Ein Jahr nach Beginn der Aufstände im Iran versammelt Marjane Satrapi in dieser Graphic Novel herausragende Zeichner:innen aus Iran, Europa und Amerika, um der Welt vor Augen zu führen, was wegen der Zensur nicht aus dem Land dringt. Im September 2022 wird die junge iranische Studentin Mahsa Amini von der Sittenpolizei in Teheran verhaftet. Ihr angebliches Vergehen: Sie soll ihr Kopftuch nicht «ordnungsgemäß» getragen haben. Auf der Polizeiwache wird sie so heftig geschlagen, dass sie drei Tage später stirbt. Der Tod der 22-jährigen Frau löste eine beispiellose Protestwelle aus, die sich bald im ganzen Land ausbreitete. Drei renommierte Iran-Experten und siebzehn außergewöhnliche Künstler:innen arbeiten in Solidarität mit dem iranischen Volk zusammen, um die historischen Ereignisse einzuordnen und zu bezeugen - für den Iran und für alle Frauen.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Es grenzt an Etikettenschwindel, findet Rezensent Julian Sadeghi, dass Marjane Satrapis Name auf dem Cover dieses Bandes steht. Schließlich hat die "Persepolis"-Autorin das Zeichnen hier einer ganzen Reihe von Kolleginnen und Kollegen überlassen, sie selbst fungiert als Herausgeberin. Inhaltlich geht es, erfahren wir, um die Geschichte des Iran, insbesondere in Bezug auf das islamistische Regime, das 1979 die Macht übernahm und im Band durchgehend negativ dargestellt wird. Ein wenig bleibt das Ergebnis aufgrund der Vielzahl an Beteiligten Stückwerk, kritisiert Sadeghi, der dennoch einige Passagen mit Gewinn liest, etwa wenn es um bigotte Kinder der religiösen Elite geht oder um die Vorbereitungen der Rebellen auf eine Demonstration. Als inhaltlich besonders ergiebig erweist sich ein grafisch inszeniertes Gespräch Satrapis mit dem Historiker Abbas Malekzadeh und dem Journalisten Jean-Pierre Perrin, so der Rezensent. Unter anderem geht es da, führt er aus, um das fragwürdige Bild, das iranische Festivalfilme von der Realität im Land zeichnen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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«So niederschwellig, vielfältig und kompakt bekommt man iranische Geschichte und Gegenwart selten erklärt.» Michael Wurmitzer Der Standard 20240103