerose
Am Geburtstag ihres Mannes fing es an. Sie stolperte, blieb mit dem Fuß hängen, ihr war schwindelig. Auch der rechte Arm machte nicht mehr richtig mit; schon seit Wochen putzte sich Claudia Hontschik die Zähne nur noch mit der linken Hand. Erste Untersuchungen erbrachten den niederschmetternden Verdacht: Krebs. Diese Diagnose bestätigte sich zum Glück nicht, doch bei „Frau C.“, wie sie sich selbst nennt, wurde Multiple Sklerose (MS) festgestellt. 30 Jahre ist das jetzt her.
„Frau C. hat MS“ ist ein nüchternes, manchmal verstörend lakonisches Protokoll vom Leben mit der Krankheit, bei der nach und nach die Nerven nicht mehr richtig funktionieren. Natürlich ist die Autorin manchmal wütend, oft traurig und sie beklagt, was sie nicht mehr kann und verloren hat. Sie trauert, wenn sich eine weitere Körperfunktion nicht mehr beherrschen lässt und ihr die motorische Kontrolle entgleitet. Doch vor allem zeigt Hontschik ohne Selbstmitleid, was ihr im Alltag das Leben schwer macht und oft buchstäblich im Wege steht.
Dass Behinderte nicht in erster Linie behindert sind, sondern behindert werden, ist so dahingesagt und preist die Verantwortung der Gesellschaft für ihren nachlässigen Umgang mit Kranken und Benachteiligten ein. In diesem Buch wird anschaulich und – auf manchmal schmerzhafte Weise – nachvollziehbar, was das heißt. Claudia Hontschik schildert, wie es ist, ins Kino oder Theater zu wollen, sich auf eine Reise oder einen Restaurantbesuch zu freuen, aber es häufig nicht oder nur unter großem Aufwand hinzubekommen. Sie zeigt, was es heißt, wenn es erst unmöglich wird, selbst Auto zu fahren, die Körperpflege immer anstrengender wird und irgendwann nicht mehr ohne fremde Hilfe möglich ist.
Dieses Buch ist ein Buch für Gesunde. Es zeigt die kleinen und großen Achtlosigkeiten im Alltag, den fehlenden oder gleichgültigen Blick dafür, ob eine Innenstadt, eine Gaststätte oder ein Veranstaltungsort barrierefrei ist und wie sich Fußgänger schnell an der Frau mit dem Rollstuhl vorbeidrücken, um nicht aufgehalten zu werden. „Keine Zeit, nicht hingucken, schnell weiter“, wie Hontschik schreibt. Eine Anklage ist das nicht – sie hat aufgeschrieben, was fehlt.
WERNER BARTENS
Claudia Hontschik: Frau C. hat MS. Wenn die Nerven blank liegen. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2018. 128 Seiten, 16 Euro.
Dies ist ein Buch für Gesunde. Es
zeigt die Achtlosigkeit im Alltag
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"Sie schildert den Ausbruch der Krankheit, die schrittweise Verschlechterung, die zunehmenden Probleme im Alltag anschaulich, unmittelbar, mit einem gleichsam nüchternen, auch schonungslosen Blick auf sich selbst. Vermutlich gerade weil ihr Stil so direkt und ohne jeglichen leidenden Unterton ist, geht einem die Lektüre nahe." Frankfurter Rundschau
"Sie hat ein wunderbares, lakonisches und gerade deshalb sehr ergreifendes Buch über ihren Alltag als Rollstuhlfahrerin geschrieben." Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
"Claudia Hontschik hat ein Buch geschrieben, in dem sie von ihren Alltagserfahrungen als MS-Kranke, die sich nur noch im Rollstuhl fortbewegen kann, erzählt." Frankfurter Neue Presse
"Ein informatives und gutes Buch" Evangelisches Frankfurt
"Sie hat ein wunderbares, lakonisches und gerade deshalb sehr ergreifendes Buch über ihren Alltag als Rollstuhlfahrerin geschrieben." Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
"Claudia Hontschik hat ein Buch geschrieben, in dem sie von ihren Alltagserfahrungen als MS-Kranke, die sich nur noch im Rollstuhl fortbewegen kann, erzählt." Frankfurter Neue Presse
"Ein informatives und gutes Buch" Evangelisches Frankfurt